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Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Titel: Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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auf, und er sagte: «Das Ende eines Sünders ist kein Ablenkungsmanöver, Beauregard. Hüten wir uns vor dem Zorn des Allmächtigen. Er läßt nicht zu, daß wir seiner spotten.»
    «Gott behüte!» rief Beauregard Browne aus. «Sie tun mir unrecht, lieber Bruder, und es ist wahrhaft traurig, wenn das Schwert Gottes einem unrecht tut. Ich bezeichnete
unser
Unternehmen mit dem Hsuan-te-Stuhl als Ablenkung, das Ihnen erlaubte, Ihre Pflicht zu tun und den Sünder zu bestrafen. Woran Sie unsere törichten menschlichen Gesetze vielleicht gehindert hätten.»
    Uriah Crisp nickte. «Ich bitte um Entschuldigung, daß ich Sie mißverstanden habe», sagte er.
    Dr. Feng lehnte sich vor. «Miss Blaise, ich bemerkte eine kleine Reaktion, als mein Kollege die Affäre von Amsterdam erwähnte.»
    Sie blickte ihn an, dann fuhr sie fort, den Fisch auf ihrem Teller zu entgräten. «Diese Cowboy-Geschichte, bei der ein Polizist getötet wurde. Es stand in den Zeitungen.» Sie hob den Kopf, und der Blick ihrer dunkelblauen Augen traf ihn so unvermittelt, daß seine Nerven einen Augenblick lang zuckten. «Waren Sie an den Morden von Dick Kingston und Luke Fletcher beteiligt?»
    Dr. Feng versuchte, sich eine Antwort zurechtzulegen, als Beauregard Browne ihm fröhlich ins Wort fiel:
    «Ich bin überzeugt, mein mandeläugiger Medico, daß unsere Miss Blaise jene bestrafen will, die sie für schlimm hält, und da müssen wir Sie eigentlich einschließen, nicht wahr?» Mit ungeheurem Vergnügen sah er Modesty an. «Ja, Herzchen, schreiben Sie Dr. Feng auf Ihre Liste. Leider müssen Sie sich beeilen, denn so wie die Dinge nun einmal sind, stehen Sie auf Uriahs Liste. Auf seiner Liste der Sünder.»
    Mit halberstickter Stimme sagte Reverend Uriah Crisp langsam: «Sie ist ein Schandfleck in den Augen unseres Herrn. Wollust liegt in ihrem Mund und in ihren Brüsten Geilheit. Ihre Lenden verleiten die Männer zur Unzucht, und ihre Glieder fordern zur Hurerei heraus.» Mit geröteten Wangen stand er auf und stelzte auf seinen Spinnenbeinen aus dem Zimmer. Clarissa sagte: «Ach, herrje, mir sagt er nie so nette Sachen.»
    «Du bist keine Sünderin, Liebling. Du bist Helferin und Trösterin.» Die lächelnden veilchenblauen Augen wanderten zu Modesty und Willie. «Wenn wir die Insel besichtigt haben, können Sie einer von Uriahs Vorführungen seiner Künste beiwohnen – als Vernichter der Sünder, als Schwert Gottes, und so weiter, und so fort. Und ich darf Ihnen versichern, daß Sie, wenn Sie ihm auf dem Richtplatz gegenüberstehen, eine echte Chance haben werden, denn Uriah besteht darauf, daß der Allmächtige den Ausgang entscheiden müsse. Also werden Sie eine Kugel haben, um sich im Namen des Herrn damit zu verteidigen.»
    Willie Garvin verzehrte sein letztes Stück Fisch, wies mit einer Kopfbewegung auf Beauregard Browne und blickte sich fragend um. «Kann mir jemand erklären, wovon diese Shirley Temple spricht?»
    Schweigen trat ein, dann sagte Clarissa: «Wirklich, Beau, für jemand, der die Routine nicht kennt, war das ein wenig unverständlich.»
    «Tut mir leid, Puppe. Tut mir leid, lieber Willie. Tut mir leid, bewunderungswürdige Miss Blaise.» Er trank einen Schluck Wein und lehnte sich vor. Seine Augen waren plötzlich eisig. «Hören Sie gut zu, und ich erkläre Ihnen jetzt genau, was sich abspielen wird.» Als er zwei Minuten später geendet hatte, trat wieder Stille ein. Eine lange Stille. Modesty wetzte nervös hin und her, klopfte mit einem Finger, berührte ein Ohrläppchen, fuhr sich über die Lippen. Endlich sagte sie: «Welche Waffe bekomme ich?»
    «Ihren Colt zweiunddreißig aus dem kleinen Arsenal, das Sie mitbrachten. Mit dem Hüfthalfter.»
    «Ich will den Star. Das schwere Kaliber.» Sie wetzte immer noch hin und her.
    «Wenn der Zweiunddreißiger sich als unzulänglich erweist, müssen Sie sich beim lieben Gott beklagen. Dann ist es seine Schuld.»
    Modesty starrte auf den Tisch. Nach einer Weile sagte sie langsam: «Rechnen Sie nicht mit mir. Natürlich könnte ich ihn in diesem von Ihnen arrangierten Schießspiel töten … Aber dann würden Sie mich eben erledigen, nicht wahr? Ich werde keine Cowboyspiele zu Ihrer Belustigung spielen.»
    «Ach, nun irren Sie sich aber, mein kleiner Honigtopf», sagte Beauregard Browne rasch. «Natürlich können Sie gewinnen, obwohl ich persönlich überzeugt bin, daß Sie keine Chance haben. Aber wenn – ich sage – wenn es Ihnen gelingt, unseren Uriah in die ewigen

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