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Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Titel: Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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schon in der Hand, aber obwohl er ein wenig gebückt dastand und das richtige Gleichgewicht für den Wurf hatte, hob er den Arm nicht in die Höhe, sondern verharrte mitten in der Bewegung. Sie sagte wieder: »Willielieb, ich bin es, Modesty.«
    Das Messer glitt ihm aus den Fingern. Langsam hob er beide Hände und griff sich an den Kopf. Aus seiner Kehle brach ein wortloses Krächzen, und er schwankte wie durch den Schlag einer geräuschlosen Explosion, bevor er langsam auf sie zustolperte, die Augen weit geöffnet vor Angst, Entsetzen, Schreck und Verwirrung.
    »Prinzessin …? Prinzessin …? Prinzessin …?« murmelte er benommen. »Du? Die haben gesagt, sie hat dich getötet … Delilah … nein, du … ich meine … oh Gott, was ist passiert?«
    Als das Messer aus seiner Hand fiel, hatte sie begonnen, auf ihn zuzulaufen. Sie wußte, daß hinter den Scheinwerfern Beobachter wäre, wußte, daß ihre Waffe nutzlos war, da sie zweifellos in allen Belangen jenen unterlegen war, die diese komplexe, aber unglaubliche Szene organisiert hatten, wußte, daß zumindest der erste Teil ihres Plans gescheitert war und daß sie und Willie infolgedessen innerhalb der nächsten Sekunden von Kugeln niedergemäht werden könnten. Dem hatte sie jedoch nichts entgegenzusetzen, und im Augenblick zählte, falls sie überlebten, nur, Willie Garvin aus dem Alptraum dessen zu befreien, was ihm angetan worden war.
    Er streckte ihr die Hände entgegen, das Gesicht verzerrt durch die riesige Anstrengung, die Panik zu bekämpfen, die in ihm aufstieg, und zitterte am ganzen Leib, als er heiser hervorstieß: »Tut mir leid, Prinzessin … Ich hätte beinahe … oh Gott … ich dachte … dachte, du wärst … sie sagten …«
    Seine Kräfte verließen ihn, als sie ihn erreichte, und sie fiel mit ihm auf die Knie, einen Arm um seinen Körper, die andere Hand auf seinem Hinterkopf. Sie hielt ihn fest, sein Gesicht war gegen ihre Schulter gepreßt, sein Kinn berührte das ihre, und sie flüsterte:
    »Alles in Ordnung, Willielieb. Ich bin jetzt da. Ich hab dich gefunden. Denk an gar nichts. Versuch noch nicht, dir etwas zusammenzureimen. Ich halte dich fest, Willielieb. Entspann dich nur. Laß dir Zeit. Willie, erkennst du mich? Modesty?«
    Sie fühlte, daß er mit dem Kopf nickte. Sein Körper war hart wie Stahl, sogar die Haut schien steif zu sein, und in seiner Verzweiflung klammerte er sich so fest an sie, daß sie kaum Luft holen konnte. Trotzdem fuhr sie ihm weiterhin sanft über den Rücken, massierte seinen Nacken und machte keinen Versuch, seinen Griff zu lockern, während sie weiter leise auf ihn einsprach. Sie schaute dabei hinter ihn, wo sie nun auf den Stufen des Amphitheaters Bewegung wahrnehmen konnte. Leute bewegten sich, sehr viele Leute.
    Sie hatte schon oft gemeinsam mit Willie Garvin gekämpft und kannte seine Qualitäten. Sie hatte ihn zweimal in Situationen beobachtet, in denen er auf verlorenem Posten stand und den Tod scheinbar vor Augen hatte. Damals kämpfte er ohne Hoffnung, aber auch ohne Verzweiflung, jede seiner blitzschnellen Bewegungen war von einem präzise arbeitenden Verstand, unterstützt von blindem Instinkt, kontrolliert und durchdacht, wobei er Furcht, Schmerz und mögliche Panik nicht nur unter vollständiger mentaler Kontrolle hatte, sondern sie sogar in nützliche Energie umsetzte.
    Aber jetzt klammerte sich Willie wie ein verängstigtes Kind an sie, weil die Sache diesmal anders aussah.
    Diese Leute hatten sich seines Verstandes, des Zentrums seines Wesens, der ihn zu dem machte, was er war, bemächtigt und ihn für ihre eigenen Zwecke umgekrempelt. Und nichts in der Welt konnte schrecklicher und zerstörerischer sein als das. Sie starrte auf die Bewegungen im Dunkel. Als sie spürte, daß Willies Körper von Krämpfen geschüttelt wurde, stieg in ihr eine Welle von Wut und Ekel hoch, die wie Feuer brannte, und ihre Hand wollte schon nach der Waffe greifen, bevor die Vernunft dieser Bewegung Einhalt gebot und sie im Keim erstickte.
    Dann ging am oberen Ende des Amphitheaters ein Licht an, und sie sah dreißig oder vierzig Leute zwischen den unteren Stufen zu beiden Seiten des Hauptganges stehen oder umhergehen. Es befanden sich zwei oder drei Frauen darunter. Eine davon trug eine weiße Kutte, zwei der Männer hatten braune Kutten an und wirkten wie Mönche. Vier Männer zielten mit Maschinenpistolen auf die Bühne, wo sie kniete und Willie festhielt, und instinktiv wappnete sie sich gegen die

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