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Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Titel: Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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sicherlich sterben.«
    »Wir haben ihn beim Training beobachtet«, sagte Sibyl nachdenklich, »und in dieser speziellen Fertigkeit ist er unglaublich. Es ist sehr schade. Wenn er Blaise nicht töten könnte, hätten Kazim und ich je ein Messer.«
    Mit einem Anflug von Verachtung musterte Tyl den muskulösen Schenkel, der unter ihrem Hemd hervorblitzte, als sie einen Fuß auf eine höhere Stufe stellte.
    »Es würde Sie nicht stören, gegen einen Mann anzutreten, dessen Können Sie eben so hoch gepriesen haben?«
    Sibyl lachte und zeigte dabei ihre weißen Zähne.
    »Mein Lob beschränkte sich auf seine Messerwerferkünste, Dr. Tyl. Ich würde ihm gerne in einem unbewaffneten Kampf gegenüberstehen. Wir haben ihn beim Training beobachtet, und er ist lethargisch und unkonzentriert. Ich garantiere, daß ich ihm innerhalb von einer Minute zwei Rippen breche.«
    »Vielleicht sogar mehr«, bestätigte Kazim. Tyl zuckte die Achseln. Er vermutete, daß nicht einmal er Willie Garvin gänzlich ergründet hatte, und bezweifelte, daß offensichtliche Lethargie und Unkonzentriertheit Willie Garvins Fähigkeiten getreu widerspiegelten, sprach aber diesen Zweifel nicht aus. »Wir werden sehen, wie sich das Szenarium entwickelt«, sagte er und hielt sein Gesicht der Nachmittagssonne entgegen. »Was auch passiert, ich bin sicher, Dr. Pilgrim hat weitere äußerst interessante Vorschläge zu machen. Er ist ein wahrlich kreativer Mensch.«
    Unten in der Bucht ließ sich Willie Garvin mit geschlossenen Augen und hinter dem Kopf verschränkten Armen dahintreiben und versuchte, seinen trägen Geist wieder zusammenhängend arbeiten zu lassen. Die Gedanken, die ihm durch den Kopf schossen, waren verschwommen und wollten nicht klarer werden. Es waren auch kaum Gedanken, eher Gefühle. So ähnlich war es all die Jahre gewesen, bevor er Modesty Blaise kennengelernt hatte. Von diesem Zeitpunkt an aber hatte sich sein ganzes Wesen gewandelt, und er war ein vollständiger Mensch geworden, ein rundherum glücklicher Mann. Nun war sie tot, und die grauen Nebel hatten ihn wieder eingehüllt und schufen in seinem Gehirn eine totale Leere. Er mochte seine alten Freunde aus dem Netz hier auf Kalivari nicht, haßte sie sogar, und es gab nichts auf der Welt, was er wollte – abgesehen von dem einem, das nun der Inhalt seines Lebens war: Delilah zu finden und zu vernichten. Sogar der flüchtigste Gedanke an sie hatte zur Folge, daß in seinem Körper mörderischer Haß aufflammte und er die Augen aufriß und alle Muskeln kampfbereit anspannte.
    Ihr Bild nahm in seinem Kopf Gestalt an, das Bild, das ihm durch Farbdias und Tyls beständiges Gemurmel eingegeben worden war. Schwarzes, zu einem Knoten aufgestecktes Haar, apartes Gesicht, ruhige mitternachtsblaue Augen. Schwer vorstellbar, daß diese Augen eine solch entsetzliche Grausamkeit verbargen.
    Ohne zu wissen, woher er es wußte, erinnerte sich Willie Garvin daran, was diese Frau Modesty Blaise angetan hatte, bevor sie sie tötete, und er stieß einen qualvollen Schrei aus. Er drehte sich auf den Bauch und schwamm wütend zehn Minuten lang, um den massiven Adrenalinstoß abzubauen, den Wut und Haß in sein Blut gepumpt hatten.
    Schließlich ließ er sich wieder treiben und versuchte, seine Ruhe wiederzufinden. Irgendwann, irgendwo, in irgendeiner Wüste, dachte er verwirrt, hatte er gelernt, wie man mentales Gleichgewicht erreichte … und auch andere seltsame Fähigkeiten. Sie hatte ihn dorthin geschickt. Wo war das? Und der Mann … sehr alt … Inder?
    Trotz des Wassers um ihn brach Schweiß auf seinem Körper aus, als er danach rang, sich zu erinnern. Aber schließlich schüttelte er verzweifelt den Kopf. Es hatte keinen Sinn. Nichts würde zurückkommen. Für den Augenblick war der plötzliche Anfall von Haß vorübergegangen, aber er hatte das Gefühl, daß etwas nicht stimmte. Sie … die Prinzessin hätte doch ganz bestimmt niemals Rache geübt, oder? Hätte es in irgendeiner Weise für … nachteilig gehalten. Warum sollte er also Delilah töten?
    Vielleicht bildete er sich das nur ein. Aber nein. Er mußte Delilah töten. Garcia hatte gesagt, die Mam’selle würde es so wollen. Er konnte jetzt sowieso nicht mehr zurück, selbst wenn er es gewollt hätte. Und er wollte es nicht. Von neuem übermannte ihn die Wut. Mit großer Anstrengung beschwor er das geistige Bild der Prinzessin, das Bild Modestys herauf, um seine Gedanken von Delilah abzulenken.
    Modesty Blaise … mit den grüngrauen

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