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Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Titel: Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Mädchen.«
    »Das war zu erwarten«, sagte Inspektor Birot. »Aber das Seltsame an El Mico ist, dass er keinen Fixpunkt hat. In gewisser Beziehung könnte man sagen, dass er nicht existiert.«
    Modesty schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich nicht.«
    »Er hat kein Hauptquartier. Keinen Wohnort. Keinen Fixpunkt. Keinen Namen außer El Mico. Das macht es schwierig. El Mico ist El Mico.«
    »Hat der Name eine bestimmte Bedeutung?«, fragte Modesty.
    Er überlegte. »Abgesehen von ›Der kleine Affe‹ gebraucht man die Bezeichnung meist für … wie sagt man auf Englisch zu
le marmot?
«
    »Lausejunge. Oder Kind. Auf Englisch kann es ein Kosewort sein. Eine Mutter kann zum Beispiel ihr Kind ›kleines Äffchen‹ nennen. Ich bin nicht sicher, ob man das auf Spanisch auch sagen kann.«
    Er blickte nachdenklich vor sich hin. »Dass der Name ein Hinweis sein könnte, daran habe ich nicht gedacht. Es ist unwahrscheinlich, aber ich werde es trotzdem überlegen.«
    »Hat niemand El Mico je gesehen?«
    »O doch. Natürlich wurde er gesehen. Wir haben ausgezeichnete Phantombilder. Man sagt sogar, dass er gleichzeitig an zwei verschiedenen Orten gesehen wurde. Er taucht auf, er handelt, er verschwindet.«
    »Was meinen Sie mit ›er handelt‹?«
    »Er erteilt Befehle. Oder er leitet eine Operation. Oder er vollzieht eine Exekution, wenn sie wichtig genug ist, sein persönliches Eingreifen zu rechtfertigen.«
    »Aber er muss doch Verbindungsmänner zu den verschiedenen Organisationen haben. Es muss eine Befehlshierarchie geben.«
    »Natürlich. Wir nehmen an, dass er mit einem inneren Kreis persönlichen Kontakt hält. Drei oder vier Leute. Wir haben ein Dutzend oder mehr verdächtige Personen verhört, aber niemand hat den Mund aufgemacht.« Inspektor Birot schwieg, dann fügte er hinzu:
    »Nicht einmal Ihr augenblicklicher Gast Louis Gautier, der als erster Stellvertreter von El Mico zu unseren Hauptverdächtigen gehört.«
    Sie zeigte keine Überraschung, sondern blickte geistesabwesend an ihm vorbei durch das Fenster auf das ferne Meer. »Ist sein Name nicht Bernard Martel?«, fragte sie.
    Der Inspektor zuckte die Schultern. »Möglich. Aber hier ist er als Louis Gautier bekannt, und bestimmt ist er ein wichtiger Mann in El Micos Organisation.«
    »Sind Sie gekommen, um ihn zu verhaften?«
    »Nein, nein, Miss Blaise, keineswegs. Es liegt nichts gegen ihn vor. Aber ich wäre überaus dankbar, wenn Sie etwas von ihm erfahren könnten, das für uns von Nutzen wäre.«
    Modesty schaute ihn an und sagte leise: »Er ist Gast in meinem Haus.«
    Hassan Birot hob die Schultern. »Er verkauft Heroin. Er verkauft Frauen. Oder hat jedenfalls mit beidem zu tun. Ich weiß, dass Sie deshalb Männer getötet haben.«
    »Ja.« Jetzt war nichts Weiches mehr an ihr, und ihre Augen wurden dunkel vor Zorn. »Also?«
    Sie machte eine kleine Handbewegung. »Er ist trotzdem Gast in meinem Haus. Er hat mit mir das Brot geteilt.«
    Inspektor Birot seufzte. Seine französische Hälfte ärgerte sich, aber die arabische verstand Modesty. Vor langer Zeit hatte er gehört, dass sie als Kind durch den Nahen Osten und durch Nordafrika gewandert war und längere Zeit bei einem arabischen Nomadenstamm gelebt hatte. Das Gesetz der Wüste schreibt vor, dass der Gast in deinem Zelt heilig ist; sein Wohlergehen kommt vor deinem eigenen. Es ist eine alte Tradition und eine, von der Modesty Blaise als Kind geprägt wurde.
    Der Inspektor machte eine Geste der Resignation.
    »Es war meine Pflicht, Sie darum zu bitten«, sagte er.
    »Selbstverständlich. Ich wollte, ich könnte Ihnen helfen.«
    Er stand auf. »Mein Besuch war nicht umsonst. Es war ein Vergnügen, Sie wiederzusehen, Miss Blaise.«
    Ihr Lächeln erwärmte ihn. »Wollen Sie einmal mit uns zu Abend essen, wenn mein Gast uns verlassen hat?«, fragte sie. »Willie Garvin ist bei mir, und ich glaube mich zu erinnern, dass Sie sich gern mit ihm unterhalten haben.«
    »Sehr gern.« Inspektor Birot rieb sein Kinn. »Ich finde es merkwürdig, dass Gautier hier bei Ihnen geblieben ist. Meistens wohnt er in einer kleinen Hotelsuite in Melilla. Man könnte meinen, dass er sich vor seinen Freunden verborgen halten möchte.«
    »Nun … jedenfalls hat er, soviel ich weiß, nicht versucht, mit jemandem Kontakt aufzunehmen.«
    »Danke.«
    Abgesehen von dem leisen Geräusch eines einmotorigen Flugzeuges, das in geringer Höhe nahe dem Haus vorüberflog, war es ruhig. Inspektor Birot stand da, drehte den Hut in der

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