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Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Titel: Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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hinaufschielend, den Vorgang.
    Erleichterung und Gewißheit durchflossen sie wie ein heilender Strom. Willie Garvin.
    Der unersetzliche Willie Garvin, eine Stunde früher, als sie zu hoffen gewagt hatte. Ein Wachtposten erledigt. Willie trug Jacke und Sombrero des Mannes.
    Nicht eine Gürtelschnalle hatte die Spiegelung verursacht, sondern ihr kleiner Taschenspiegel, der hinter der Sonnenblende des Mercedes montiert gewesen war.
    Willie Garvin besaß die wertvolle Gabe der Vorausschau.
    Er stand, den Sombrero tief in die Stirn gedrückt, um sein Gesicht zu beschatten, und blickte gleichmütig um sich, dann legte er eine Hand an sein rechtes Ohr.
    Welche Befehle?
    Sie wartete. Er schlenderte weg und verschwand hinter der Kuppe des Hügels. Jetzt würde er sich in eine Bodenfurche legen und sie mit dem Fernglas beobachten. Sie brauchte mehr als fünf Minuten, um ihre Nachricht zu senden. Mit dem Tick-Tack-Code, den sie verwendeten, hätte sie die Botschaft bequem in einem Viertel der Zeit übermitteln können, doch sie durfte sich nicht ungehindert bewegen. Rodolfo beobachtete sie fortwährend, und so mußte sie Arm- und Körperbewegungen ohne besondere Betonung lässig und natürlich ausführen und zwischen den Signalen lange Intervalle verstreichen lassen.
    Endlich faltete sie die Arme. Rosas Jammern war jetzt schwach vor Erschöpfung, ihr stoßweises Schluchzen auf diese Entfernung kaum hörbar. Willie Garvin legte eine Hand an das linke Ohr und verschwand von der Hügelkuppe.
Nachricht verstanden
.
    Sie wandte den Kopf, blickte Rodolfo zerstreut an, wartete und war froh, daß Gewehrarbeit bevorstand.
    Willie Garvin pflegte resigniert zu behaupten, daß er, stand er mit einer Pistole in einer Scheune, das Scheunentor nicht treffen könne. Seine Waffe auf kurze Distanzen war das Wurfmesser. Damit war er tödlich. Mit jedem guten Gewehr war er es ebenfalls.
    Er würde die beiden Gewehre bei sich haben, die sie unter den Hintersitzen des Mercedes aufbewahrt hatten. Eines war ein CAR-15er-Karabiner, ideal für kurze Entfernungen. Das andere war eine M 14-National-Büchse mit Ringvisier, Speziallauf und Verschluß unter Glas. Es hatte ein Zickzackmagazin für zwanzig Stück 7.62er Patronen. Mit dem Speziallauf konnte es nicht vollautomatisch feuern. Das war auch nicht sein Zweck. Auf halbautomatisch war es von einmaliger Präzision.
    Sie sah die Austrittswunde an Rodolfos Schläfe den Bruchteil einer Sekunde, bevor der Schuß an ihr Ohr drang. Schon bevor er seitlich zusammensackte, war sie aufgesprungen und bewegte sich rasch.
    Als sie die AKM an sich nahm, stellte sie fest, daß sie gesichert war. Sie schob den Sicherungshebel hinunter und entnahm der blutbespritzten Tasche auf Rodolfos Brust drei Reservemagazine. Dann rollte sie seinen Körper nach vorn, um eine weitere Barriere zu schaffen, die an den großen Fels am Rand des Plateaus anschloß. Zwischen dem Körper und dem Fels ließ sie einen schmalen Spalt frei, um Sicht zu haben.
    Niederlegen in Feuerposition. Holzige Pflanzen bohrten sich in ihre Schultern. Hinter ihr das anschwellende Stimmengewirr der hysterischen Mädchen. Solange sie nicht aufstanden, waren sie auf dem hinteren Teil des Plateaus in Sicherheit. Sie wollte ihnen zurufen, liegenzubleiben, und überlegte es sich anders. Jedem, dem man das noch ausdrücklich sagen mußte, konnte eine Kugel durch das Hirn nicht viel schaden.
    Weniger als zehn Sekunden seit dem Schuß. In dem vierzig Meter entfernten Camp waren die Männer aufgestanden und blickten auf den fernen Hügel. Sie hatten sich ein wenig verteilt und griffen jetzt – eher verwirrt als alarmiert – zu ihren Gewehren. Von dort oben war ein Schuß abgegeben worden, aber sie wußten nicht, wohin. Sie wußten auch nicht, daß Rodolfo tot war.
    Rosa kauerte nackt auf einem Haufen Decken. Nur ihr Gesicht war dem Plateau zugewandt. Modesty hob den Kopf und winkte ihr mit dem Arm. Unsicher stand Rosa auf, wickelte eine Decke um sich und bewegte sich langsam vorwärts. Die Männer redeten und stellten einander Fragen, die niemand beantwortete. Rosa war auf halbem Weg zum Plateau, als einer von ihnen sich umwandte, sie erblickte und etwas rief.
    Modesty sah, wie Jacinto seine AKM hob, und rief mit lauter Stimme auf spanisch: «Jacinto! Sag deinen Leuten, sie sollen die Gewehre niederlegen. Ihr seid unter Kreuzfeuer.»
    Es war sinnlos. Sie hatte es vorausgeahnt und ärgerte sich, eine Dummheit begangen zu haben, die Leben kosten konnte – die

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