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Modesty Blaise 08: Heiße Nächte für die Lady

Modesty Blaise 08: Heiße Nächte für die Lady

Titel: Modesty Blaise 08: Heiße Nächte für die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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verwandelt, die ihn vor der apathischen Resignation fast aller Sklaven bewahrte.
    Dennoch hatte ihn eine primitive Urangst erfaßt, als die alte Frau vorüberfuhr.
    Als Paxero und Damion den Salon betraten, saß Miss Benita wie immer in ihrem Ohrensessel neben den breiten Doppelfenstern, die sich zur Pflanzung hin öffneten. Sie streckte die Hand aus. «Ramón, es ist schön, dich zu sehen.» Die weiche, wohlklingende Stimme klang unwirklich aus dem zusammengekniffenen Mund.
    «Tante Benita.» Paxero reichte ihr die Hand und küßte sie auf die trockene Wange. «Du siehst nicht gut aus.»
    Damion wurde von ihr nicht beachtet. Er wartete, bis Paxero sich gesetzt hatte, und ließ sich dann mit ruhigem, ernstem Gesicht auf einem Stuhl in der Ecke nieder. Die Situation gefiel ihm, es hatte ihn immer fasziniert, der irrsinnigen alten Frau zuzuhören.
    Sie sagte: «Es geht mir noch gut genug, Ramón.
    Enttäuschungen sind nicht gut für mich, meint Dr. Crosier.»
    «Es tut mir sehr leid, daß ich dir nicht die zwei neuen Sklaven bringen konnte, die du haben wolltest, Tante Benita. Es ist manchmal etwas schwierig.»
    «Du mußt dir mehr Mühe geben, mein lieber Ramón.» Das hatte sie immer zu ihm gesagt, solange er sich erinnern konnte. All die Jahre hindurch, die sie wie ein Lasttier geschuftet hatte, um ihn zur Schule gehen zu lassen, ihn zu ernähren und zu kleiden, die Gebühr zu zahlen, die ihm eine Stellung in dem kleinen Import-Exportbüro in Guatemala City sicherte, und die winzige Summe zu sparen, die ihn, siebzehnjährig, befähigte, das erste Geschäft auf eigene Rechnung abzuwickeln. Er hatte Bauholz gekauft und weiterverkauft, ein Geschäft, das nur auf dem Papier bestand und dem Trend der damaligen Lage überhaupt nicht entsprach. Aber die Urteilsfähigkeit des jungen Paxero hatte sich als richtig erwiesen, und er hatte fast tausend Prozent daran verdient. Er besaß Fingerspitzengefühl, und seine Prognosen hatten sich seitdem fast immer als richtig erwiesen. Aber viele Jahre lang hatten er und Tante Benita weiterhin bescheiden gelebt, sich als einzigen Luxus nur einfaches, aber reichliches Essen erlaubt.
Iß und spare, und gib dir mehr Mühe
. Er hatte diese Worte tausendmal gehört.
    Er antwortete jetzt: «Ich gebe mir für dich immer die größte Mühe, Tante Benita.»
    «Natürlich, du bist ein guter Junge.»
    «Wirst du mir erlauben, dich nach New York zu einem Spezialisten zu bringen?»
    «Ich kann die Plantage nicht verlassen. Ich gehöre hierher. Nächstes Jahr hoffe ich zwei Morgen neues Land zu roden, und dann werde ich mehr Sklaven benötigen, wenigstens zwölf.»
    Damion hätte jetzt gern mehr von Paxeros Gesicht gesehen als nur das Profil, um sein Mienenspiel zu beobachten. Zwölf. Das war ein dicker Auftrag. Er konnte nicht noch einmal eine Massenentführung inszenieren wie damals mit der Yacht.
    Aber Paxero antwortete ganz ruhig: «Du sollst sie haben, Tante Benita. Es würde mir sehr helfen, wenn du mir möglichst viele aus deinen Zeitschriften aussuchst, damit ich genügend zur Auswahl habe. Bei einigen ist es schwieriger als bei anderen, du verstehst.»
    Tante Benita verzog die Lippen und runzelte die Stirn. «Viele sind nicht geeignet, mein lieber Ramón. Und nichts in dieser Welt ist leicht, das weißt du doch.»
    «Ich denke immer daran, Tante Benita. Heute habe ich dir viele Illustrierte und Zeitungen aus der ganzen Welt mitgebracht, das wird dir sicher helfen.»
    «Sehr gut. Ich werde mir große Mühe geben. Acht Männer und vier Weiber, das wäre fein. Wirst du ein paar Tage hier bleiben?» Die beiden Männer hatten ihre eigenen Unterkünfte im Großen Haus. Paxero antwortete: «Zwei Tage, wenn es dir recht ist.»
    «Nur zwei? Ich sehe dich so selten.»
    «Ich muß nach Tenazabal, Tante Benita, zu dem englischen Professor, der für dich an dem MayaKalender und dessen Zusammenhang mit den Planeten arbeitet. Hast du noch Interesse daran?»
    Die alte Frau deutete mit ihrer knotigen, abgearbeiteten Hand auf ein langes Bücherregal. «Was für eine dumme Frage, Ramón. Ganz gewiß ist das Studium unserer eigenen Götter wichtiger als alles andere.»
    Damion hätte fast gegrinst, aber er preßte noch schnell die Zähne zusammen. Es war dies ein ziemlich neues Hobby von ihr, mit dem sie vor etwa einem Jahr angefangen hatte. Vielleicht mehr als ein Hobby, denn es grenzte jetzt fast an religiösen Wahn. Er wußte – Paxero hatte es ihm einmal erzählt – von jenem lange vergangenen Tag des

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