Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen
Collier ihr an. »Der Entschluß ist mir wahrscheinlich gekommen, als ich vorhin fünf Pik angesagt habe, obwohl Modesty und ich zusammen nur vier kleine Trümpfe hatten.«
Sie zogen jeder eine Karte, um die Partner zu bestimmen, und Weng wechselte mit Collier die Plätze, so daß er Modesty gegenübersaß und der Professor seiner Frau. Die Karten wurden ausgeteilt, und gerade als die Bietfolge beendet war, hörte man das leise Summen des Privatfahrstuhls, der zum Penthouse hinaufführte. Vom Wohnzimmer aus hatte man die verflieste Vorhalle im Blick, und Collier drehte sich herum, als die Fahrstuhltüren auseinandergeglitten. Ein Mann in arabischen Gewändern trat heraus und warf dann seinen Burnus zurück, so daß ein Gesicht zum Vorschein kam, das aussah, als hätte ein Pferd hineingetreten, »’n Abend alle miteinander«, begrüßte Willie Garvin die Runde.
»Hallo, Willie-Schatz.«
»Schön, dich wieder bei uns zu haben«, sagte Dinah.
Collier kauderwelschte vor sich hin: »Was sein Grund für lächerhaftes Bekleidung von diese Mann?«
»Naja, mit diesem Gesicht hier wollte ich besser vermeiden, daß mich jemand von der Garage raufkommen sieht.« Willie schüttelte den Umhang ab. »Ich will nur schnell mal duschen, Prinzessin. Abgesehen von allem anderen habe ich eine ordentliche Ladung von Bernies Aftershave mitgehen lassen.«
»Ja, ich auch.«
Er grinste ihr zu und verschwand im Korridor. Willie besaß ein eigenes Schlafzimmer im Penthouse, dem auch ein Bad angeschlossen war. Sechs Minuten später tauchte er wieder auf. Die Schminke hatte er sich aus dem Gesicht gewischt, sein Haar war noch ein wenig feucht, und er trug jetzt ein Hemd, sportliche Hosen und Turnschuhe. In der Hand hatte er einen kleinen Lederbeutel.
Modesty legte ihre Karten aus der Hand. »Eier mit Speck und allem Drumherum, Willie?«
»Wäre toll, wirklich.«
Sie stand auf. »Dann spiel du für mich weiter. Unsere Ansage war drei Pik. Aber frag Dinah oder Weng nach dem Anfang – Steve würde dich nur anschwindeln, was das Zeug hält.«
»Ach, mein schöner Plan!« jammerte Collier. »Also, Willie, was hat sich noch getan, nachdem ich mir an deinen Rippen einen Zeh gebrochen habe?«
»Na, ich hab Bernie vor einem grausamen und furchtbaren Schicksal bewahrt und so einen Freund fürs Leben gewonnen. Jedenfalls immerhin für eine halbe Stunde, und das war lange genug. Leg deine Karten verkehrt herum auf den Tisch, Dinah.«
Sie lächelte in seine Richtung und gehorchte. »Na gut, aber warum?«
»Hab ein Geschenk für dich.« Er stellte sich hinter sie, legte ihr den schweren Lederbeutel in den Schoß und beugte sich herab, um ihr einen Kuß auf die Wange zu geben. »Schönen Dank dafür, daß du mir Steve geliehen hast.«
Sie tastete nach dem Beutel. »Was ist denn da drin?«
»Etwas über tausend Eier in Krügerrand, mit den besten Empfehlungen von Bernie Chan. Er wollte es sich nicht abschlagen lassen, also kauf dir ein hübsches Kleid oder sowas, ja?«
»Du lieber Himmel, Willie, nein!« Ihre blinden Augen waren weit aufgerissen. Collier lehnte sich in seinem Stuhl zurück und lachte in sich hinein.
»Es ist Verbrechergeld«, rechtfertigte sich Willie, »deswegen kann ich es nicht anrühren und Modesty ebensowenig. Da würden wir ja sofort aus der LetztenHoffnungs-Combo rausfliegen. Na, und außerdem bezahlen wir unsere Komplicen immer gut, damit sie uns nachher nicht verpfeifen. Für Weng habe ich auch noch so einen Beutel. Aber ich traue mich nicht, den hier direkt an Steve zu geben, er würde ja doch nur Orgien damit feiern. Und dabei bleibt’s, keine Widerrede, liebste Dinah.«
»Herzlichen Dank, Mr. Garvin«, sagte Weng. »Ich werde den Betrag gut investieren.«
»Da bin ich mir ganz sicher.« Willie setzte sich und griff nach Modestys Blatt. »So, also wie war die Bietfolge, du gelbe Gefahr?« Dinah schaltete sich ein. »Einen Augenblick noch.
Gib einem kleinen Mädchen erst mal die Chance, sich zu bedanken, Willie. Danke von uns allen beiden. Du bist ein toller Mann.«
»Ich bin ein wahrer Christ«, verbesserte sie Willie.
»Das meint jedenfalls Bernie Chan.«
Collier lachte laut und herzlich und beugte sich dann vor. »Bevor wir weiterspielen, noch eine Frage. Wir haben zwar keinen blassen Schimmer, was du vorhin von Bernie Chan erfahren wolltest oder warum du es wissen willst, und wir würden nicht im Traum daran denken, dich danach zu fragen. Aber hast du es herausbekommen?«
»Ja, ich hoffe schon.« Willie
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