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Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Titel: Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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engelsgleiche Gesicht, die Veilchenaugen waren jetzt sehr nahe. Plötzlich schnitt Furcht, scharf wie eine Messerschneide, durch Fletchers Benebelung, und alle seine Nerven spannten sich, um dem Körper einen Befehl zu geben: umdrehen und laufen. Doch kaum hatte er eine unbeholfene halbe Drehung gemacht, als der lange Seidenstreifen heranflog und das beschwerte Ende sich glatt um Fletchers Hals legte.
    ###
    Weng fungierte als Nachrichtenzentrale. Um fünf Uhr rief Willie Garvin zum viertenmal an, diesmal aus Hanwell, um mitzuteilen, daß er nichts gefunden habe.
    Weng sagte: «Miss Blaise hat den richtigen Broadway gefunden, Mr. Garvin, aber Mr. Fletcher war nicht dort. Es ist die Adresse eines Grünwarenhändlers. Man hat ihn bezahlt, um jedem, der nach Fletcher fragt, mitzuteilen, daß dieser jetzt in seinem Studio sei. Miss Blaise ist daher auf dem Weg dorthin.»
    «Wann rief sie an, Weng?»
    «Vor sechseinhalb Minuten, Sir. Sie war in Penge.»
    «Ich fahre auch hin. Hast du das Studio angerufen?»
    «Nur einmal, Sir, aber es hat niemand abgehoben. Ich versuchte es nicht nochmals, um die Leitung für Sie freizuhalten.»
    «Gut. Vielen Dank, Weng.» Willie öffnete die Tür der Telefonzelle und ging zu seinem Auto. Auf Weng kann man sich immer verlassen, dachte er. Was er alles wußte und hinter jenen freundlichen, intelligenten Augen verbarg, hätte ihm ein Vermögen einbringen können, aber Weng war nicht daran interessiert.
    Seine Verbindung mit Modesty Blaise ging auf seine früheste Jugend zurück und war so geartet, daß Illoyalität eine undenkbare Vorstellung für ihn war.
    Früher hatte sie ihn oft gedrängt, etwas mit seinem Leben anzufangen, aber ihr Drängen hatte – vielleicht zu ihrer heimlichen Erleichterung, denn Weng war ein unbezahlbares Juwel – nie einen Widerhall gefunden. Immer korrekt, aber niemals unterwürfig, war er ein unglaublicher Snob und genoß das angenehme Leben, das er führte, so sehr, daß er es jeder anderen Beschäftigung vorzog.
    Willie blickte auf die Uhr, während er sich hinter das Lenkrad setzte. Modesty war ihm sieben Minuten voraus, fuhr jedoch auf der falschen Seite des Flusses.
    Bei einer durchschnittlichen Verkehrsdichte würde er das Studio ungefähr gleichzeitig mit ihr erreichen. Seltsam und ein wenig beunruhigend, daß niemand Wengs Anruf beantwortet hatte, aber vielleicht war Luke Fletcher betäubt. Willie gab es auf, herumzuraten, und konzentrierte sich auf den Verkehr.
    Eine halbe Stunde später sah er, während er einen Parkplatz suchte, etwa sechzig Meter entfernt eine dunkelhaarige Person in brauner Hose und gelber Bluse die Stufen zur Haustür hinaufeilen. Zwei Minuten später war er auf der Treppe und rief, als er das Geländer erreichte: «Prinzessin?»
    «Ich bin hier, Willie.» Die Tür zum Studio stand halb offen. Ihre Stimme klang ruhig, beinahe sanft, und dennoch krampften sich seine Magenmuskeln plötzlich zusammen. Er stieß die Tür auf und ging hinein.
    Luke Fletcher lag auf dem Rücken auf dem Boden neben einem großen Tisch, der mit Farben, Tuben und Pinseln angeräumt war. Er trug seine alte Cordsamthose und ein Baumwollhemd mit einem dünnen Pullover darüber. Modesty kniete neben ihm auf dem Boden; eine Hand ruhte auf seiner Schulter, die andere lag schlaff in ihrem Schoß. Sie bewegte sich ebensowenig wie er. Willie machte einen Schritt und blieb stehen.
    Luke Fletchers Kopf war zur Seite gedreht.
    Willie flüsterte: «O mein Gott …» Dann drehte er sich um und durchsuchte methodisch die anderen Räume. Als er zurückkam, fand er Modesty immer noch in derselben Stellung vor. Er sagte leise: «Es ist niemand hier, Prinzessin.»
    Sie atmete langsam ein, dann lehnte sie sich vor und rückte den Kopf des Toten zurecht. Als sie zu Willie aufsah, waren ihre Augen trocken, ihre Lippen schmerzlich zusammengepreßt, die Augen sehr dunkel.
    Sie sagte: «Es war keine große Liebesgeschichte … aber er hat mich gebraucht, und ich war glücklich, ihm zu helfen. Er war so begabt. Und er war auch ein guter Mensch … Niemals konnte er jemandem weh tun, nicht einmal mit einem Wort. Wer immer ihn getötet hat, war, mit Luke verglichen, letztklassig.»
    «Ich weiß, Prinzessin.» Ein kurzes Schweigen, dann:
    «Was tun wir jetzt?»
    «Wir?»
    «Ich tue mit.»
    «Danke, Willie. Nun … zuerst müssen wir es melden, ohne von der Entführung zu reden. Das spielt jetzt keine Rolle mehr und wirft zu viele unangenehme Fragen auf. Dann werden wir die

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