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Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Titel: Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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hinunter bis zu Alâeddins Höhle.
    Sie kam zu Mittag dort an und erzählte Alâeddin, sie habe das Maultier und seine Last unterwegs gefunden; seinem Besitzer sei etwas zugestoßen. Sie bat ihn, einen Preis zu nennen.
    Alâeddin war ein gebückter, grauhaariger Mann, langsam in Sprache und Bewegung, mit einem guten Benehmen, das sie an Lob erinnerte. In aller Freundschaft handelten sie mehrere Stunden lang. Sie spürte, dass er das Maultier haben wollte, und wenn sie an sein eigenes Maultier dachte, das vor der Höhle lag, verstand sie, warum. Es würde ihn bestimmt nicht mehr lange auf seinen gelegentlichen Reisen nach Ksar-es-Souk tragen können. Sie bestand darauf, dass er zusammen mit dem Maultier auch alles andere nehmen müsse, und schließlich stimmte er zu und zahlte ihr fünfundzwanzig Dirham, damals etwa fünf englische Pfund.
    Als sie vier Tage später endlich zu dem
ksar
zurückkehrte, wo sie Lob verlassen hatte, erzählte sie ihm, dass sie bis nach Ksar-es-Souk hatte wandern müssen, um das Rad zu verkaufen, aber dort einen guten Preis erzielt hätte. Vielleicht glaubte sie es jetzt schon selbst.
    Jedenfalls war der große schmutzige Mann zusammen mit Alâeddin und seiner Höhle aus ihrem Gedächtnis gestrichen.
    »Deshalb brach ich in Panik aus, als Georges Martel jemanden namens Alâeddin erwähnte, der nahe der Todra-Schlucht lebt«, sagte sie, stand auf und schenkte sich aus der Flasche auf ihrem Toilettentisch ein Glas Wasser ein. »Dasselbe wiederholte sich in Korsika, als Henri Martel den Namen nannte. Das große erwachsene Ich wollte sich erinnern, und das kleine vierzehnjährige Ich wollte nicht an den Augenblick zurückdenken, wo es dem stinkenden Geschöpf über sich einen Nagel ins Herz rammte.«
    Sie trank, sah Willie an und schnitt eine kleine Grimasse. »Aber jetzt habe ich mir wirklich alles vom Herzen geredet. Danke, dass du aufgeblieben bist und meinen Erguss angehört hast.«
    Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare und stellte fest, dass Modesty jetzt entspannt war und ihre Augen fröhlich und ruhig blickten. »Schon gut, Prinzessin. Jedenfalls war es nicht die Art Geschichte, die Pandiculation zur Folge hat.«
    Ohne zu zögern, erwiderte sie: »Nein, ich glaube nicht. Und als Nächstes werden wir morgen Vorkehrungen treffen, um unsere Beschattung loszuwerden, bevor wir übermorgen abreisen.«
    »Gut.«
    »Gute Nacht, Willie, und nochmals vielen Dank. Ich hoffe, du schläfst bald ein.«
    »In dreißig Sekunden, du kennst mich.« Er ging in sein Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
    Leise sagte sie zu sich: »Pandiculation?« Sie zog den Morgenmantel aus, legte sich ins Bett, zog das Laken bis zur Taille, dann wandte sie den Kopf und bettete ihn auf ihren Ellbogen. Pandiculation. Eines von Willies obskuren Wörtern. Aber er hatte sie nicht überrumpelt, obwohl sie nicht darauf gefasst war. Natürlich hatte er es absichtlich verwendet. Eine gute Ablenkung, um sie aus der Vergangenheit in die Gegenwart zu bringen.
    Pandiculation. Sie fragte sich, ob man in Porto Vecchio ein gutes Fremdwörterbuch finden konnte. Natürlich musste sie es ohne Willies Wissen kaufen, um es nächstens im richtigen Zusammenhang zu verwenden und ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen.
    Sie drehte sich wieder auf den Rücken, gähnte, streckte sich und begann mit der rhythmischen Atmung und jener geistigen Konzentration, die ihr Schlaf brachten.
    Nannie Prendergast sagte: »Verloren? Piraud hat sie
verloren?
«
    »Ja, leider, Nannie. Sie müssen gemerkt haben, dass sie beobachtet werden.« Jeremy Silk griff nach einem weiteren Gurkensandwich, und Nannie sagte streng:
    »Iss zuerst auf, was auf deinem Teller ist, Master Jeremy.«
    »Entschuldige, Nannie.« Sie tranken Tee auf der Terrasse. Jeremy war vor einer Stunde aus Ajaccio angekommen, hatte eine Dusche genommen und sich umgezogen.
    »Ich hoffe, du hast Piraud entsprechend zurechtgewiesen«, sagte sie.
    »Ja. Ich brachte ihn auf das Boot und sprach mit ihm als El Mico. Teilte ihm mit, dass er für seine Untüchtigkeit eine hohe Geldstrafe bekommen werde. Aber vielleicht sollten wir sie ihm erlassen, denn er hat einiges von Wichtigkeit herausgefunden.«
    »Das freut mich zu hören.«
    Sie war sehr beherrscht, aber Jeremy bemerkte die dunklen Ringe unter ihren Augen und die Sorgenfalten um die Augenwinkel. Der Verlust des Objekts hatte sie schwerer getroffen, als er gedacht hatte. Hoffentlich bedeutete das nicht, dass sie heute Nacht nicht zu ihm

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