Modesty Blaise 08: Heiße Nächte für die Lady
schon längst aus der Luft gesichtet worden sein?»
Willie schüttelte den Kopf. «Es liegt völlig abseits der regulären Flugrouten. Und überhaupt, angenommen, du fliegst über Guatemala und schaust hinunter und siehst ein Gebäude oder Menschen oder irgendetwas im Urwald. Du denkst dann einfach, hallo, da unten wird wieder irgendein Projekt gestartet, und vergißt es gleich wieder.»
Modesty wandte sich an Collier: «Und schlag dir aus dem Kopf, daß die CIA ein Flugzeug schickt. Sie haben schon genug Ärger, wenn sie ihre Finger in die Angelegenheiten anderer Länder stecken.»
Collier stand auf und ging zu Modesty hinüber, die an einem der breiten Fenster lehnte und über die Terrasse hinaus auf das Meer schaute. Er packte sie nicht allzu sanft an den Schultern und drehte sie zu sich herum. «In Ordnung. Also werden du und Willie darüber fliegen und selbst nachschauen. Ihr nehmt Kameras mit und dreht einen Film von dem, was ihr findet. Vielleicht gelingt euch ein Schnappschuß von Paxeros schrulliger Tante und ihren Käfigvögeln und dem, was sie dort tun, was immer es ist. Dann gebt ihr es weiter an Tarrant oder die CIA, und die können es dann an die guatemaltekische Regierung weiterleiten, und das war’s dann.»
Modesty blickte an ihm vorbei. «Dinah, wußtest du, daß seine Nase zuckt, wenn er wütend ist?»
«Kümmre dich nicht um meine Nase, hör besser auf das, was ich dich frage.»
«Das tue ich, aber es geht nicht, Steve. Paxero hat gewaltigen Einfluß in Regierungskreisen.»
«Er könnte sie nicht ewig von einer solchen Sache ablenken, wenn erst einmal eine offizielle Anfrage von einem fremden Staat vorliegt.»
«Ewig nicht, aber lange genug.»
«Sprich nicht in so verdammten Rätseln! Lange genug wofür?»
Willie erklärte es ihm. «Wenn Paxero so ein krummes Ding laufen hat, ist es todsicher, daß er auch fertige Pläne dafür hat, die Sache ganz schnell verschwinden zu lassen, wenn etwas schiefgeht. Wenn Danny Chavasse und noch andere sich dort befinden, kann Paxero sie nicht am Leben lassen, damit sie die ganze Geschichte weitererzählen. Sie sind tot beim ersten Anzeichen einer Gefahr. Tot und verschwunden.»
Collier ließ Modestys Schultern los und wandte sich niedergeschlagen ab. Schweigend goß er sein Glas wieder voll und setzte sich neben Dinah. Er trank einen Schluck und fragte: «Wie wollt ihr es also ablaufen lassen?»
«Wir hatten noch nicht viel Zeit, darüber zu reden.»
«Du und Willie, ihr braucht euch kaum zu bereden, und außerdem hattet ihr eine Menge Zeit zwischen Dinahs Versuch am Morgen und der Kontrolle eben jetzt.»
«Gut … Wir dachten, wir würden auf zwei verschiedenen Wegen operieren. Das ist sicherer, wenn man keine Ahnung hat, worum es eigentlich geht. So beabsichtigt Willie, sich zu Fuß von Britisch-Honduras heranzuarbeiten.»
«Durch den Urwald, den wir überall um Tenazabal sahen? Oh, mach dich nicht lächerlich!»
«Er wird es schaffen.»
«Und was tust du? Dich von Mexiko aus dorthin durchschlagen?»
Modesty brach in ein kurzes Gelächter aus. «Ich mag dich, wenn du so wütend und verbiestert bist. Nein, ich hoffe, auf dem Wege hinzukommen, auf dem, wie wir glauben, schon viele andere hingekommen sind.»
Collier zwinkerte. «Würdest du bitte die Güte haben, dich für einen normalen Geist verständlich auszudrücken.»
Dinah hatte verstanden. «Ich nehme an, Modesty hofft, daß sie entführt wird.»
«Du lieber Gott. Warum zum Teufel sollte man das tun?»
Modesty erklärte es ihm. «Ich denke, ich bin eine Kandidatin. Sie versuchten, mich zusammen mit John Dall in Idaho zu schnappen. Ich habe es dir erzählt.»
«Aber das war doch nicht unbedingt dieselbe Bande, Paxeros Leute.»
«Da bin ich ganz sicher, Steve.»
«In Ordnung. Und warum sollten sie es bei dir wieder versuchen?»
«Aus demselben Grund, aus dem sie es vorher versuchten, was immer dieser Grund auch ist. Vielleicht, um Miss Benita eine Freude zu machen.»
«Und das ist dein augenblickliches Ziel?»
«Ja. Genau das. Wenn unsere Vermutung richtig ist, weiß Paxero bereits, daß Willie und ich bei euch in Tenazabal waren. Er weiß wahrscheinlich auch, daß wir jetzt hier bei euch sind.» Sie runzelte die Stirn. «Ich bin ein wenig enttäuscht, daß er sich nicht schon gemeldet hat, unter dem Vorwand, dich zu überreden, die Arbeit in Tenazabal wieder aufzunehmen.»
Collier hob die Hand, die leicht zitterte, und zeigte auf sie. «Deshalb also gehst du jetzt jeden Morgen
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