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Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Titel: Modesty Blaise 07: Die silberne Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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französischer Kollege Vaubois sie einmal in Aktion erlebt hatte. Tarrant hatte sie nie gesehen, außer beim Training mit Willie. Jetzt sah er sie, wenn auch nicht in Aktion, so doch im Netz einer schiefgegangenen Mission, die wahrscheinlich tödlich enden würde, und er fand es schwierig, ihr Verhalten zu beschreiben. «Konzentriert», war das einzige Wort, das ihm einfiel, aber es war zu schwach. Eine negative Definition war leichter.
    Sie war nicht herausfordernd, nicht optimistisch, nicht pessimistisch, nicht erbittert. Völlig auf das Problem konzentriert. Er erinnerte sich, wie er während der Olympischen Spiele beim Stabhochsprung zugesehen hatte, an die langen Minuten der Konzentration, bevor der Springer endlich loslief. So ähnlich war es.
    Sie sagte: «Sie werden die Situation im
Lion Rouge
klargestellt haben.»
    «Ja. Das war ein Teil von Clares Monolog. Ein paar Stunden nachdem sie mit Lady Janet und Quinn hier angekommen war, rief sie beim Gasthof an und sprach mit dem Besitzer als Lady Janet. Ich nehme an, daß sie einen ähnlichen Akzent beim Französischsprechen haben, weil sie beide Schottinnen sind. Sie sagte, Mr. Quinn sei krank geworden, während er den anderen Wagen wieder in Gang brachte. Er habe einen Herzanfall erlitten, und sie hätte ihn direkt nach Toulouse ins Spital gebracht. Ein englischer Freund würde vorbeikommen, die Rechnung bezahlen und das Gepäck abholen. Mellish fuhr am Abend mit dem Simca hinunter und erledigte das.»
    «Sie sind gründlich.»
    «Sehr.» Er schaute sie an. «Weiß Fraser, daß ihr zum Château Lancieux unterwegs seid?»
    «Ja. Wenn er heute keinen Anruf bekommt, wird er sich Sorgen um uns machen, aber noch eine Weile nichts unternehmen.»
    Tarrant nickte bitter. Fraser war ein kühler Mann, der wußte, wie leicht eine Mission durch unwichtige Faktoren verzögert werden konnte. Wenn man in Panik geriet und sich zu früh in eine Operation einmischte, konnte man dadurch das ganze Unternehmen gefährden. Also würde sich Fraser zurückhalten, bis er ganz sicher war, daß irgendetwas Ernstes geschehen war. Und dann? Ein Anruf an René Vaubois, und dieser würde eine Mannschaft schicken. Im Geist zuckte Tarrant die Achseln. Beim ersten Anzeichen von Schwierigkeiten würde Colonel Jim seine Gefangenen töten. Das Höhlenlabyrinth bot Mr. Sexton eine ideale Gelegenheit, die Leichen verschwinden zu lassen.
    Er sagte langsam: «Meine Liebe … ich habe keine persönliche Erfahrung in solchen Situationen. Können Sie mir ehrlich sagen, was wir Ihrer Meinung nach für Chancen haben?»
    Sie sah ihn ein wenig verwundert an. «Das kann ich nicht, Sir Gerald. Das werde ich wissen, wenn alles vorbei ist. Ich weiß nur, daß sich Chancen bieten werden. Aber es gibt sehr viele verschiedene Möglichkeiten, die davon abhängen, wie die Gegenseite mit uns umgeht. Momentan ist es sinnlos, irgendeinen genauen Plan aufzustellen. Wir müssen nur schnell genug sein, die Chance zu erkennen, die das Risiko lohnt.»
    «Ich fürchte», sagte er langsam, «daß das eher Ihre und Willies Sache ist als meine.» Er hatte auf mehr gehofft und versuchte seine Enttäuschung zu verbergen.
    «Wir könnten es sehr gut schaffen», sagte sie, «wenn wir nur ein kleines Stück festen Draht in die Hand bekommen könnten.»
    «Das Schloß?» Er starrte sie an. «Aber draußen ist ein Riegel.»
    «Dann brauchen wir mindestens 25 Zentimeter Draht.» Sie sah sich in der Zelle um. «Hier ist nichts, und ich nehme an, Willie wird nicht viel mehr Glück haben. Was geben sie Ihnen zum Essen?»
    «Suppe und Brot.»
    «Ich meinte Geräte.»
    «Ach so, eine Plastikschüssel und einen Löffel aus Plastik. Beide werden nach fünf Minuten wieder weggenommen.»
    «Da gibt es also keine Möglichkeit. Aber denken Sie daran, immer wenn sie Sie aus der Zelle holen. Ich weiß, daß sie kaum passende Drahtstücke herumliegen lassen werden, aber wenn Sie etwas bemerken, das nur irgendwie nützlich sein könnte, versuchen Sie, es in die Hand zu bekommen. Die anderen werden das auch tun. Willie wird es ihnen sagen.»
    Sie hörte auf zu sprechen und saß einen Moment schweigend da. Dann verschwand der konzentrierte Zug von ihrem Gesicht, und sie lächelte ihm zu, wie sie ihm bei einem Abendessen in ihrer Wohnung über den Tisch zulächeln würde.
    «Möchten Sie jetzt schlafen? Oder mit mir plaudern? Oder ein wenig Schach spielen?»
    Einen Augenblick lang dachte Tarrant, er träume. Er kämpfte gegen das Gefühl der

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