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Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Titel: Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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davon, würden sich mit der Zeit einstellen.
    Ihre einzige Hoffnung war, Willie Garvin in vierundzwanzig Stunden lebend und unverletzt zu finden. Er war ganz bestimmt ein Gefangener, und sie würde wahrscheinlich in denselben Status geraten, da die Gegenseite die Initiative hatte. Wichtig war aber nur, wieder mit Willie zusammenzusein. Was dann passierte, würde ganz einfach nur davon abhängen, wie sie gemeinsam mit dem fertig würden, was die gegnerische Seite als nächstes für sie auf Lager hielt.
    So sollte es sein. Sie schloß die Augen, begann ruhig und gleichmäßig zu atmen und war mit Hilfe ihrer mentalen Übungen innerhalb von ein paar Minuten eingeschlafen. In der Nacht wachte sie einmal auf und sah aus dem Fenster der kleinen Kabine. Der ältere Mann stand am Steuer, der andere schlief auf einer Matratze an Deck. Es war eine klare ruhige Nacht, aber der Wind hatte gedreht, und das Boot glitt nun mit tuckerndem Motor rasch voran. Auch ohne den Stand der Sterne zu überprüfen, wußte sie, daß sie in südöstlicher Richtung fuhren. Sie war mit einem Orientierungssinn ausgestattet, der auf kleinstem und größtem Raum funktionierte, so daß sie sich im Irrgarten eines arabischen
Souk
ebenso zurechtfand wie im Planetensystem. Willie Garvin behauptete, man könne sie mit verbundenen Augen im Pazifik oder in der Sahara aussetzen und nach ein paar Minuten der Überlegung sei sie imstande, ihre Position auf der Landkarte bis auf achtzig Kilometer genau anzugeben.
    In der Früh hatte das Boot den Kurs leicht geändert, aber nur, um den Wind besser auszunützen. Tagsüber saß sie auf einem Stapel von Fischernetzen an Deck, stellte keine Fragen, machte von Zeit zu Zeit eine freundliche Bemerkung, antwortete auf ähnliche Äußerungen von Seiten der Fischer, lobte das Essen und den Wein, den sie ihr anboten, und widmete alle zwei Stunden eine halbe Stunde ihrem Konditionstraining.
    Bei Einbruch der Dunkelheit ging sie in ihre Kabine, um sich schlafen zu legen. Kurz vor Mitternacht rief sie der jüngere der Fischer. Sie zog sich rasch an, band ihr Haar zu einem Knoten, in dem der Kongo versteckt war, und überprüfte ihre Pistole. Als sie an Deck kam, hatte das Boot beigedreht und schaukelte sanft auf den Wellen, während der jüngere Mann im Licht der Lampe, die oberhalb der Kabinentür angebracht war, das Schlauchboot ins Wasser ließ.
    Als es ins Wasser klatschte, hielt er es an einer kurzen Leine, winkte Modesty heran und deutete nach Westen, wo in einem Abstand von zehn Sekunden ein grünes Licht aufleuchtete. Zuerst schien das Licht unendlich hoch zu sein, aber dann nahm sie undeutlich das vom Meer ansteigende Gelände wahr und erkannte, daß das Signal von der Spitze einer Klippe kam, die kaum einen Kilometer entfernt war.
    Der jüngere Fischer sagte: »Sie rudern auf das Licht zu. Dort ist ein schmaler Strand und ein Weg, der hinauf führt. Oben werden Sie den Mann finden, den Sie sehen möchten.« Er sprach ausdruckslos, als hätte er die Worte auswendig gelernt.
    Sie fragte: »Welche Insel ist das?«
    Er zuckte die Achseln. »Wir können keine Fragen beantworten. Sie müssen jetzt gehen, bitte.«
    »In Ordnung.« Als sie sich schon umdrehen wollte, fiel ihr etwas ein. »Ich gebe euch einen Rat. Sobald ich von Bord gegangen bin, schaltet die Lichter aus und fahrt einige Zeit lang in östlicher Richtung, bevor ihr nach Norden dreht, um nach Hause zu fahren. Es ist möglich, daß die Leute, die euch bezahlt haben, nicht wollen, daß ihr irgend jemandem sagt, wohin ihr mich heute nacht gebracht habt.«
    Der Mann machte einen unbehaglichen Eindruck und sah fragend zu seinem Begleiter. Sie meinte: »Verschwendet keine Zeit. Macht es nur als Sicherheitsmaßnahme.« Dann drehte sie sich um, schwang ein Bein über die niedrige Reling und ließ sich in das Schlauchboot hinuntergleiten. Als sie die Ruder ergriff, ließen die Fischer die Leine los und drehten rasch ab.
    Bis sie das grüne Licht ausgemacht hatte, das Schlauchboot gewendet und zu rudern begonnen hatte, war das Fischerboot in der Dunkelheit verschwunden.
    Willie Garvin ging den Grat entlang, der von West nach Ost über Kalivari führte. Garcia hatte ihn vor einer halben Stunde geweckt und ging neben ihm, was Willie mit Unbehagen erfüllte. Er und Garcia waren früher gute Freunde gewesen, aber nun war es anders.
    Garcia selbst schien seltsam verändert, obwohl er in seiner Art und mit dem, was er sagte, beinahe überschwenglich freundlich war. Als sie

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