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Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Titel: Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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keine Torquilla gab, würden ihm bei Abzweigungen ein Herumsuchen ersparen und seine Ankunft beschleunigen. Das letzte Blätterbüschel würde ihn warnen, daß er sich dem Ende des Zuges näherte und daher vorsichtig zu sein hatte.
    Die Leute von der Garage hatten sieben Stunden für die Reparatur geschätzt, doch sie wußte, daß Willie Garvin ihnen die Arbeit niemals allein überlassen würde. Sicherlich half er mit und beaufsichtigte die Leute. Und seine Aufsicht würde energisch sein. Für die Mechaniker von Orista würde es keine Ruhepause geben, bevor der Wagen fertig war.
    Modesty berechnete Zeit und Entfernung. Vermutlich würde Willie in vier Stunden den Bus und den toten Fahrer finden. Eine weitere Stunde, um dem Pfad in die Hügel zu folgen. Also sollte er in fünf Stunden hier auftauchen. Er würde nicht mit leeren Händen kommen. Der Mercedes barg einige wertvolle Kleinigkeiten für Krisenfälle wie diesen.
    Fünf Stunden aber waren eine lange Zeit, und es konnte noch viel geschehen. El Micos Leute waren nicht für höfliches Benehmen berühmt. Wären in dem Bus nur Männer gewesen, so hätten ihnen diese an Ort und Stelle als Zielscheibe für ein Übungsschießen gedient, dachte Modesty. Die Guerillas waren jung und aufs Schießen aus. Die Mädchen und sie konnte man natürlich für andere Zwecke gebrauchen, obwohl sie ahnte, daß man sie selbst für El Mico reservieren würde. Jimsons Überlebenschancen waren gering. Sein Priesterrock würde ihn nicht retten; er war die falsche Art Priester, ein Eindringling.
    Sie hatten jetzt die Flanke des Bergkamms passiert.
    Nach weiteren dreihundert Metern zog die unordentliche Kolonne an zwei steilen Felsabbrüchen vorbei und kam in ein kleines, von niederen Hügeln umgebenes Tal. Das Tal mußte vor langer Zeit als Weidegrund für ein paar Ziegen gedient haben, denn auf einer Seite stand ein aus Steinen errichteter Pferch mit einem engen Loch in der kreisförmigen Mauer. Am Talende wies ein gelber Grasfleck darauf hin, daß es dort etwas Wasser gab.
    Nicht weit vom Pferch hatten die Guerillas ihr Lager aufgeschlagen – drei angepflöckte Packtiere wanderten zwischen verstreuten Schlafsäcken und Zeltplachen hin und her. Im Lager waren zwei Männer; das machte insgesamt vierzehn.
    Als sie stehenblieben, blickte Rodolfo Modesty an und sagte: «Besser die Gefangenen absondern. Weg von den Gewehren.»
    Jacinto lachte, zuckte die Achseln und schob seinen Sombrero nach hinten. «Diese hier?» Er blickte auf die jämmerliche Gruppe. «Du bist ein altes Weib, Rodolfo.»
    «Ich möchte noch älter werden.»
    Ein neuerliches Achselzucken. «Mach, was du willst.»
    «Und laß eine Wache aufstellen», drängte Rodolfo und sah auf die Hügel.
    «Natürlich.» Jacinto knurrte es ärgerlich und wandte sich ab.
    Der kurze Wortwechsel bestätigte, was Modesty bereits vermutet hatte, nämlich daß Rodolfo der einzige fähige Soldat unter ihnen war. Die übrigen waren undisziplinierte Bandoleros, die Rebellen spielten. Rodolfo sah sich um, sagte etwas zu Jacinto und wies in eine Richtung. Auf der anderen Seite des Camps stieg das Terrain in einer natürlichen Rampe etwa drei Meter an und bildete oben ein kleines Plateau, das in einem Halbkreis von Felsen umgeben war.
    «Hierher, Mädchen», rief Jimson. «Das ist ausgezeichnet. Hier oben haben wir Schatten.»
    Der Ablauf der Stunden hatte keine Wirkung auf Rodolfo. Er war unermüdlich in seiner schweigenden Wacht.
    Im Camp bereiteten die Guerillas eine Mahlzeit, aßen, schliefen und schwatzten. Sie schickten den Gefangenen eine Wasserflasche zum Herumreichen und für Rodolfo eine Büchse gehacktes Fleisch mit Bohnen und dünne Maisfladen. Auf dem Gipfel gegenüber dem Plateau ging ein Mann auf und ab und beobachtete den Zugang zum Tal. Zweimal wurde ein neuer Mann zur Ablösung hinaufgeschickt.
    Rodolfo aber schlief nicht, und er schien auch nicht abgelöst werden zu wollen. Er saß nahe der Rampe, den Rücken gegen einen Felsen, und beobachtete Modesty Blaise, beobachtete die Gefangenen und hielt seine AKM schußbereit auf den Knien.
    Einmal stand Modesty auf und begann umherzugehen, als wollte sie ihre Beine strecken. Langsam näherte sie sich ihm. Er hob das Gewehr und rief einen scharfen Befehl. Sie gab vor, ihn nicht zu verstehen.
    Jimson sagte angstvoll: «Miss Blaise, er befiehlt Ihnen, zurückzugehen und sich niederzusetzen, sonst wird er sie erschießen. Ich fürchte, er meint es ernst.»
    Sie tat erschrocken und eilte zu

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