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Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Titel: Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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plötzlich fasziniert von der Idee, einen Akt zu malen, und jetzt sind sie in der Küche.»
    Kingston starrte ihn fassungslos an. «In der Küche?»
    Willie grinste. «Sie steht an der Spüle und schält Kartoffeln.»
    «Du lieber Himmel. Wie wird er es nennen,
Nackte mit Küchenmesser

    «Es könnte ein prächtiges Bild werden.» Willie blickte über das dunstige Meer. «Als sie aufgehört hatte zu kichern, verfiel sie in Träumerei. Wenn es ihm gelingt, diese Stimmung auf die Leinwand zu bannen, wird man sich in dieses Bild geradezu versenken können. Verstehst du?»
    «Ich verstehe.» Kingston leerte sein Glas und dachte, daß Willie Garvin der einzige Mann war, den er beneidete. Er stand auf und sagte: «Bestell ihnen einen Gruß von mir und sag ihnen, daß ich euch gern morgen abend zum Dinner in den Marquis-Saal des Kasinos einladen möchte. Keine Fachsimpeleien. Bloß ein Essen unter Freunden.»
    «Danke, ich werde es ihr sagen und dich anrufen.»
    ###
    Modesty Blaise legte die Speisekarte beiseite und sagte:
    «Ich nehme einen gegrillten Schwertfisch mit gerösteten Kartoffeln.»
    «Gern, Madame.» Der Kellner nahm die Bestellung der drei anderen auf und verschwand.
    «Es ist merkwürdig», sagte Kingston, «wenn man es so recht bedenkt. Diese gerösteten Kartoffeln werden in ein hübsches Fleisch eines Mädchens umgesetzt werden, in ein herrliches Stück Arm oder Hüfte, oder vielleicht Busen. Aber wenn ich sie äße, würden sie zu nichts anderem als zum schwabbelnden Fett eines Mannes.»
    «Findest du, daß dich das Leben ungerecht behandelt?» fragte Willie.
    «Der Knabe ist wirklich hellsichtig», erklärte Kingston erstaunt. «Es gibt keine andere Erklärung. Er wußte tatsächlich, was ich sagen wollte.»
    «Ich wußte es auch», bemerkte Luke. «Ich glaube, es schon öfter gehört zu haben.» Er sprach vor sich hin und ordnete die Falten am Hals des weißen Seidenjerseykleides, das Modesty trug. «Dieser griechische Stil steht dir fabelhaft.»
    «Danke, Luke. Aber bitte sieh davon ab, die Kleider der anderen hier anwesenden Frauen zu arrangieren, man könnte es falsch auffassen.»
    «Sollte es zum Schlimmsten kommen», riet Kingston, «dann poche ja nicht auf deine künstlerischen Freiheiten. Besteh darauf, daß du ein Modezar bist, und man wird dir alles verzeihen.» Er blickte Modesty an.
    «Apropos Kartoffel, wie viele Kilo hast du während der Entstehung des letzten Fletcher-Bildes geschält? Oder hast du nur so getan als ob?»
    Sie lächelte leicht. «Ich fühle ein wenig Ehrfurcht in bezug auf Lukes Bilder. Ich meine, daß einige davon mich darstellen.»
    Willie nickte, und sie blickte ihn erstaunt an, während sie fragte: «Hast du das gewußt?»
    «Es ist deutlich zu merken, Prinzessin. Luke gehört vermutlich bereits zu den Unsterblichen. In hundert oder vielleicht in vierhundert Jahren werden Touristen aus den Kolonien auf dem Alpha Centauri hierherfliegen, um die Kultur der alten Erde zu bewundern, und da wirst du in der Tate Gallery oder im National Museum hängen – Kartoffeln schälend und völlig nackt.»
    Sie lachte entzückt. «Ganz so habe ich es mir nicht ausgemalt, Willie, aber du hast völlig recht. Es ist ein wenig unheimlich zu denken, daß einige auch in ein paar hundert Jahren die Leute anschauen werden.»
    «Ist es gut gelungen?» erkundigte sich Kingston.
    Fletcher sagte abwesend: «Ich war sehr zufrieden. Ich glaube, ich habe nie etwas Besseres gemacht. Natürlich wird es nicht verkäuflich sein.»
    «Ich hoffe», sagte Kingston, «daß ein alter Freund und großzügiger Gastgeber, ein armer Kerl, der viel Unrecht im Leben erlitt, das Privileg haben wird, das Bild anzuschauen.» Er nahm die Weinkarte, die der Kellner ihm reichte, und gab sie an Modesty weiter.
    «Wähl du aus, Täubchen.»
    Etwas später, als Kaffee und Brandy serviert worden waren, sagte Kingston: «Ich habe versprochen, nicht vom Geschäft zu reden, oder mit anderen Worten, nichts von Lukes mysteriösem Verschwinden, aber ich muß euch doch fragen, ob ihr, als wir durch das Kasino gingen, die Leute am Bakkarat-Tisch gesehen habt?»
    Modesty blickte Willie fragend an, dann schüttelte sie den Kopf.
    «War Frezzi dabei?»
    «Nein, jemand viel Unwahrscheinlicherer. Du sagtest, John Dall sei dein einziger Millionär, aber du hast einen anderen vergessen, Sam Solon.»
    «Ist er hier?»
    «Höchstpersönlich, Lady. Ich sah ihn nur flüchtig hinter der üblichen Menge von Kiebitzen, aber von ziemlich nahe.

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