Modesty Blaise 08: Heiße Nächte für die Lady
Fähigkeit ist oder ob verschiedene Materialien irgendwelche elektromagnetischen Aussendungen produzieren, denen gegenüber du besonders empfänglich bist, ist bis jetzt weder auf die eine noch die andere Art überprüfbar. Item: Deinem Herrn und Meister zuliebe hast du ein paar Versuche in Fernlokalisierung unternommen, indem du mit einer Landkarte anstatt am Ort selbst arbeitetest. Es scheint, daß dieses mehr eine psychische Fähigkeit ist als eine sinnliche Wahrnehmung. Die Ergebnisse dieser Versuchsreihe lagen sehr deutlich über dem Zufallswert. In diesen Experimenten verwendetest du den Pendelanzeiger und jeweils ein kleines Stück des Materials, dessen Standort du ermitteln solltest. Bei dem heutigen Versuch verwendetest du das gleiche Pendel und einen Gegenstand, der persönliches Eigentum eines besonderen Individuums ist. Der Gegenstand ist die Uhr, welche, wie wir wissen, sich für einige Jahre im Besitz von Danny Chavasse befand, dann jedoch für eine nicht bestimmbare Zeit einer anderen Person gehörte, wodurch möglicherweise deine einzigartige Sehergabe abgelenkt wurde und du zu einem anderen Resultat gelangtest.» Er öffnete die Augen und streichelte ihre Hand. «Wenn jedoch deine Lokalisierungsversuche ein völliger Fehlschlag wären, müßte man eine breite Streuung der Ergebnisse auf der Karte erwarten. Aber genau das haben wir nicht. Du hast ständig dieselbe Stelle getroffen. Es muß nicht zwangsläufig bedeuten, daß sich Danny Chavasse dort befindet. In der Uhr ist Gold, und deshalb hast du vielleicht eine Ader goldhaltigen Erzes gefunden, oder eine Diamantmine, weil im Uhrwerk Diamanten sind, oder aber eine Messingader, falls die Spindel oder ein anderes Teil daraus besteht.»
Willie unterbrach ihn: «Mein Gott, man findet kein Messing, das ist eine Legierung.»
«Ach hau ab, Willie. Ich kann vorlaute Menschen nicht leiden.»
Dinah unterbrach das Geplänkel. «Wenn es ein Mineral wäre, wüßte ich es, Steve. Ich kann es fühlen.»
«Na schön. Ich sage lediglich, daß es von Bedeutung ist, daß du immer wieder dieselbe Stelle getroffen hast. Aber es muß nicht das bedeuten, was wir gern möchten.»
Modesty mischte sich ein: «Wir wissen, daß es ein Dutzend verschiedene Möglichkeiten gibt, die alle falsch sein können. Aber laß uns deine Ansicht hören, Steve. Du weißt besser als jeder andere, wozu Dinah fähig ist, also laß deine Statistiken aus dem Spiel und mach einfach eine Schätzung deinem Gefühl nach.»
Noch immer neben der Karte knieend, klopfte sie mit einem Finger darauf. «Luzifer sagte, daß Danny Chavasse lebt, und ich glaube ihm. Sag mir jetzt, wie groß die Chance ist, daß er sich hier befindet?»
«Es ist ein Schuß ins Dunkle, Liebes.»
«Nun schieß schon!»
«In Ordnung.» Er dachte einen Augenblick nach, dann zuckte er die Achsel. «Siebzig Prozent, vielleicht etwas weniger.»
«Danke.»
Im Zimmer wurde es still. Modesty und Willie starrten nachdenklich die Landkarte an. Collier beobachtete sie niedergeschlagen und fühlte, wie die Spannung in Dinahs Hand anwuchs. Kurz darauf fragte Dinah mit schwacher Stimme: «Wie sieht es aus, Modesty?»
«Ziemlich düster. Ich gehe davon aus, daß Danny dort ist, und das führt zu der Annahme, daß sich eine beträchtliche Anzahl anderer Menschen ebenfalls dort befindet und daß Paxero derjenige ist, der sie dorthin schaffen ließ.»
«Aber wohin?» unterbrach Collier sie gereizt. «Das ist unberührter Dschungel. Und wie? Und warum? Um Gottes willen!»
«Das Wie dürfte für einen Mann mit Paxeros Möglichkeiten nicht allzu schwierig sein. Wenn man eine Anzahl reicher Leute entführen und irgendwo gefangenhalten will, wird man das nicht an die große Glocke hängen. Es könnte ja jemand dahinterkommen. Also braucht man irgendetwas Unzugängliches, mitten im Niemandsland. Und es ist auffällig, daß das von Dinah markierte Gebiet nicht allzuweit von dem Landstück entfernt ist, das Paxero seit Jahren aus dem Urwald heraushacken läßt.»
Willie warf ein: «Ich denke, das fügt ein paar Punkte zu dem über dem Zufall liegenden Prozentsatz hinzu, Prinzessin.»
«Das denke ich auch, mein lieber Willie.»
Collier leerte sein Glas und erhob sich. «In Ordnung. Nehmen wir einmal an, daß Paxero irgendwo an jenem Fluß inmitten des Dschungels so etwas wie ein Gefängnis errichtet hat. Seither entführt er ab und zu ein oder zwei oder mehrere Personen, richtet es ein, das es so aussieht, als wären diese Leute durch
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