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Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Titel: Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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dem bewußtlosen Mann nieder und schnitt mit dessen Messer das blutdurchtränkte Hemd auf, um die zerschmetterte Schulter freizulegen.
    Willie Garvin kam, die M 14 umgehängt, den Karabiner in der Hand und einen Rucksack auf dem Rücken, über den Talboden auf sie zu. Sein Blick prüfte sie aufmerksam nach Spuren einer Verletzung.
    «Mir ist nichts geschehen, Willie, Liebling», sagte sie.
    Er nickte, nahm den Rucksack ab und überblickte mit einem Ausdruck des Abscheus den Kampfplatz.
    «Die haben reine Stümperarbeit geleistet», sagte er.
    «Die Heilsarmee hätte das besser organisiert. Wer immer der Anführer dieses Haufens war, gehört erschossen.»
    Sie blickte von ihrer Arbeit auf und nickte zustimmend. «Ist schon geschehen, Willie.»
    Die Jacke des Wachtpostens, die Willie noch trug, war an der Brust von Blut durchtränkt. Getrocknetes Blut, offensichtlich nicht von Willie. Sinnlos zu fragen, ob der Wachtposten noch am Leben sei. Willie hatte vermutlich auf kurze Distanz das Messer nach ihm geworfen; er war auf Nummer Sicher gegangen. Zuviel war auf dem Spiel gestanden, als daß man etwas hätte riskieren können.
    Willie machte den Rucksack auf und nahm eine große Blechdose heraus, eine gut ausgerüstete Erste-Hilfe-Apotheke. «Wir werden einen Notverband anlegen. Du kannst ihn aufsetzen, während ich verbinde», sagte Modesty.
    Zehn Minuten später war alles getan, was sie für die Männer tun konnten. Die Wunden waren versorgt und verbunden, und jeder hatte eine Spritze mit 15 Milligramm Morphium bekommen. Modesty stand auf und blickte sich um. Jimson lag immer noch neben dem Pferch auf den Knien, im Gebet versunken. Die Mädchen saßen nebeneinander auf der Rampe, wie Vögel auf einem Zweig, und sahen zu.
    Sie fragte: «Hast du eine Zigarette, Willie?»
    Willie nahm ein Päckchen aus der Tasche, reichte ihr eine Zigarette gab ihr Feuer und überblickte nochmals mit professioneller Mißbilligung das Schlachtfeld.
    «Vergewaltigen konnten sie besser», sagte er. «Wie geht es dem Mädchen? Soviel ich sah, haben vier sie gehabt, bevor die Schießerei begann.»
    Modesty blickte zur Rampe. Rosa, in ihre Decke gehüllt, war aufgestanden, hielt sich sehr gerade und überblickte interessiert die Szene. Gut, daß es Rosa getroffen hatte. Sie war ein zäher, bäuerlicher Typus mit Nerven wie Hanftaue. Nach einer Weile würde sie vielleicht sogar stolz darauf sein, daß sie von Guerillas vergewaltigt worden war.
    «Sie wird es überleben», sagte Modesty. «Ich glaube, wir sollten fort von hier. El Mico muß in Kürze eintreffen.» Willie schüttelte den Kopf. «El Mico ist tot.»
    «Tot?»
    «Kurz bevor ich den Bus fand, hörte ich es im Autoradio. Kurznachrichten. Begleitet von triumphaler Musik. Die Armee umzingelte El Micos Hauptstreitkräfte auf einem Paß im Süden. Liquidierte sie praktisch zur Gänze. Als es vorbei war, fand man El Micos Leiche.»
    Das änderte die Lage entscheidend. Wenn die Straße sicher war, konnten sie es sich leisten, die Verwundeten mitzunehmen. «Glaubst du, daß man den Bus flottmachen kann?» fragte sie.
    «Ich sah ihn mir kurz an. Nur der Auspuff ist abgerissen und die Windschutzscheibe kaputt. Ich könnte ihn mit den Mädchen und dem Pfarrer fahren, während du den Mercedes nimmst. So kommen wir noch vor Sonnenuntergang nach San Tremino.»
    «San Tremino?» Sie hatte beabsichtigt, nach Orsita zurückzukehren.
    «Ich dachte an García», sagte Willie.
    Sie brauchte einen Augenblick, bevor sie sich erinnerte, daß sie auf dem Weg zu García gewesen waren, weil er im Sterben lag. Es schien ihr sehr lange her.
    «Orsita ist viel näher», sagte sie. «Ich meine für die drei.» Sie blickte auf die verwundeten Männer. «Wir können sie auf den Maultieren zum Bus bringen. Je schneller sie behandelt werden, desto besser.» Willie sagte leise: «Bei der Behandlung, die ihnen bevorsteht, werden sie nicht lang leben, Prinzessin. Wenn man in dieser Gegend einen Rebellen in die Hände bekommt, so hängt man ihn.»
    «Du hast recht.» Sie wischte sich mit dem Handgelenk über die Augen; ihre Hände waren zu schmutzig.
    «Ich bin heute ein wenig langsam.»
    «Es ist das Wetter.» Willie fuhr sich über die Brauen und blickte zur Sonne auf. «Zu feucht.»
    Sie warf die Zigarette fort. Ihr Verstand arbeitete nur widerwillig, als lehnte er es ab, jetzt, da die Gefahr vorüber war, mit neuen Problemen konfrontiert zu werden. Ließ man die Männer hier, würden sie sterben.
    Brachte man sie zur

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