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Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Titel: Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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nach. «Soweit es sich um Geruch handelt, ist das nicht allzu schlecht», gab er zu. «Es gibt keine schlechten Gerüche. Jedenfalls nicht viele.»
    «Wie steht es denn mit Willie? Das ist wohl, wie wenn man durch einen schönen, saftigen Komposthaufen schreitet?»
    «Nein.» Sie grinste und dachte dann einen Augenblick lang nach. «Willie riecht, wie wenn man eine gedämpfte Trompete hört, in gewisser Weise zwar schmetternd, und doch sanft.»
    «Und Modesty? Hat ihr Geruch etwas mit dem Betasten einer Sache oder mit dem Klang zu tun?»
    «Mit keinem von beidem. Brandy-Geschmack. Mild und warm, aber mit einer gewissen Schärfe.»
    Collier lachte und erklärte dann: «Genau das finde ich auch.» Dann jedoch hielt er inne.
    Modesty und Willie hatten aufgehört, dem Gespräch zu folgen. Willie stand an dem gemauerten Kamin und hatte einen Ellbogen auf den Sims gestützt. In einer Hand hielt er das Phantombild, das Tarrant zurückgelassen hatte, und blickte starr, ungläubig und mit einem schon an tiefste Bestürzung grenzenden Ausdruck darauf nieder. Modesty beobachtete ihn verwirrt und abwartend.
    «Was ist passiert?» fragte Dinah in das Schweigen.
    Collier streckte die Hand aus, legte sie mit sanft warnendem Druck auf die ihre und murmelte: «Warten Sie!» Willie Garvin blickte zu Modesty auf und fragte angespannt: «Woher kommt das hier, Prinzessin?»
    «Von Tarrant. Es hat etwas mit der Angelegenheit Aaronson zu tun. Kennst du den Mann?»
    Willie legte die Skizze sorgsam hin und holte tief Atem. «Ja, ich kenne ihn. Aber es liegt schon über zehn Jahre zurück. Ich dachte, er sei tot.»
    Modesty nahm zwei Zigaretten aus einem geschnitzten Ebenholzkästchen, zündete sie an und steckte eine davon Willie in die Hand. «Er ist nicht tot», sagte sie.
    «Ich habe ihn gesehen, Steve und Tarrant auch. Es war an jenem Abend, kurz nachdem du von Panama herübergefunkt hattest. Was weißt du von ihm, Willie?»
    Er inhalierte den Zigarettenrauch und starrte dann auf die glühende Spitze. «Es war beim Waffenschmuggel aus Uruguay», sagte er langsam. «Ich war einfach einer der Mannschaft.» Seine Augen zuckten zu dem Bild zurück. «Er war der Boss. Himmel, ist der schlecht, Prinzessin. Schlecht, und hat doch immer Glück. Er machte die wüstesten Sachen und kam damit durch. Er hatte auch keine Angst, es kümmerte ihn niemals, was geschah.»
    «Ist er auch imstande, jemand umzulegen?» fragte Modesty, und Collier sah an ihrem Blick, daß sie diese Frage nicht grundlos stellte.
    Willie nickte. «Er ist nicht normal. Nicht nur äußerlich, sondern auch von innen her.» Er machte eine unbestimmte Geste. «Ich kann den Kerl nicht beschreiben, man kommt da zu keinem Ergebnis bei ihm. Ich kann euch nur einiges von ihm erzählen. Er ist imstande, jeden Tag eine Flasche Whisky zu trinken, einen Monat lang Tag für Tag, und wird doch stocknüchtern bleiben. Dann kann er damit aufhören und bringt es genausogut fertig. Er kann eine Portion Heroin vertragen, die euch glatt umbringen würde –»
    «Heroin?» Modesty starrte ihn ungläubig an.
    «Genau, Prinzessin. Aber er ist nicht süchtig. Er kann harte Drogen einnehmen und ihnen doch nicht verfallen. Totale Beherrschung. Er ist gebaut wie ein Rhinozeros und bewegt sich wie eine Katze.» In der Erinnerung schloß Willie halb die Augen, und es war, als müßte er sein widerstrebendes Gedächtnis zwingen.
    «Stark …» fuhr er behutsam fort. «Man rechnet, daß ein Gorilla fünfzehnmal stärker ist als ein Mensch. Nun, ich würde diesen Mann genau auf der Mitte zwischen beiden einordnen. Er ist anomal stark.» Er schwieg einen Augenblick und schaute dann Modesty an. «Ich habe ihn töten sehen, Prinzessin. Es ging um nichts Besonderes, nicht einmal um Schläge. Aber er spöttelte und reizte immerzu die Männer, um sie wild zu machen.
    Das war es, was ihm am meisten Spaß machte. Er konnte einen mit seiner Schulmeisterstimme, mit seinem glatten und ständig grinsenden Gesicht in Fetzen reißen. Ich sah einmal, wie einer auf ihn losging, und es gab einen Kampf.» Willie zuckte die Achseln und drückte die halb aufgerauchte Zigarette aus. «Nein. Keinen Kampf. Ganz einfach einen Totschlag.»
    «Wie geschah das?» fragte Modesty, und wieder spürte Collier, daß hinter ihrer Frage ein bestimmter Zweck steckte.
    Willie Garvin fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und schaute dann in die Innenfläche, als ob er nachsehen wollte, ob sie feucht sei. «Habt ihr jemals einen Terrier mit

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