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Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Titel: Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Garvin aus den Tagen des Netzes in Einklang zu bringen. Er sah, wie Collier neben ihm Tränen lachte. Er hielt die Hand seiner Frau und sprach so schnell, wie es sein Lachen erlaubte, um für sie mit Worten ein Bild der Szene in der Manege zu malen. Man hatte inzwischen eine runde Zielscheibe aufgestellt. Modesty lehnte sich mit gespreizten Beinen und ausgestreckten Armen dagegen. Die großen glitzernden Messer schwirrten durch die Luft und schlugen so in die Zielscheibe ein, daß sie einen Umriß der Linien ihres Körpers und ihrer Gliedmaßen ergaben. Unten in der Manege war das Lächeln auf Modestys Lippen eingefroren, und sie versuchte, nicht zu blinzeln. Sie hätte es niemals zugegeben, aber bei diesem Teil der Nummer waren ihre Nerven stets ein wenig angespannt.
    Nicht, daß sie an Willies Fähigkeiten gezweifelt hätte.
    Er konnte auf einen halben Zentimeter genau zielen und hatte bei seinen Würfen einen Spielraum von fünf Zentimetern. Was Ihre Nerven zum Vibrieren brachte, war die Tatsache, daß sie einem Mann ins Gesicht sah, den sie wegen seiner Verkleidung nicht als Willie Garvin erkennen konnte. Der Mann mit den schwarzen Haaren, dem herabhängenden Schnurrbart und dem farbenprächtigen Kostüm war optisch ein Fremder, und sie mußte sich beständig einreden, daß es wirklich Willie Garvin war, der da die Messer so knapp nach ihr warf.
    Ein Tusch. Modesty entstieg dem Rahmen aus Messern, die nun von einem Zirkusgehilfen herausgezogen wurden, während El Cazador und Conchita sich voller Stolz am Applaus weideten. Ein weiterer Tusch kündigte das Finale an. Modesty ergriff zwei Riemen am oberen Ende der Scheibe und schlüpfte mit den Füßen in zwei Schlingen, die unten angebracht waren, so daß sie ausgespreizt an der großen Holzscheibe hing. Der Zirkusgehilfe begann sie zu drehen, langsam zuerst und dann mit zunehmender Geschwindigkeit, und Willie nahm das erste von vier Beilen aus einem Gestell.
    Auf der Zuschauertribüne zuckte Collier zusammen, als die große Klinge genau zwischen Modestys Knien in die Zielscheibe einschlug. Er blickte zu Danny, schüttelte den Kopf, und das Lachen war ihm mittlerweile vergangen. »Ich bin ja kein Masochist, daß ich mir das anschaue«, erklärte er und schloß die Augen. »Sie haben keinen Sinn für Proportionen, diese beiden.«
    Das letzte Beil schlug Zentimeter über ihrem Kopf ein, das Orchester schmetterte das Finale der Nummer, die rotierende Scheibe wurde angehalten und Modesty stieg herunter. El Cazador und Conchita verbeugten sich und verließen winkend und knicksend die Manege, um den purzelbaumschlagenden Clowns, die eben hereinkamen, den Platz zu räumen.
    Während sie nach draußen gingen, meinte Willie:
    »Danke, Prinzessin. Bist du mir böse, wenn ich dir und den anderen keine Gesellschaft mehr leiste? Ich möchte schnell nach Chobham und schauen, ob mit Molly alles in Ordnung ist. Sie hat noch kein Telefon dort.«
    Modesty antwortete: »Geh nur. Ruf mich an, wenn ich dir irgendwie helfen kann.« Als sie sich in Willies Wohnwagen umzogen, sah sie auf dem Tisch einen flachen Wurfring aus Stahl liegen, ungefähr zweieinhalb Zentimeter stark und fünfzehn oder zwanzig Zentimeter im Durchmesser. Die Außenseite verlief in eine scharfe Kante. Als sie sich niedersetzte, um ihre Strümpfe anzuziehen, fragte sie: »Was ist das, Willie?«
    »Es heißt Chakra oder Chakram, Prinzessin.« Er schloß seinen Gürtel und hob den Stahlring auf. »Meines Wissens verwenden ihn nur die Sikhs, aber ich habe mir gedacht, ich besorge mir einen und experimentiere ein bißchen damit herum.«
    Sie nahm ihm die Waffe behutsam aus der Hand und untersuchte sie. »Ein Wurfgeschoß?«
    »Richtig. Ungefähr hundert Jahre alt, glaube ich. Manche sagen, man läßt ihn um den Finger sausen, um ihn zu werfen, aber ich kann mir das nicht recht vorstellen. Die natürliche Bewegung ist ein gleitender Wurf, wie mit einem Frisbee, nur daß der Chakra unempfindlicher gegen den Luftdruck ist und daher eine flache Flugbahn hat.«
    Sie zog ihr Kleid an und fragte: »Wie beurteilst du ihn als Waffe?«
    »Nun … wenn man genau zielt, ist er tödlich. Bis auf eine Entfernung von dreißig Metern. Aber ich sehe keinen Vorteil gegenüber einem Messer, und er ist wesentlich schwieriger zu transportieren.« Er grinste. »Ich habe gelesen, daß die Sikhs immer mehrere Chakras verschiedener Größen unter einem hohen Turban, dem Dastar Bungga, wie sie ihn nannten, versteckt bei sich trugen. Aber ich

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