Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen
Gartenzaun des Premierministers zu ketten, wenn wir ihn nicht dieses Mal … ?«
»Ja, ich, ich, ich war’s«, unterbrach Collier und hob beschwichtigend die Hand. »Und bis jetzt hat es mir auch großen Spaß gemacht, meine Schöne. Du weißt schon, das Lichtzeichen aus dem Badezimmerfenster, das Telefon dreimal klingeln zu lassen, um dir zu sagen, daß wir bereit sind, das alles. Und ich zweifle auch nicht daran, daß mir die Sache nachher viel Spaß machen wird.« Willie war hereingekommen und gab Bernie Chan auch eine Spritze. Collier warf einen angeekelten Blick zu dem bewußtlosen Mann auf dem kreisrunden Bett. »Ich möchte nur darauf hinweisen, daß mir diese Sache hier nicht gefällt«, sagte er streng.
Modesty grinste und tätschelte seine Wange. »Ich weiß
genau
, was dir dabei zu schaffen macht, mein Goldstück«, lachte sie. »Dir gefällt einfach der Gedanke nicht, daß der Fettwanst auf dem Bett da seine unzüchtigen Spielchen mit mir treibt, stimmt’s?«
Willie fing ihren Blick auf, als er sich nun Rodney zuwandte, und zwinkerte ihr zu. Collier stellte trotzig fest: »Genau. Ja, ich fühle mich davon allerdings in deinem Namen beleidigt.«
»Ich danke dir, aber laß das nur meine Sache sein. Außerdem sind wir ohnehin nicht so weit gekommen, weil …« Sie hielt einen Lachanfall zurück und schüttelte den Kopf. »Entschuldige bitte. Also, wir sind nicht so weit gekommen, weil Bernie nur sehr langsam in Fahrt kommt. Aber es wäre nicht das erste Mal gewesen, daß ich mich für einen guten Zweck habe aufs Kreuz legen lassen, und das weißt du doch auch. Was soll’s?« Sie knöpfte nun ihre Bluse zu und sah ihn belustigt an. »Ich warte ja schließlich nicht auf den Märchenprinzen, und Typen wie Bernie Chan könnte ich innerhalb von fünf Minuten völlig vergessen. Also, wirst du jetzt wieder ein bißchen Spaß an der Sache haben, Steve?«
Collier tippte sich mit dem Finger an den Mützenschirm. »Jawohl, Ma’am, hab ich. Sicherlich hab ich ihn, Ma’am.«
»Na gut.« Sie drehte sich um und überprüfte den Sitz ihrer Perücke im Spiegel. »Dann erzähle ich vielleicht auch Dinah nichts von deinem Gemecker und Gejammere.«
Willie kniete neben dem vierschrötigen Leibwächter und legte gerade die Injektionsspritze beiseite. »Was war denn eben so komisch, Prinzessin? Ich meine, warum kommt Bernie nur langsam in Fahrt?«
»Ach so, das.« Sie ging ums Bett herum, wobei sie nur mit Mühe ein Grinsen unterdrückte, und bückte sich, um etwas vom Boden aufzuheben. Es war ein Polizistenhelm. Sie hielt ihn hoch und erklärte: »Bernie muß eine Weile mit diesem Ding hier auf dem Kopf herumlaufen, bevor er in Stimmung ist.« Willie Garvin hatte eigentlich aufstehen wollen, sank jedoch jetzt wieder zu Boden, wobei er ein Mittelding zwischen Kichern und Schluckauf ausstieß. Collier blieb vor Staunen der Mund offen stehen, dann gaben seine Beine nach, und er rutschte langsam die Wand hinunter, während er sich vor Lachen schüttelte.
Wenig später trugen zwei Männer in Overalls und Arbeitsmützen einen zusammengerollten Teppich die Treppen hinunter. Diesmal war der Teppich schwerer, weil er den schlafenden Bernie Chan enthielt. Eine rothaarige Frau mit grünen Augen und langen Beinen, die ein graues Kostüm trug, wartete bei der Eingangstür auf die beiden. Sie öffnete sie und sah ihnen nach, wie sie ihre Last zu einem vor der Tür geparkten Lieferwagen schleppten. Als der Teppich im Laderaum verstaut und der Wagen abgefahren war, schloß sie die Tür hinter sich und ging zu Fuß in Richtung Hyde Park.
Langsam erlangte Bernie Chan sein Bewußtsein wieder. Er konnte jemanden wimmern hören, und es dauerte mehrere Sekunden, bis ihm klar wurde, daß er selbst dieser Jemand war. In seinem Schädel dröhnte es.
Ihm war kalt und übel, und er hatte Angst. Bei der ersten Bewegung bemerkte er etwas Hartes, das sich ringförmig um sein rechtes Handgelenk schloß, und gleichzeitig hörte er das Rasseln einer Kette. Vorsichtig öffnete er die Augen, ohne dabei den Kopf zu heben.
Er lag auf dem staubigen Fußboden eines Altbaukellers. Die Wände waren aus Ziegelsteinen, und der Raum, in dem er sich befand, war ein großes Zimmer. Eine der Wände hatte eine Öffnung, die wahrscheinlich in einen weiteren Kellerraum führte, und durch diese Öffnung drang das schwache Licht einer Glühbirne, die an der Decke angebracht sein mußte.
Ein Keller? Bernie Chan kämpfte sich durch den Nebel, der sein Gedächtnis
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