Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen
sieben Jahre lang um sie gekümmert. So lange hatten die allerersten Gefangenen dort verbracht, bis der Spuk schließlich vorüber war. Und all diese Millionäre und Millionärinnen sind im Laufe der Zeit draufgekommen, daß ich ein ganz besonderer Mensch bin. Naja, ich will Ihnen hier keine lange Geschichte auftischen, Dean. Worauf es jedenfalls hinausläuft, ist folgendes: Mit einem Dutzend Anrufen kann ich meinen Einfluß in Washington geltend machen, der zusammen so an die vierzig
Milliarden
Dollar schwer ist. Das dürfte reichen, um Sie ans Kreuz zu schlagen. Ich sag Ihnen mal ein paar Namen, damit Sie wissen, wie der Hase läuft: Cy Hart, dem das halbe Öl in Texas gehört. Miriam Surridge, die Erbin der Diamantenfelder. Schultz, der mit dem SupermarktImperium. Senator Chard, der Bankier. Und das sind nur ein paar von den Amerikanern, aber in Limbo waren ja auch eine Menge Ausländer. Ziemlich gewichtige Leute. Ich würde sagen, in achtundvierzig Stunden könnte ich drei Botschafter aus Europa und drei aus Südamerika vor der Tür des Weißen Hauses zusammentrommeln.«
Deans Gesicht hatte jetzt ein paar rote Flecken bekommen. Mit sichtlicher Überwindung stieß er hervor:
»Na gut, Doktor, da haben Sie also einen direkten Draht zu ein paar großen Köpfen. Wie kommen Sie darauf, daß die für Modesty Blaise auch nur mit der Wimper zucken würden?«
Kim lachte. »Du lieber Gott, für Modesty Blaise würden die wahrscheinlich noch wesentlich mehr tun, das können Sie mir glauben, weil nämlich …«
»Nein, Kim«, sagte Modesty am Fenster.
Er unterbrach sich, runzelte die Stirn, dann zuckte er widerwillig die Achseln und meinte: »In Ordnung.
Nehmen wir einfach an, sie würden sich
meinetwegen
einen Finger abbrechen. Und zwar so, daß es für Sie dreizehn schlägt. Wollen Sie es mal probieren, Dean?«
Dean starrte ihn nur haßerfüllt an und sagte kein Wort. Nach kurzer Pause sprach Kim ruhig weiter.
»Also, Sie können alle Auskünfte von ihr haben, die sie Ihnen geben kann, und es wird ein so ausführlicher Abschlußbericht werden, wie Sie ihn noch nie von einem Ihrer Agenten bekommen haben. Sie können die Voruntersuchung heute abschließen und in ein oder zwei Tagen noch einmal wiederkommen, um noch ein paar Fragen zu stellen. Aber wenn Sie sie so unter Druck setzen, wie Sie vorhin gerade angedroht haben, dann dürfen Sie Ihr Gebetbuch darauf wetten, daß ich Ihnen Feuer unter dem Hintern machen werde.«
Dean knöpfte sein Jackett zu, griff nach der schwarzen Aktentasche neben dem Stuhl, in dem er gesessen hatte, und schnappte nach Luft: »Machen Sie hier weiter, Casey.«
Beryl hielt ihm die Tür auf, und er verließ das Zimmer. Als sie die Tür wieder geschlossen hatte, fuhr sich Kim mit der Hand durch das drahtige Lockenhaar und fragte ganz allgemein: »Was in aller Welt hat dieser Kerl bloß?«
»Gutes Aussehen und einen ausgewachsenen Männlichkeitswahn«, bemerkte Beryl trocken. »Er konnte sich einfach nicht damit abfinden, was Modesty da gemacht hat. Sie ist ja nur eine Frau, deshalb war es für ihn eben unerträglich, sich das klarzumachen. Oh, Verzeihung.« Die letzten Worte galten Casey.
»Keine schlechte Diagnose.« Der CIA-Mann klang sehr müde. »Unter uns gesagt, er ist ein guter Verwaltungsbeamter, der sich gerne in der Rolle eines Einsatzleiters sieht, wovor uns der Himmel bewahren möge.
Kann gut sein, daß ihn mein Bericht wieder ein bißchen in seine Schranken weist, aber Ben Christie können wir weder mit Tränen noch mit Gebeten wieder lebendig machen.« Er sah Modesty an. »Ich habe bei drei Unternehmen mit ihm zusammengearbeitet, und wir sind gute Freunde gewesen. Danke, daß Sie alles versucht haben.«
»Es tut mir leid, Mr. Casey. Daß ich ihn enttarnt habe und daß ich ihn nicht lebend da rausbringen konnte. Mein Freund war er nämlich auch.«
»Ja, ich weiß. Er hat es mir vor langer Zeit mal erzählt.« Casey zuckte die Achseln. »Aber wie der Doc schon sagte, Ben mußte seine Tarnung sowieso in dem Moment aufgeben, als er wußte, was gespielt wurde.«
Er zeigte auf den Recorder. »Fühlen Sie sich imstande, das hier zu Ende zu bringen?«
»Natürlich. Es gibt nicht mehr viel zu erzählen. Nur noch, was Ben mir berichtet hat, als wir im Wasser waren, aber er war die meiste Zeit ohne Bewußtsein.«
»Aha. Also dann erzählen Sie es einfach so, wie Sie es noch im Gedächtnis haben, bitte.« Er schaltete den Recorder ein.
Eine Viertelstunde später war Tom Casey
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