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Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Titel: Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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linken Schulter und dem dazugehörigen Arm eine wilde Kraft; eine totale Konzentration aller Kräfte wandte sich in einer Drehbewegung gegen die gespannten Kettenglieder.
    Schmerz – irgendwo weit weg. Jetzt näher kommend, sein Handgelenk durchbohrend. Seine Augen gewannen ihre Sehschärfe zurück, und er schaute herunter. Sein linker Arm hing an seinem Körper herab.
    Zwei Glieder der Kette baumelten von der Handschelle um den Heizkörper. Das dritte Glied war gebrochen.
    Er hob seine linke Hand. Die metallene Schelle hatte sich tief in das schon verletzte Fleisch gepreßt, aber seine Finger bewegten sich noch. Mit äußerster Vorsicht drehte er sich zur Seite und zwang seinen taub gewordenen rechten Arm, sich zu beugen. Jetzt hatte er zwei zitternde Hände an der Bombe, die nun auf seiner Schulter ruhte. Schweiß rann ihm über das Gesicht und durchnäßte den Klebstreifen über seinem Mund. Nicht mehr weit. Ruhig jetzt. Ohne Hast. Niemand würde kommen, um die Tür zu öffnen …
    Er hob ein Bein in die Höhe und langte mit seiner linken Hand hinunter, um die Socke von seinem unbeschuhten Fuß mühsam abzustreifen. Es hatte keinen Zweck, sich auch die Finger bis auf den Knochen zu zerschneiden. Er stellte sich auf die Zehen, um dem Draht genügend Spielraum zu geben, und legte sich eine Windung um die Hand, während er die Socke als Polster verwendete. Die Bombe in ständiger Gleichlage haltend, zog er zuerst ganz vorsichtig den Draht nach unten. Dann stärker und immer stärker …
    Der Draht riß an der Stelle, wo er durch die Öse in der Decke lief. Beide Hände wieder um die Bombe gelegt, sank Willie langsam in die Knie. Dann beförderte er die Bombe auf den Fußboden. Er kniete darüber, rieb sich das Handgelenk und versuchte, das Zittern seines Körpers zu unterdrücken, als das Fenster zersplitterte.
    Er wandte den Kopf und sah einen Fensterladen offenstehen. Vier Stockwerke über dem Erdboden kauerte Modesty Blaise auf der Fensterbrüstung. Ihre Pistole suchte den Raum ab, dann kehrte ihr Blick zu Willie Garvin zurück. Er spürte, wie ein plötzliches, wildes Lachen in ihm aufstieg; die falsche Art von Lachen. Er hielt es zurück und schüttelte den Kopf in einer Geste, die beruhigend gemeint war. Dann hob er eine schwache Hand mit aufwärts gerichtetem Daumen. Sie war neben ihm, einen Arm um seine Schultern gelegt. Es folgte ein scharfer, wohltuender Schmerz, als sie den Klebstreifen von seinem Mund riß.
    Er kniete und hatte die Hände auf den Knien liegen, sog tiefe Züge Luft in seine Lungen und krächzte dann:
    «Reilly?»
    «Der Schlächter?» Sie hob die MAB-Automatic.
    «Himmel», sagte Willie. Dann: «Dich sollte es trotzdem sofort erwischen, sobald du hier die Tür öffnetest.»
    Sie ließ die Waffe in das Bucheimer Schulterhalbhalfter gleiten, das unter ihrer Bluse lag, in Quergrifflage unter ihrer linken Brust festgeschnallt. Willie hatte dieses Halfter speziell für sie zugerichtet. «Da mußte noch etwas anderes sein, Willie. Deshalb bin ich von dem darüberliegenden Zimmer aus heruntergeklettert.
    Diese großen ausgehöhlten Steinblöcke sind nach einer Leiter das beste, was es geben kann.»
    Er nickte, und auf seinem von Schmerz gezeichneten, blassen Gesicht zeigte sich der erste Anflug eines Grinsens. «Dann hätte ich mein Handgelenk schonen können», sagte er. Seine Stimme klang heiser, aber schon kräftiger.
    Behutsam nahm sie sein Handgelenk in ihre Hände.
    Rings um das von der zerbrochenen Handschelle zerschnittene Fleisch verfärbte sich die Haut zu einem dunklen Purpur. Ihre Augen suchten den Raum ab, entdeckten die andere, am Heizungsrohr befestigte Handschelle, wanderten zu dem herabhängenden Draht, den Ösen in der Decke und im Türpfosten und blieben schließlich auf der gelben Büchse mit dem abgerissenen, herausragenden Draht hängen, die vor ihr auf dem Fußboden stand.
    «Ich kann es mir nur halb ausmalen, Willielieb», sagte sie langsam.
    «Das war ziemlich kitzlig.» Er fuhr sich mit dem Arm über die Stirn. «So etwas passiert einem nicht alle Tage.»
    Fünfzehn Minuten waren vergangen. Modesty Blaise hatte die Bombe abmontiert, den Zünder aus der Granate entfernt und das Schloß der Fessel an Willies Handgelenk geöffnet. Er lag auf dem Bett und rauchte eine Zigarette. Zwei steife Whiskies hatten seine Kehle passiert, und er fühlte sich jetzt angenehm entspannt.
    Sein Handgelenk war nicht gebrochen. Modesty, die am Bettrand saß, verband es ihm gerade. Hauptmann

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