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Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Titel: Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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jemals auf die Idee kommen, mit ihm Leute über die Mauer zu schießen, dann könnte
ich
Lust bekommen, ihre Kurven ein wenig zu beschädigen.»
    Tarrant lachte. Er fühlte sich glücklich. Es hatte zu regnen begonnen, aber für ihn schien heute die Sonne.
    «Ich glaube, dazu wird es niemals kommen», meinte er.

Der Popo der Prinzessin
    Selbst auf 30 Meter Entfernung waren die Beine einen Blick wert. Willie Garvin betrachtete sie mit Vergnügen und fand ihren Anblick an diesem heißen Sommertag erquickend. Er saß am Lenkrad seines Jensen und wartete, daß der Londoner Verkehr wieder zum Fließen kam.
    Die Besitzerin dieser Beine trug ein dunkelblaues, weiß getupftes Kleid, das sich in der leichten Brise an ihre Körperformen anschmiegte. Ihr schulterlanges schwarzes Haar war nach hinten gekämmt. In einer Hand trug sie eine Sammelbüchse, und obwohl sie Willie den Rücken kehrte, konnte er sehen, daß um ihren Hals ein Tablett hing.
    Er hatte auf der Fahrt bereits ein oder zwei andere Fähnchenverkäuferinnen gesehen. Für welchen wohltätigen Zweck gesammelt wurde, wußte er nicht, doch er beschloß, anzuhalten und die Straße zu überqueren, um diesem Mädchen ein Fähnchen abzukaufen. Sie hatte sich einen guten Platz ausgesucht – den breiten Gehsteig vor dem riesigen neuen Termitenhaufen aus Beton, dem Gebäude von Leybourn Enterprises.
    Während er sie weiter beobachtete und eine Zigarette anzündete, machte sie ein paar Schritte, und Willie Garvins Augen weiteten sich vor Überraschung.
    Obwohl sie ihm noch immer den Rücken zukehrte, erkannte er sie unzweifelhaft an der Art, wie sie sich bewegte.
    Jetzt freute er sich wirklich und fragte sich bloß, was in aller Welt Modesty Blaise dazu veranlaßt hatte, freiwillig kleine Fähnchen zu verkaufen. Er wußte, daß sie für Wohltätigkeit etwas übrig hatte, doch dies war nicht ihre Art der Wohltätigkeit.
    Als die Wagen sich in Bewegung setzten, fuhr er am Leybourn-Gebäude vorbei, fand eine Parklücke, fütterte den Parkometer für eine halbe Stunde, setzte sich wieder hinter das Lenkrad und verschob leicht den Rückspiegel, um sie in Ruhe beobachten zu können. Sie war mit zwei oder drei Käufern beschäftigt, ausschließlich Männern, und bemerkte seinen Jensen nicht.
    Als vorsichtiger Mann war Willie Garvin nicht sicher, ob es ihr recht sei, in der Öffentlichkeit von ihm begrüßt zu werden. Der Fähnchenverkauf konnte eine Tarnung sein. Ihr Haar war offen und nicht, wie üblich, in einem Chignon zusammengehalten, und das Kleid, das sie trug, war offensichtlich Konfektion. Doch das konnte man schwerlich als Verkleidung bezeichnen.
    Jetzt sah er ihr Gesicht, und es war das Gesicht von Modesty Blaise, weder durch Einlagen in den Wangen noch durch ein spezielles Make-up verändert. Es schien, als würde sie tatsächlich nur Fähnchen verkaufen. Das anders gekämmte Haar und das einfache Kleid wiesen darauf hin. Zuviel Eleganz wäre hier nicht am Platz.
    Sie drehte sich um. Ihr Blick schweifte gleichmütig über das Auto und kehrte wieder zurück. Willie streckte die Hand aus dem Fenster und streifte die Asche seiner Zigarette ab. Im Spiegel sah er, daß sie winkte. Befriedigt stieg er aus dem Auto und überquerte die Straße.
    «Hallo, Prinzessin.»
    «Hallo, Willie, Liebling.» Sie wies auf ihr Tablett.
    «Das ist echt.»
    «Dann muß ich wohl ein Fähnchen kaufen.»
    Leicht verwirrt griff er nach seiner Brieftasche. Obwohl ihr Begrüßungslächeln herzlich gewesen war, spürte er den Anflug einer Spannung in ihr, einer Spannung, die nur er, der sie besser kannte als irgendein anderer, bemerken konnte. Er sagte: «Ich habe einen Vorschlag. Ich kauf dir alle Fähnchen ab, die du noch verkaufen mußt, und dann gehen wir zusammen essen.»
    «Das kann ich nicht, Willie. Ich würde sie alle liebend gern selbst kaufen, doch ich versprach Madge, das nicht zu tun.»
    «Madge Baker?»
    Modesty schnitt eine Grimasse. «Wer sonst?» Madge Baker war ein paar Jahre älter als Modesty und von einer unglaublichen Energie, die sie zum größten Teil für verschiedene gute Zwecke einsetzte.
    Was übrigblieb, gehörte den Männern, ein Gebiet, auf dem sie es durch schier unerschöpflichen Enthusiasmus und erstaunlichen Einfallsreichtum zu wahrer Meisterschaft gebracht hatte. Willie hatte mit ihr einmal einen anregenden Monat in Griechenland verbracht, ein Erlebnis, an das er mit Vergnügen zurückdachte, als er jetzt eine Pfund-Note zusammenfaltete und in die Sammelbüchse

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