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Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Titel: Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Lage.» Tarrant nickte zustimmend, und Waverly fuhr fort: «Wie, zum Teufel, brachten die beiden den Mann heraus? Er hat bestimmt nicht kooperiert, und
ohne
seine Kooperation muß es praktisch unmöglich gewesen sein.»
    «Sie sind sehr erfinderisch. Sie machten ihn bewußtlos und schossen ihn aus einer Kanone über die Mauer.» Tarrants Gesicht war ausdruckslos.
    Waverly blickte verständnislos drein, dann ungläubig, dann ärgerlich. Tarrant hatte glänzende Arbeit geleistet, aber ein Minister durfte nicht beleidigt werden.
    «Ich habe eine ernste Frage an Sie gerichtet», sagte er scharf.
    «Sie schossen ihn aus einer Kanone», wiederholte Tarrant. «Über die Berliner Mauer. Einer dieser menschlichen Kanonenkugelakte, die sie manchmal im Zirkus zeigen. Wir fingen ihn mit einem Netz.»
    Nach zwanzig Sekunden sagte Waverly: «Meine Güte», und begann schallend zu lachen. Tarrant wurde freundlicher, aber seine kleine Rache wollte er dennoch haben. «Die Vorstellung war nicht umsonst, Herr Minister», sagte er. «Wir hatten Auslagen. Ich werde den versprochenen Zuschuß aus dem speziellen Fonds benötigen.»
    Eine halbe Stunde später stieg Tarrant in der Nähe von Whitehall in einen Jensen ein und setzte sich neben Modesty Blaise. Einmal mehr entzückte es ihn, wie jung sie aussah, wenn sie von einem mit großer Gefahr verbundenen Unternehmen zurückkehrte. Ganz lächerlich jung. Vielleicht hatte sie so ausgesehen, als Willie sie kennenlernte – ein knapp zwanzigjähriges Mädchen.
    Sie sagte: «Willie läßt für die Einladung zum Lunch danken. Leider kann er ihr nicht Folge leisten. Er fuhr fort, um seinen Kummer zu vergessen.»
    «Seinen Kummer?»
    Sie lachte, kicherte beinahe. «Er ist verärgert. Das war das tollste, heiterste, komischste Abenteuer, das er je erlebte. Aber Yoshida verdarb es. Er ruinierte den Spaß, killte den Knüller.»
    «Das verstehe ich nicht ganz.»
    «Ich auch nicht. Aber ich bin keine Engländerin und kein Cockney, daher kann ich hin und wieder den Feinheiten von Willies seltsamem Humor nicht ganz folgen. Ich kann ihn nur zitieren.» Ihre Stimme wurde tief und rauh, um Willie zu imitieren. «Einen großspurigen, widerlichen kleinen Japsen, einen Wanzenexperten über die Mauer zu schießen, das ist eine Sache, Prinzessin. Aber Yoshida war ja bloß ein Kommunistenagent, und das nimmt der Chose ihren Pfiff.» Ihre Stimme wurde wieder normal. «Er ist meinetwegen ärgerlich, weil er der Ansicht ist, daß Yoshida mir die Schau stahl.»
    Tarrant überlegte. «Ja, ich verstehe, was er meint. Ungefähr zumindest. Armer Willie.»
    Sie blickte ihn mit einem fragenden Lächeln an, und er erinnerte sich an den kleinen Veilchenstrauß, den er in der Hand hielt. «Als Zeichen meiner Ergebenheit», sagte er und überreichte ihn ihr.
    «Vielen Dank. Sie sind schön.»
    «Mir fiel nichts anderes ein», sagte Tarrant. «Sie besitzen Seltenheitswert. Sie wurden nämlich nicht von mir, sondern aus einem Spezialfonds bezahlt. Es ist immer überaus schwierig, von diesem Spezialfonds Geld zu erhalten, aber bei 20000 Pfund geht es einfacher als bei 2 Shilling. Das haben sie gekostet. Waverly wollte sie mir aus seiner eigenen Tasche geben, aber das lehnte ich ab. Ich wollte, Sie hätten sein Gesicht gesehen.»
    Sie lachte und ihre Lippen berührten einen Augenblick seine Wange. «Sie sind genau das, was ich mir immer gewünscht habe. Wenn wir im
Claridge
sind, werde ich eine Vase verlangen. Bitte halten Sie mir den Strauß, bis wir ankommen.» Sie startete den Jensen und fuhr los.
    «Wie vergißt Willie seinen Kummer?» erkundigte sich Tarrant.
    «Mit Mavis. Er flog für ein langes Weekend mit ihr nach Jersey.»
    «Mavis?»
    «Ich kenne sie nicht, aber laut Willie ist sie ein großes Showgirl mit mehr und üppigeren Kurven, als man es sonst bei einem weiblichen Wesen für möglich halten würde. Ihr Verstand ist weniger entwickelt, doch sie ist immer vergnügt und voll Enthusiasmus. Er sagt, es ist, als ginge man mit vier Mädchen und einem Zylinder Lachgas ins Bett. Ich glaube, sie ist genau das Richtige, um ihn zu trösten.»
    Tarrant seufzte ein wenig verwirrt. «Sie sind eine Frau, und Willie gehört zu Ihnen», sagte er. «Wieso üben Sie in keiner Weise Ihre Besitzrechte aus?»
    Er sah ein Lächeln über ihr Gesicht huschen. «Ich glaube, wir haben eine besondere Form der Zusammengehörigkeit», erklärte sie geduldig. Die Augen auf die Straße gerichtet, grinste sie plötzlich. «Doch sollte Mavis

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