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Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Titel: Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Modesty verdrehte des Oberkörper, um sie zu sehen, und auch Willie starrte hin. «Heiliger Strohsack, das ist doch nicht mein Werk, Prinzessin?»
    «Nein, diesmal nicht, Willie, Liebling.» Sie schlüpfte in den Bademantel, den er ihr hinhielt. «Das erwischte ich heute morgen beim Fähnchenverkauf. Kommt, gehen wir in meine Wohnung. Weng sollte mit dem Lunch schon fertig sein.»
    Als sie voranging, blickte Tarrant mit hochgezogenen Brauen Willie an. «Popo-Zwicken ist eine Sache. Aber das sieht ziemlich brutal aus nicht?»
    Willie nickte, und seine Augen folgten Modesty mit einem nachdenklichen Ausdruck. «Möchte wissen, was sie mit ihm anstellte», sagte er.
    Eine Stunde später, als Weng auf der Dachterrasse den Kaffee servierte, sagte Modesty Blaise: «Es war dieser Charles Leybourn.»
    «Das ist wirklich der Gipfel», rief Willie aus.
    Tarrant blickte die beiden verwirrt an und sagte:
    «Tut mir leid, ich verstehe kein Wort. Ich bin nicht Willie.
Wer
war dieser Charles Leybourn?»
    «Der Popo-Zwicker.» Modesty blickte über den Park und runzelte die Stirn. «Man hat mich in Paris, Rom und Lissabon gezwickt. Dort gehört es zur Atmosphäre und ist eine Art freundlicher Geste. In London geschieht es zumeist verstohlen und ist eher rührend. Aber das heute war anders.»
    «Charles Leybourn?» fragte Tarrant ungläubig. «Von Leybourn Enterprises?»
    «Er stieg aus seinem Rolls», sagte Modesty. «Ich stand vor ihm, lächelte und schüttelte die Sammelbüchse. Er nahm ein Fähnchen und warf
einen
Penny hinein. Ich fragte ihn, ob er das Wechselgeld zurück haben wolle. Er antwortete nicht und ging an mir vorbei zu dem großen Eingangstor des Bürogebäudes. Er ist um die Vierzig. Schmales, gut aussehendes Gesicht und böse Augen. Er geht, als zerdrücke er mit jedem Schritt ein Insekt.»
    Tarrant nickte. «Ich weiß, was Sie meinen. Ich bin ihm ein paarmal begegnet.»
    «Dann rief er mich», sagte Modesty. «Er stand vor der Drehtür, die Brieftasche in der Hand. Ich ging zu ihm. Er steckte die Brieftasche weg und warf einen zweiten Penny auf mein Tablett. Ich drehte mich um. Und dann zwickte er. Er ist stark. Ich glaubte, sein Finger und sein Daumen würden sich treffen.»
    «Er muß verrückt sein», sagte Tarrant fassungslos.
    «Mein Gott, das ist ja Körperverletzung.»
    «Er riskierte allerhand.» Modesty inhalierte den Zigarettenrauch und blickte Tarrant an. «Aber ich glaube, er konnte sich nicht zurückhalten. Und er baute ja auch Leybourn Enterprises auf, indem er einiges riskierte, nicht wahr?»
    «Das ist etwas anderes.»
    «Nichts wesentlich anderes. So wie wir standen, konnte man nicht sehen, was er tat. Von drei Frauen hätte ihn vielleicht eine angeklagt. Die Wahrscheinlichkeit war auf seiner Seite.»
    Willie fragte interessiert: «Was tatest du mit ihm, Prinzessin?»
    «Nichts.» Sie lächelte kurz. «Es war schwer, nicht zu reagieren. Ich glaube, die Sammelbüchse half. Ich zerdrückte sie fast, als er mich zwickte. Im Geist war ich bereits darauf eingestellt, ihm den Arm zu brechen, aber ich tat es nicht. Ich erstarrte bloß und ließ es geschehen. Dann war alles vorbei, und er ging durch die Drehtür.»
    Willie Garvin sah unglücklich aus. Dann erhellte sich sein Gesicht und ein Funkeln kam in seine blauen Augen. «Einen Tribut?» sagte er.
    «Ja.» Modesty drückte ihre Zigarette aus. «Daran dachte ich. Zwei Pence sind nicht viel. Ich finde, ein Mann wie Charles Leybourn könnte mit mindestens 5000 für diese – was sind es? – herausrücken.»
    Willie blickte auf das Fähnchen in seinem Schoß.
    «Geisteskranke.»
    «Sehr passend. Wahrscheinlich zählt er auch zu ihnen.»
    «Ich wußte, daß du dich über etwas geärgert hattest.» Willie lehnte sich in seinem Stuhl zurück. «Wie machen wir’s, Prinzessin?»
    «Ich weiß nicht, ob das ‹wir› richtig ist. Es war mein Popo, Willie.»
    «Natürlich, ja.» Er sah etwas beleidigt drein. «Aber ich habe das Recht, Interesse zu zeigen.»
    Sie lächelte. «Gut. Ich wollte dich nur nicht drängen. Wir werden ein paar Tage brauchen, um die Lage zu sondieren. Willst du dich für die Villa und die häuslichen Verhältnisse interessieren, während ich den geschäftlichen Hintergrund studiere?»
    «In Ordnung.»
    Tarrants Zigarre war erloschen. Er zündete sie wieder an und versuchte die Tatsache zu verdauen, daß es Modesty ernst war. «Ihr habt also tatsächlich die Absicht, Leybourn um 5000 Pfund zu erleichtern?» fragte er.
    «Ja.» Ihre Stimme

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