Modesty Blaise 08: Heiße Nächte für die Lady
Unwissenheit.»
Dinah gab ein ersticktes Prusten von sich und knabberte an seiner Schulter. «Daraus wird wohl nichts, du Schlingel. Wir werden eine Weile recht wenig zu lachen haben, und das hier ist zu gut, es zu verschweigen.»
Drei Tage später, in einem Büro in Whitehall, musterte Tarrant mit grimmiger Miene Maude Tiller, die ihm gegenüber vor dem Schreibtisch stand. «Außerdem», so fuhr er fort, «wurde ich in diesem Kleiderschrank mehrere Stunden eingesperrt und in dem Glauben gelassen, unentrinnbar in einen Juwelendiebstahl verwickelt zu sein. Dann mußte ich die entwürdigende Erniedrigung erleben, von einem Komplicen eures Freundes Garvin befreit zu werden, und dann übergab man mir diesen Zettel.»
Maudes Hand bebte deutlich sichtbar, als sie nach dem Zettel griff. Ihre Wangen waren merkwürdig hohl geworden, und Tarrant war sicher, daß sie von innen darauf biß, um nicht in Gelächter auszubrechen. Sie las die Mitteilung, und ihre zusammengepreßten Lippen zogen sich noch enger zusammen. Als sie wieder aufsah, blickte sie Tarrant mit weit aufgerissenen Augen an; sie glich in diesem Augenblick einem Clown. Sie schien Schwierigkeiten mit dem Atmen zu haben – und hatte sie in der Tat –, da sie nicht wagte, ihr Zwerchfell zu entspannen.
Mit unheilvoll durchdringendem Blick fuhr Tarrant fort: «Ich will annehmen, daß Sie an diesem schändlichen und widerwärtigen Anschlag nicht beteiligt waren. Ich will weiterhin annehmen, daß Sie sehr bekümmert und entsetzt darüber sind.»
Maude nickte eifrig, zog die Luft durch die Nase ein und brachte ein gepreßtes ‹
Jissir
› zustande, ohne ihre Lippen um mehr als eine Haaresbreite zu öffnen.
«Sehr gut.» Tarrant lehnte sich in seinem Sessel zurück. «Ich habe Sie aus dem Urlaub zurückrufen lassen, weil ich einen dringenden Auftrag für Sie habe. Sie werden sich noch heute nach Belize begeben. Gehen Sie nun zu Mr. Fraser, er wird Sie einweisen. Das ist alles.»
«Danke Sir.» Sie drehte sich um und rannte beinahe aus dem Zimmer. Als sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, entspannte sich Tarrant und erlaubte sich ein Lächeln. Dann dachte er an Modesty, und das Lächeln erstarb.
In Frasers Büro taumelte Maude zu einem Sessel, umklammerte die Armlehne, nach vorn gebeugt, und brach in ein schmerzhaftes Gelächter aus. Fraser blickte sie über den Rand seiner Brille hinweg an und schrieb dann in seiner zierlichen präzisen Handschrift weiter an einer Aktennotiz.
Zwei Minuten später sah er wieder auf und erkundigte sich: «Fühlen Sie sich jetzt besser, Maude?»
«Ja.» Sie zog ein Papiertaschentuch aus ihrer Handtasche und rieb sich die Wangen trocken. «Ja, vielen Dank, Mr. Fraser. Entschuldigen Sie, aber ich konnte einfach nicht anders.» Sie deutete hinüber zu Tarrants Büro. «Sie … wissen, was Willie gemacht hat?»
Fraser nahm seine Brille ab, warf ihr einen dienstlichen, förmlichen Blick zu und sagte: «Ja. Aber hier ist nun Schluß damit.»
«Jawohl, Sir.» Sie ließ sich von Frasers Verhalten nicht täuschen. Es war viele Jahre lang die Tarnmaske des Agenten im Einsatz gewesen, aber dahinter steckte ein Mann mit sehr viel Härte und Ehrgeiz. Sie nahm einen Spiegel aus der Handtasche und stieß einen tiefen Seufzer aus. «O mein Gott. Stört es Sie, wenn ich mir mein Gesicht ein wenig repariere?»
«Machen Sie nur, dann lesen Sie das hier.» Er schob ihr ein Aktenstück über den Schreibtisch.
Zehn Minuten später stand sie auf und legte die Akte auf den Schreibtisch zurück. Ihr Gesicht war jetzt sachlich und ernst. «Modesty und Willie glauben wirklich, daß Paxero dort drüben in den Petén etwas im Gange hat?»
«Wenn das nicht klar aus den Akten hervorgeht, bin ich nicht klar bei Verstand.»
«Entschuldigen Sie, Mr. Fraser. Natürlich ist es klar. Stimmt Sir Gerald mit Ihnen überein, oder schickt er mich nur auf Grund eines Verdachts hin?»
«Er hielt Modestys und Willies Schlußfolgerungen für schwach, aber er akzeptiert ihre Ahnungen und hätte Sie auch so geschickt.»
«Auch so?»
«Auch wenn wir gestern nicht die Nachricht erhalten hätten, daß Modesty Blaise nicht mehr an der Wasseroberfläche erschien, als sie bei Acapulco mit Sauerstoffgerät tauchte.»
Maude blickte auf. «Also hatte sie recht und Paxero hat sie geschnappt?»
«Wir wollen es hoffen», erwiderte Fraser trocken.
«Und wenn ja, wollen wir hoffen, daß sie dorthin gebracht wurde, wohin sie gebracht zu werden glaubt und daß sie noch am
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