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Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Titel: Modesty Blaise 07: Die silberne Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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hatte, begann sie zu sprechen. Sie setzte sich neben Tarrant auf das Bett und stellte in leisem Flüsterton eine Reihe von Fragen.
    Tarrant hatte im Laufe der Jahre die Meldungen vieler Agenten entgegengenommen. Er erkannte ihre Absicht und richtete seine Antworten danach. Außer den nackten Tatsachen ihrer Lage suchte sie die ungreifbaren Eindrücke und Intuitionen. Tarrant beschrieb ausführlich Colonel Jim und jeden einzelnen seiner Gesellschaft und fügte alles über ihre Beziehungen untereinander hinzu, was er herausgefunden hatte. Dann kam ein Bericht über seine Behandlung, und schließlich hatte sie ihn gebeten, soviel von der Lage des Schlosses zu skizzieren, als ihm zu sehen möglich gewesen war.
    Jetzt stand sie da, schaute geistesabwesend auf die kaum sichtbare, mit dem feuchten Finger ausgeführte Skizze und sagte: «Haben Sie irgendein Alarmsystem bemerkt?»
    «Ich glaube, alle Fenster und Türen nach außen stehen unter Strom», sagte er. «Da Cruz und einer der Japaner waren vor kurzem dabei, das System zu überprüfen, als ich nach einer Sitzung mit Mellish und Colonel Jim zurückgebracht wurde. Da Cruz sprach davon, es noch auf der Treppe zu versuchen, also gibt es möglicherweise im Innern des Schlosses zumindest auf der Haupttreppe eine Alarmanlage.»
    Sie wischte mit der Handfläche über den Tisch, zog Tarrant wieder aufs Bett und sagte: «Dieser Sexton. Ich sah ihn nur ein paar Sekunden lang und unterschätzte ihn einigermaßen. Er schaltete mich mit einem Konterschlag aus, den nur wenige Experten zustande gebracht hätten. Hatten Sie irgendeine Möglichkeit, ihn bei der Arbeit zu sehen?»
    «Ja, vor einer schmerzhaften Behandlung in der Turnhalle vor zwei Tagen. Er trainierte mit den drei Japanern.»
    «Im Keller bereiteten wir ihm offenbar keine Schwierigkeiten, aber er hatte ein paar Vorteile, und bei einer Auseinandersetzung zwischen Experten bedeutet ein bißchen sehr viel. Wie gut ist er?»
    Tarrant überlegte mit finsterer Miene. «Ich glaube, daß es nicht viele Männer gibt, die derart stark sind.
    Aber nicht nur stark. Der Kampf ohne Waffen ist seine Religion, er hat sein Leben damit verbracht.»
    «Vergleiche. Sie sahen mich mit Willie trainieren.»
    «Ich glaube, er ist schneller. Er hat wunderbar fließende Bewegungen. Ich möchte sagen, seine Technik ist vollendet. Er sagt, er sei der Beste auf der Welt, und er gibt dabei nicht an. Es stimmt möglicherweise.»
    Sie nickte. In dieser Sache verließ sie sich auf das Urteil weniger Leute, aber Tarrant gehörte dazu, und zwar aus einem bestimmten Grund. Er war ein geschickter Fechter, der in den zwanziger Jahren dem Nationalteam angehört hatte. Kein anderer Sport verlangt vom Auge des Zuschauers so viel. Ein langer Kampf ist für den Laien kaum mehr als eine blitzartige, verschwommene Bewegung. Nur der Fechter kann die Bewegungen der Klingen verfolgen und beurteilen.
    Und diese Fähigkeit machte Tarrant zu einem zuverlässigen Beurteiler von Sextons Schnelligkeit im Kampf.
    Sie zuckte leicht die Achseln. «So ein Mann sehnt sich danach, seine Geschicklichkeit gegen den besten Gegner zu beweisen. Ich habe das Gefühl, daß Willie oder ich auf seiner Liste stehen.»
    «Gott verhüte es», sagte Tarrant eindringlich.
    «Ich bin Ihrer Meinung.» Sie lächelte kurz. «Willie und ich wollen nichts beweisen.»
    Tarrant sagte: «Etwas habe ich Ihnen noch nicht erzählt. Ich fürchte, Willie ist verletzt.»
    Sie bewegte sich nicht, aber er beobachtete ihre Augen und sah, wie der Schock sie traf. Dann hatte sie ihn verarbeitet. «Schwer?»
    «Ich weiß nicht. Es ist seine Schulter. Er hatte offenbar einen kurzen Kampf mit Sexton und fiel gegen eine Werkbank oder etwas dergleichen.»
    «Das würde nicht – oh, da war ein großer Schraubstock befestigt.»
    «Sexton schien etwas verärgert über den Zwischenfall.»
    «Ja … das paßt dazu, wenn er einen Wettbewerb will. Trotzdem hört es sich so an, als könne Willie nur einen Arm nicht bewegen.» Tarrant sah sie verwundert an. Die Erleichterung in ihren Augen schien ganz echt. «Sie finden das tröstend?» fragte er.
    «Willie mit einem Arm ist mir lieber als irgendwer anderer mit beiden», sagte sie beinahe gleichgültig, als wäre sie mit den Gedanken weit weg.
    Tarrant beobachtete sie mit wachsender Faszination.
    Früher hatte er oft überlegt, wie sie sich im entscheidenden Augenblick einer danebengegangenen Mission verhalten würde. Es hatte ihn schon lange irritiert, daß sein

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