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Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Titel: Modesty Blaise 07: Die silberne Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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mehr als dankbar.»
    Jetzt war er nur noch eine Viertelstunde Fahrt von der Auberge du Tarn entfernt und freute sich auf ein Bad, das Abendessen mit Modesty und eine gemütliche Unterhaltung bei einer Zigarre nachher, vielleicht an einem Fenster mit Blick über den Fluß. Er wollte die grausame und trügerische Welt seines Berufs für ein paar glückliche Tage vergessen.
    Es war ungewöhnlich freundlich von ihr, dachte er, wenn man den Schweiß, die Mühe und das Blut in Betracht zog, die sie für ihn eingesetzt hatte. Narben konnten vom Chirurgen beseitigt werden, daß man sie nicht mehr sah, aber das hob die Realität von zerrissenem Fleisch und Schmerz nicht auf. Für mindestens zwei schwere Wunden auf ihrem Körper war er verantwortlich. Wie sie auch nur etwas Zuneigung zu einem Mann empfinden konnte, der sie bei verschiedenen Gelegenheiten schrecklicher Gefahr ausgesetzt hatte, konnte er nicht begreifen. Aber es gab keinen Zweifel, daß sie ihm wirklich tiefe Zuneigung entgegenbrachte. Vielleicht war er eine Art Vaterfigur für sie.
    Wenn ja, so war er damit zufrieden und verspürte keine Neigung, zu überlegen, wie interessant es jetzt sein würde, wenn er dreißig Jahre jünger wäre.
    Seine Gedanken wurden durch ein plötzliches Bremsmanöver unterbrochen, und er sah, daß sie in eine abschüssige Kurve einfuhren, an deren äußerstem Rand ein Wohnwagen geparkt war. Ein Wagenheber lehnte an einem Rad. Daneben standen zwei Nonnen.
    Eine studierte eine Gebrauchsanweisung, die andere schaute hoffnungsvoll zu ihnen herüber.
    Reilly brachte den Wagen zehn Schritte entfernt zum Stehen und sagte, ohne sich umzuwenden: «Soll ich ihnen helfen, Sir?»
    «Ja, es wird gut sein, sie wirken recht hilflos.»
    Reilly stieg aus und öffnete die hintere Tür. «Möchten Sie ein wenig Bewegung, Sir Gerald?»
    «Nein. Beeilen Sie sich. Ich möchte nicht mit den guten Schwestern in mühsame französische Konversation verwickelt werden, wenn es sich vermeiden läßt.»
    «Ich dachte, es wäre Ihnen angenehm, ein wenig frische Luft zu schöpfen, Sir.»
    Tarrant sah den Mann erstaunt an. Sein Gesicht war bleich, die Stirn schweißnaß. «Wenn ich aussteigen will, werde ich mich selbst dazu entschließen, Reilly.
Fehlt
Ihnen etwas?»
    Reillys Hand kam in Sicht. Absurderweise hielt sie einen Revolver auf Tarrant gerichtet, einen achtunddreißiger Smith & Wesson Bodyguard mit einem fünf Zentimeter langen Lauf.
    Tarrant blinzelte, dann spannte er seine Gesichtsmuskeln an, um seine Kiefer nicht zu einem dummen Gaffen sinken zu lassen. «Kommen Sie heraus», sagte Reilly leise.
    Tarrant starrte auf den Lauf, der ihm mit einer Geschwindigkeit von 260 Metern pro Sekunde ein Stück Blei in den Körper jagen konnte. Reilly war also zur Gegenseite übergelaufen. Oder zu irgend jemandem.
    Die Gegenseite ließ sich gewöhnlich nicht darauf ein, Geheimdienstchefs zu töten oder zu entführen. Seit dem beinahe offenen Krieg in den fünfziger Jahren war das Geschäft viel komplizierter geworden.
    Langsam rutschte er über den Sitz zur offenen Tür und sah Reilly einen Schritt zurück machen. Der Revolver blieb in gleicher Höhe. Tarrant konnte seine erste primitive Reaktion von Schock und Angst jetzt beherrschen und sagte ruhig: «Sie wissen, daß ich keine Dokumente bei mir habe, Reilly.»
    «Kommen Sie schon heraus.»
    Tarrant gehorchte und überlegte, was er jetzt tun sollte. Ich bin über sechzig, dachte er, ziemlich fit, aber die volle Kraft ist schon lange nicht mehr da, und ich habe keine Erfahrung in solchen Dingen. Es war ein Witz, daran zu denken, daß er für das Training von Hunderten von Frauen und Männern gerade in solchen Situationen verantwortlich gewesen war. Er hatte das große Haus in Surrey besucht, wo sie ihre Ausbildung absolvierten, und hatte sie bei der Arbeit beobachtet, aber jetzt fiel ihm wenig ein, um mit Reilly fertig zu werden.
    Er sah die beiden Nonnen näher kommen. Sie gehörten natürlich dazu. Er schaute die Straße hinauf in ihre Richtung und sagte: «Ich nehme an, die beiden Nonnen gehören auch zum Team? Und der Gendarm?»
    Reillys Kopf fuhr herum. Im selben Augenblick machte Tarrant einen Schritt nach vorn und schlug mit einer weit ausholenden Bewegung auf Reillys Unterarm, um den Revolver aus der Schußlinie zu bringen.
    Sein Körper prallte Brust an Brust gegen den Reillys, und er versuchte ihm das Knie in die Leisten zu rammen. Beinahe wäre es gelungen, aber er war um einen Sekundenbruchteil zu

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