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Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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ihn neben ihrer Bluse über eine Stuhllehne. Bernie Chan saß auf seinem großen, kreisförmigen Bett, und während er sich langsam die Fliege losband, hatte er einen perfekten Ausblick auf die Frau, die seiner Meinung nach die schönsten Beine hatte, die ihm je unter die Augen gekommen waren.
    Der bloße Gedanke daran, wie sich diese Beine anfühlen würden, jagte ihm einen angenehmen Schauer der Vorfreude über den Rücken. Er konnte ihre Beine sehr gut sehen, weil sie jetzt nur noch einen außerordentlich aufregenden Slip und einen dazu passenden BH trug. Bernie Chan ließ seinen Blick über den hervorragenden Inhalt des BHs schweifen und erschauerte gleich noch einmal.
    Sie hatte nicht den Teint, den man normalerweise bei Rothaarigen erwarten würde, aber das mußte wohl ihr spanisches Blut sein, dachte sich Bernie, während er die Schuhe auszog. Das paßte auch zu ihrem Namen, Teresa. Wahrscheinlich sogar
heißes
spanisches Blut.
    Jedenfalls mochte sie ihn anscheinend sehr gern, das hatte er schon an dem ruhigen, aber doch faszinierten Blick gemerkt, den sie ihm vorhin im Ballettstudio zugeworfen hatte. Während einer kurzen Pause zwischen den anstrengenden Proben hatte sie neben ihm Platz genommen und nur einen winzigen Moment gezögert, als er sie zum Abendessen eingeladen hatte.
    Bernie Chan, von Beruf Juwelier, Hehler, Zwischenhändler und Vermittler, zu einem Viertel Chinese und zu drei Vierteln Liverpool, war der Inhaber der Ballettschule und des Proberaums in der Nähe der Charing Cross Road. Es war zwar nur eines seiner zahlreichen Besitztümer, aber in gewisser Weise sein wertvollstes, weil er dadurch in Verbindung mit Theaterleuten und Tänzerinnen kam und weil es ein besonders ergiebiger Ort war, um sich Mädchen aufzureißen. Bernie war beinahe vierzig Jahre alt, sah jedoch jünger aus. Er war ein untersetzter, glatter, gepflegter Mann, dessen Badezimmer voll mit Kosmetikartikeln war.
    »Mir gefällt dein Haar, T’resa«, sagte er in dem kehligen Akzent seiner Heimatstadt.
    »Wie? Ach so, mein Haar.« Sie schenkte ihm ein warmes Lächeln. »Oh, vielen Dank, Mr. Chan. Man merkt schon, daß Sie ein Gentleman sind.«
    »Wo kommst du denn her, mein Schatz?« fragte er.
    »Du klingst ein bißchen wie aus Schottland.«
    Ihre Augen weiteten sich. »Nicht schlecht. Ich hätte gedacht, daß ich meinen Dialekt schon als Kind verloren hab.«
    »Ich habe ein Ohr dafür.« Er erhob sich und stolzierte in Strümpfen durch das riesige Schlafzimmer, die Hände in den Hosentaschen. Sie betrachtete ihn ein wenig neugierig, hielt die Hände in die Hüften gestützt und fragte nach einer Weile: »Stimmt irgendwas nicht, Mr. Chan?«
    »Hm? Nein, nein.« Er winkte ab. »Aber wir haben ja keine Eile. Ich lasse mir immer gerne Zeit. Damit wir uns ein bißchen kennenlernen können.«
    »Ja, das mach ich auch immer gerne.« Sie warf einen Blick auf die Tür. »Müssen wir noch warten, bis die beiden Männer im Wohnzimmer weg sind?«
    »Nein, die bleiben da, T’resa. Dick und Rodney sind meine Aufpasser, weißt du?«
    In ihrem fragenden Blick lag mehr Interesse als Überraschung. »Sie meinen, sowas wie Leibwächter? Aber warum denn, Mr. Chan?«
    »Du kannst Bernie zu mir sagen. Naja, die hab ich bei mir, weil ich Geschäfte mache, weißt du? Sie erledigen ein paar Verhandlungen für mich. Mach dir wegen denen keine Sorgen.«
    »In Ordnung, Mr … ich meine Bernie.« Sie deutete auf eine Tür. »Kann ich mal kurz in Ihr Badezimmer, bitte?«
    »Aber klar, mein Liebling. Wenn du wiederkommst, erzähl ich dir mal, wie ich’s gern habe.« Kichernd griff sie nach ihrer Handtasche. »Oh, das dürfte interessant werden. Ich bin auch gleich wieder zurück.«
    Das Badezimmerfenster war auf der Rückseite des Hauses. Sie drückte die Stäbe der Jalousien ein wenig auseinander, schaltete das Licht dreimal in gleich langen Abständen aus und ein, schloß die Jalousien wieder und drehte dann die Wasserhähne auf. Eine Weile staunte sie über Bernie Chans umfangreiche Sammlung von Rasierwassersorten, dann griff sie nach ihrer Handtasche und ging zurück ins Schlafzimmer.
    Fünf Minuten später klingelte das Telefon. Bernie Chan hatte im Schlafzimmer ganz andere Interessen und schenkte dem Klingeln keine Beachtung. Im Wohnzimmer sagte ein vierschrötiger, unrasierter Mann aus seinem Sessel: »Geh du ran, Dick«, ohne die Augen von dem Horrorfilm zu wenden, der gerade im Fernsehen lief. Dick, ein Hüne mit Bürstenhaarschnitt und einem

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