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Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Titel: Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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dachte, es würde auffallen, wenn ich so herumlaufe.«
    Sie lächelte und nahm ihre Handtasche. »Ich weiß nicht. Man fällt ja heutzutage eher auf, wenn man kein Ausländer ist. Danke, daß du mit den Beilen danebengeworfen hast, Willielieb, und halte mich über Molly Chen auf dem laufenden.«
    »Natürlich, Prinzessin. Wir bleiben in Verbindung.«
    Es war nach halb elf, als Willie Garvin bei dem kleinen Block von Apartments in einem Außenbezirk von Chobham vorfuhr. Mollys Wohnung lag auf der Rückseite im Erdgeschoß, die zweite Tür nach dem Haustor, und als er um die Ecke des Gebäudes kam, sah er Licht zwischen den Vorhängen ihres Schlafzimmerfensters durchschimmern.
    Als er die Klingel neben der Wohnungstür betätigte, spürte er ein Jucken an den Ohren und spannte automatisch alle seine Nerven zu höchster Wachsamkeit an.
    Zehn Sekunden später wurde die Tür geöffnet, und er stand einer großen, blondgelockten Frau gegenüber, die einen strenggeschnittenen grauen Hosenanzug trug.
    Sie sah ihn fragend an und fragte höflich: »Ja?«
    Er spähte in das leere Wohnzimmer hinter ihr und antwortete: »Ich möchte zu Molly Chen.«
    »Ach!« Ihre grauen Augen blickten erleichtert, und als sie weitersprach, bemerkte er ihren Akzent. »Sie sind Mr. Garvin? Molly sagte mir, daß Sie vielleicht kämen. Es geht ihr überhaupt nicht gut. Ich wohne gegenüber. Kommen Sie bitte herein, Mr. Garvin.«
    Seit er das letzte Mal hier gewesen war, hatte Molly das kleine Wohnzimmer eingerichtet. Die Möbel stammten von einem Altwarenhändler, waren aber mit Geschmack ausgesucht, und man spürte bereits Wärme und Persönlichkeit. »Was fehlt Molly?« fragte er, als die Frau die Tür schloß. »Hat sie einen Arzt gerufen?«
    »Ich glaube nicht, daß das ein Fall für einen Arzt ist.« Die Locken flogen, als die Frau den Kopf schüttelte. »Sie will Sie unbedingt sehen, Mr. Garvin. Bitte kommen Sie weiter.« Sie führte ihn einen kurzen Gang entlang, öffnete die Schlafzimmertür und machte einen Schritt zurück, um Willie eintreten zu lassen. Er deutete ihr höflich, vorauszugehen, und sie nickte dankend.
    Es war ein kleines Schlafzimmer, und schon nach zwei Schritten trat sie auf die Seite und zeigte auf das Bett.
    »Sehen Sie? Ich glaube, mit ihrem Hals stimmt etwas nicht.«
    Molly Chen lag auf dem Bett und war fast vollständig bekleidet, nur eine Bluse oder ein Hemd oder was sie sonst gerade anziehen hatte wollen, als sie starb, fehlte. Ihr Körper war steif und ähnelte in seiner Zartheit auf rührende Weise dem eines Kindes. Ihre Augen waren geschlossen. Ihr Kopf stand in einem häßlichen Winkel vom Körper ab, wie es nur bei einem gebrochenen Genick möglich war. Im selben Augenblick, als Willie schockiert erfaßte, was geschehen war, schwang sich die Frau in perfekter Balance vor ihn, und er sah flüchtig die in Ipponken-Stellung, der neunten Form des Faustschlags, zusammengepreßte Hand, bei der der Knöchel des Mittelfingers herausragte.
    Der Kampfinstinkt in ihm, der schneller war als seine Gedanken, beurteilte jede Einzelheit ihrer Körperhaltung, ihrer Bewegung, ihres Timings und ihrer Schnelligkeit und sagte ihm, daß er einem Profi gegenüberstand. Derselbe Instinkt, durch den Schock um Sekundenbruchteile verlangsamt, veranlaßte ihn, den Körper herumzudrehen und seinen Unterarm in einer Abwehrbewegung vorzuschnellen, um den Schlag vom Solarplexus abzulenken. Wenn dieses Nervenzentrum mit solcher Kraft getroffen würde, wäre er bis zu einer Dauer von zehn Minuten bewußtlos geworden. Der Schlag ging nur knapp daneben, aber das reichte. Auch der Fausthammerschlag gegen sein Brustbein wäre beinahe lähmend gewesen, wenn er ihn nicht teilweise abgelenkt hätte. Er drehte sich, wich zurück, behielt die Bewegung bei, kam mit einem Fuß auf dem Ballen zu stehen und schwang den anderen Fuß in einem Rückwärtshaken herum, um einen Schlag mit der Ferse auszuführen, wobei er auf den empfindlichen Punkt am Ende der Wirbelsäule zielte, den sie ihm durch eine Drehung ihres Körpers zuwandte. Sie aber hatte schon mit dem Rückzug begonnen, und sein Schlag traf sie oben am Gesäß. Einen Moment lang verlor sie das Gleichgewicht, Schock und Schmerz in den grauen Augen, als sie sah, wie er sich für den folgenden Handschlag in Position brachte, aber in diesem Augenblick trat Kazim hinter der Tür hervor und traf ihn mit einem Shuto-Handkantenschlag am Nervenzentrum unterhalb des Nackens.
    Willie Garvin fiel wie leblos

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