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Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Titel: Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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haben eine Kopie der Route, Dr. Pilgrim, und alle Aktionen laufen in Übereinstimmung mit darin enthaltenem Zeitplan ab.«
    Sie blickte mit einer Miene rücksichtsvoller Ermahnung auf: »Es ist meine Pflicht, darauf hinzuweisen, daß die Finanzen nicht vernachlässigt werden dürfen«, meinte sie. »Die Aufträge, die unseren Lebensunterhalt sichern, sind im wahrsten Sinne des Wortes unser tägliches Brot. Manchmal werden unsere Interventionen finanziell nicht abgegolten. Wenn man alle Kosten in Rechnung stellt, könnte es sein, daß die Gebetserhörungsabteilung mit leichtem Verlust arbeitet.«
    Thaddeus Pilgrim sah verwirrt auf die Überreste von Käse und Zwieback auf seinem Teller, als fragte er sich, wie sie dort hingekommen seien. »Aber sicher, Mrs. Ram«, meinte er, »unsere Operation im Fernen Osten – äh – lassen Sie mich nachdenken, vor ungefähr zwei Jahren, das Hosanna-Szenarium, wie wir es genannt haben, wenn ich nicht irre … das hat uns sicher ein Vermögen in der Höhe von einigen Millionen Dollar eingebracht, und zwar, wenn Sie mir die etwas zweideutige Metapher verzeihen, auf einen Schlag. Ich hätte gedacht, daß unsere finanzielle Lage noch immer recht zufriedenstellend aussieht.«
    »Ein beträchtlicher Prozentsatz dieser Summe mußte dafür ausgegeben werden, dieselbe reinzuwaschen, sowie die produktive Arbeit der Spezialisten zu bezahlen, Doktor«, antwortete Mrs. Ram. »Dennoch behaupte ich nicht, daß wir zur Zeit an Geldmangel leiden. Ich sage nur, daß die Ausgaben die Einnahmen übersteigen und daß das nicht in alle Ewigkeit so fortgehen kann.«
    Thaddeus Pilgrim breitete langsam die Hände aus und lächelte mit väterlicher Zuneigung in die Richtung der Hindu, wobei sein Blick neben und hinter ihr herumirrte. »Mrs. Ram, Mrs. Ram«, erwiderte er sanft, »Sie glauben doch sicherlich nicht, daß es unser Lebensziel ist, reich zu werden und wie Gott in Frankreich zu leben? Das ist zu einfach und stimmt überhaupt nicht mit unserer Philosophie überein, mit Ihrer und meiner und der unserer lieben Freunde und Kollegen. Alles, was wir wünschen, ist es, ein
erfülltes
Leben zu führen, wobei jeder seine eigenen Präferenzen hat.
    Oder
ihre
eigenen Präferenzen – Sie sollen mich nicht für einen Chauvinisten halten. Ich für meinen Teil finde Erfüllung in unseren kleinen Szenarien, und ich glaube, ich gehe richtig in der Annahme, daß Sie, liebe Dame, Erfüllung in Ihrer Verwaltungstätigkeit für unsere Gruppe finden.«
    Seine Augen irrten einige Sekunden umher, bevor sie Dr. Tyl ausmachten, und er fuhr fort: »Unser guter Doktor Tyl findet Erfüllung in der Möglichkeit, mit Patienten in einer Weise zu experimentieren, die von der orthodoxen medizinischen Schule untersagt werden. Unsere Freunde von der Gebetserhörungsabteilung wollen nichts anderes, als ihre todbringenden Fähigkeiten ausüben und, im Fall von Sibyl und Kazim, ihre sexuelle Lust miteinander ungehindert ausleben zu können. Die restlichen Mitglieder unserer Gemeinde, die Holzfäller und Wasserträger, wenn ich sie so beschreiben darf, sind bedeutungslos und entbehrlich.
    Wenn wir das Hallelujah-Szenarium erst einmal abgeschlossen haben, werden sie alle geopfert werden müssen. Dann werden wir neues Material rekrutieren, wie wir es nach dem Hosanna-Szenarium gemacht haben.«
    Er beugte sich vor, spähte hoffnungsvoll in die Tasse und trank seinen Tee aus. »Und lassen Sie uns nicht vergessen, daß unser finanzieller Ertrag beim Hallelujah-Szenarium nicht in der Höhe von ein paar Millionen Dollar, sondern von mindestens einhundertzwanzig Millionen Dollar liegen wird.« Er stellte die Tasse auf die Untertasse und lehnte sich in seinem Sessel zurück.
    Das Kinn auf der Brust, das weiße Haar wie ein Heiligenschein von seinem Kopf abstehend, schaute er unter weißen Augenbrauen hervor und sagte mit einem schüchternen Lächeln: »Nein, Mrs. Ram, nein, ich glaube wirklich nicht, daß Sie irgendeinen Grund haben, sich um den Stand unserer Finanzen zu sorgen.«

5
    Das Messer flog zwanzig Meter durch die Luft und schlug dann fünf Zentimeter neben Modestys Wange ins Holz. Sie blinzelte, verzog die Lippen und lächelte strahlend, so daß man ihre Zähne sehen konnte.
    Der Mann in dem farbenprächtigen Kostüm eines Mexikaners, den Sombrero im Nacken, nahm ein anderes Messer aus dem Gestell neben sich, drehte sich um, stand mit gespreizten Beinen da, schaute über die Schulter und warf das Messer mit einem

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