Modesty Blaise 08: Heiße Nächte für die Lady
ich die Sache gern mit Steve durchsprechen. Er kennt Luzifer ebenso gut, und er ist Fachmann für Parapsychologie.»
Willie blickte sie verdutzt an. «Da komme ich nicht mit. Du meinst, Steve kann dir in Prozenten die Wahrscheinlichkeit angeben, ob Luzifers Antwort stimmt oder nicht?»
«Nein. Ihm würden die erforderlichen Statistiken fehlen. Aber angenommen, Luzifer sagt, daß Danny lebt, daß er noch nicht in die unteren Regionen gerufen wurde – dann können wir ihn immer noch finden.»
«Ich weiß. Ich habe mich bemüht, nicht daran zu denken, in der Hoffnung, es würde sich von selbst erledigen. Wo also kommt Steve ins Spiel?»
«Gar nicht, Willie.» Sie wandte sich ihm zu und lachte vor sich hin. «Verdammt noch mal! Wenn wir schon auf so skurrile Weise, mit Luzifer, anfangen, können wir ebensogut auch so weitermachen und noch mehr Verrücktheiten begehen. Besonders, wenn wir nichts Besseres tun können. Was ist denn mit Dinah? Sie besitzt ebenfalls eine übernatürliche Gabe. Die Gabe, Dinge zu finden.»
In den frühen Morgenstunden wurde Willie durch leise Geräusche, die von unten kamen, aus einem erholsamen Schlaf aufgeweckt. Er zog seinen Morgenmantel an und begab sich hinunter in die Küche, wo er Modesty in Bluse und Leinenrock vorfand. Sie bereitete Rührei mit Schinken zu. Das Wasser im Kessel begann zu sieden, und auf der großen Kaffeekanne stand ein Porzellanfilter bereit.
«Ich wollte frühstücken und einen Spaziergang machen», erklärte sie ihm. «Möchtest du auch was?»
«Hm, ja, bitte.» Er rieb sich die Augen. «Normalerweise kannst du auch schlafen, wenn eine Pistole gegen deinen Kopf gerichtet ist.»
«Ich weiß. Diese Sache mit Danny Chavasse hat mich ein bißchen durcheinandergebracht.»
«Möchtest du lieber allein bleiben, Prinzessin?»
«Nein. Ich wäre dir dankbar, wenn du mir Gesellschaft leistest.» Sie häufte Schinken und Ei auf einen Teller und stellte ihn Willie hin, füllte die Pfanne noch einmal und schüttete kochendes Wasser in den Filter.
«Was gibt es denn Neues hier, Willie? Ich bin nicht mehr auf dem laufenden seit meinen sechs Wochen Urlaub in den Staaten und der Paxero-Sache sofort nach meiner Rückkehr.»
«Nicht sehr viel. Ich habe Theaterkarten besorgt für ein paar neue Stücke, die dir sicherlich gefallen werden. Und, oh, dann das Ballett. Wenn wir die Karten nicht ausnutzen können, soll Weng sie Madge Baker geben, damit sie sie in einer ihrer Tombolas verlost.»
«Das ist nett von dir. Ich hoffe, wir sind hier und können hingehen.» Sie hatte Willie niemals daran gehindert, ihr Zerstreuung zu verschaffen, es war viel zu unterhaltsam. «Wie geht es Madge?»
«Sie ist so verrückt wie immer. Oh, und sie hat endlich den Richtigen gefunden. Das macht den neunten in vier Jahren, falls ich nicht ein paar vergessen habe. Und was noch? O ja. Ich werde Doris los und muß mir ein neues Barmädchen für die Treadmill besorgen.»
«Doris? Ich dachte, sie wollte eine Dauerstellung?»
«Das dachte ich auch. Aber ihr Mann bildet sich ein, es würde ihnen in Australien besser gehen, und sie wandern aus. Da fällt mir ein, ich war vor ein paar Wochen mit Jack Fraser aus, und er erzählte mir eine phantastische Geschichte von dem Presseheini im Ministerium, der sich mit einer Schlagzeile ein tolles Ding geleistet hat …»
Sie plauderten munter drauflos, während sie ihr Frühstück verzehrten. Als sie zum Kaffee noch eine Zigarette geraucht hatte, sagte Modesty: «Ich hatte vor, querfeldein zum Harrow zu gehen und dann über die Fußwege außen herum zurückzuwandern. Das wird ein paar Stunden dauern. Willst du mitkommen, Willie?»
«Sicher. Wart ein paar Minuten.»
Als er in Jeans und Sporthemd herunterkam, erwartete sie ihn schon. Sie hatte ein Kopftuch auf, war aber barfuß. Es erstaunte ihn keineswegs. Sie war schon vierzehn oder fünfzehn Jahre alt gewesen, bevor ihre Füße überhaupt Schuhe kennenlernten. Und ihre Sohlen waren immer noch ledrig genug, um über jeden Boden zu laufen.
Als sie im Mondlicht an den ehemaligen Wirtschaftsgebäuden vorbeikamen und den Talhang hinaufstiegen, fragte sie ihn: «Kannst du dich noch an Danny Chavasse erinnern?»
«Ich kannte ihn nur von den paar Wochen, in denen er auf deine Anweisung meine Manieren ein wenig glätten sollte. Aber ich mochte ihn. Ich glaube, sie hatten ihn alle gern. War ein netter Kerl, der Danny.»
«Ja. Ich setzte ihn auf Frauen an, und er war da einsame Spitze. Er konnte Informationen
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