Modesty Blaise 08: Heiße Nächte für die Lady
auf, und der Wagen schoß mit quietschenden Reifen über den hartgefahrenen Sand.
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Collier sagte: «Etwas, das ich dich andauernd fragen möchte und immer wieder vergesse. Hast du einmal etwas von unserem alten Freund Luzifer gehört? Weißt du, wie es ihm geht?»
Modesty antwortete: «Ich habe vor kurzem mit seinem Arzt gesprochen. Offensichtlich hat sich nichts geändert.»
«Das war auch kaum zu erwarten. Der arme Teufel. Armer satanischer Teufel, wirklich, in der Tat. Ich war ein paarmal versucht, einige Präkognitionstests mit ihm durchzuführen, aber seine Art der Vorhersage ist mir zu makaber. Hallo, wer ist denn das?»
Sie verließen gerade den Urwald, und die Straße führte nun in das Dorf hinein, als ihnen ein anderes Fahrzeug sehr schnell mit blinkenden Scheinwerfern entgegenkam.
Die beiden Autos hielten Kühler an Kühler. Modesty sagte: «Es ist Willie», und es wurde ihr plötzlich kalt.
Willie ging ihnen entgegen, wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. Collier setzte zum Sprechen an, dann sah er das maskenhaft verzerrte Gesicht im Mondlicht. Modesty war aus dem Jeep gesprungen.
Sie fragte nur: «Dinah?» Willie nickte. Er blickte erst Collier, dann Modesty an, und seine Stimme klang rauh und heiser: «Es war kein Unfall oder eine Krankheit. Zwei Männer haben sie entführt. Sie nahmen heute ein Zimmer und überfielen sie, nachdem sie zu Bett gegangen war. Mein Gott, ich könnte mir den Hals durchschneiden.»
Collier glaubte, sich verhört zu haben. Er sah, wie Modesty die Hände hob und gegen die Schläfen preßte, hörte sie sagen: «Lieber Gott, ich dachte nicht im Traum daran, daß die Gefahr so aussehen könnte.»
Collier fuhr dazwischen. «Was, zum Teufel, ist los?»
Modesty packte ihn am Handgelenk. Sie erklärte kurz: «Dinah ist von zwei Männern entführt worden.
Aber bitte, lieber Steve, sag jetzt nichts. Wir haben keine Zeit dazu.»
«Entführt?» stotterte Collier ungläubig. «Das ist nicht wahr.»
«Bitte, Steve, bitte!» Sie sah Willie an. «Wann? Welche Richtung?»
«Vor etwa zehn Minuten. Wenn ihr ihnen nicht begegnet seid, dann weiß ich nicht, in welche Richtung sie gefahren sind. Ich glaubte, sie wären auf der Straße nach Poptún und fuhr dort entlang. Ein paar Meilen weiter draußen traf ich Pete mit seinem Lieferwagen, der aus Poptún zurückkehrte. Er war durch eine Panne aufgehalten worden. Er sagte, ihm wäre von Tenazabal her kein Fahrzeug begegnet. Daher dachte ich, sie müßten euren Weg gefahren sein. Es gibt nämlich keinen anderen.»
«Sind sie auch», platzte Modesty heraus und schwenkte herum zum Jeep. «Du fährst, Willie. Steig ein, neben ihn, Steve. Schnell!»
Collier ließ sich benommen in den Beifahrersitz fallen, als der Jeep schon wendete und davonjagte. Sein Herz hämmerte voller Furcht, und er fühlte, wie Ströme von Schweiß an seinem Körper herunterrannen. Er biß sich in die Unterlippe, um die Worte zurückzuhalten. Dinah? Entführt? … Oh, Gott sei Dank waren sie hier. Der Jeep jagte die Straße entlang, die abgeblendeten Scheinwerfer bohrten sich in die Dunkelheit.
«Ich werde mit geschlossenen Augen fahren!» rief Modesty Willie zu. «Sag mir Bescheid, wenn wir die letzte Gefällestrecke erreichen, dann übernehme ich.»
«In Ordnung.»
«Du glaubst, sie fahren zum Tempel?»
«Ich wüßte nicht, wohin sonst, Prinzessin. Hast du den Wagen nicht gesehen?»
«Ich dachte, ich hätte ihn gesehen, dann schien es, als hätte ich mich getäuscht. Sie müssen sich irgendwo hinter Buschwerk an einer der Ausweichstellen versteckt haben. Du weißt nicht, weshalb?»
«Nein. Könnte wie letztes Mal sein.» Er sprach von der Geschichte mit dem grausamen Delicata, der Dinah entführt hatte, weil er ihre Fähigkeiten brauchte, um den Schatz von Mus zu lokalisieren.
Modesty sagte: «Wenn das so ist, haben wir Zeit. Wir müssen uns nur leise nähern.» Sie griff nach vorn und fuhr mit der Hand über Willies Brust. Dann seufzte sie: «Mein Gott, ich wünschte, ich hätte eine Pistole.»
«Ich wollte keine Zeit verlieren, Prinzessin.»
«Ich weiß. Hör auf, dir Vorwürfe zu machen.»
Nach kurzem Schweigen fragte Collier mit beherrschter Stimme: «Kann ich jetzt sprechen?»
«Ja, aber wir haben nicht viel Zeit, Steve.»
«Ihr wußtet, daß es passieren würde?»
«Nein. Wir waren bei Luzifer. Durch Zufall bekam er Dinahs Brief in die Hände. Er sagte, sie … könnte in die unteren Regionen geholt werden.»
«O Gott.» Collier
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