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Möhrchenprinz - Roman

Möhrchenprinz - Roman

Titel: Möhrchenprinz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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sonderneine Angestellte, die man peinlicherweise leicht indisponiert angetroffen hatte. Allerdings kein kleines Licht, sondern die PR-Managerin genau der Produktlinie, die für die Zukunft der Siebendt GmbH entscheidend sein sollte. Ich streckte den Rücken durch, reckte das Kinn und zog zwei Papiertaschentücher aus meiner Tasche, von denen ich eins meiner Mutter reichte, die in ihrem Hosenanzug von der Stange keinen Zugriff auf ein eigenes hatte.
    »Entschuldigung«, krächzte ich, drehte mich weg, wischte das Gesicht trocken und schnäuzte mich. Dann steckte ich das Taschentuch weg, atmete noch einmal tief durch und drehte mich wieder zu PS.
    »Guten Morgen, Philip, darf ich dir meine Mutter vorstellen?«
    Mama hatte sich inzwischen auch wieder hergerichtet und lächelte freundlich.
    PS blickte von Mama zu mir, und ich konnte förmlich sehen, wie der Groschen fiel. Erst traf er meinen Vater mit seinem Lebensgefährten, dann meine heulende Mutter und mich. Damit waren die Familienverhältnisse klar. Zum Glück nicht ganz, denn von Daniel wusste er nichts.
    Und das musste unbedingt so bleiben.
    »Da kann ich mithalten«, sagte PS freundlich und machte eine Geste zu der Dame an seiner Seite. »Meine Mutter.«
    Die beiden Mütter nickten einander abschätzend aber nicht unfreundlich zu, aber sprechen wollten sie offenbar beide nicht.
    »Mama, das ist Frau Tutz, die PR-Managerin, über die wir letztens gesprochen haben.«
    Er sprach das Wort Mama mit Betonung auf dem zweiten a aus, was ich ein bisschen albern fand. Ich hatte aber keine Muße, mich darüber lustig zu machen, weil ich mich fragte, warum er mit seiner Mutter über mich gesprochen hatte.
    Frau Siebendt blickte nun viel freundlicher und sagte doch tatsächlich: »Guten Tag. Mein Mann und mein Sohn haben Sie sehr gelobt.«
    Aha, es war also kein Mama-du-wirst-bald-eine-Schwiegertochter-haben-Gespräch gewesen, sondern eine geschäftliche Unterhaltung über die Frau, die die faustdicken Lügen über die Demonstration am Carlsplatz erfunden hatte und der Öffentlichkeit präsentieren musste, damit man einen Schuldigen hatte, falls die Wahrheit aufflog.
    »Freut mich, Sie kennenzulernen.«
    »Ich bitte um Entschuldigung für unsere Eile, aber wir haben gleich noch eine Verabredung«, sagte PS zu meiner Mutter, die ihn huldvoll anlächelte. Er nickte mir zu und reichte seiner Mutter den Arm. Wir sahen den beiden nach, wie sie in die hintere Ecke gingen, wo die teureren Marken von besser gekleidetem Personal an betuchtere Kunden verkauft wurden.
    »Das ist dein Chef?«, fragte Mama, als sie außer Hörweite waren.
    Ich nickte.
    »Das ist aber ein sehr netter Mann.«
    Ich nickte wieder.
    »Und so gut aussehend.«
    »Ja.«
    »Verheiratet?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Und du hast es auf ihn abgesehen.«
    Ich seufzte. »Das klingt ja so, als wollte ich mir einen reichen Kerl angeln.«
    »Nicht?«
    »Nein, Mama. Mich interessieren weder sein Geld noch sein Status. Ich habe mich einfach in ihn verliebt.«
    Meine Mutter nickte mit diesem Ich-weiß-es-besser-Kleines-glaub-mir-Blick, den ich immer schon gehasst hatte.
    »Willst du noch etwas anprobieren oder können wir jetzt endlich zur Kasse?«, fragte ich genervt.
    Meine Mutter drehte sich um, schritt hoch erhobenen Hauptes zur Kabine und ließ mich geschlagene zehn Minuten warten, bis sie wieder erschien – von allen Tränenspuren befreit und neu geschminkt.
    An diesem Tag rissen wir ein riesiges Loch in ihren Kontostand.

18
    Daniel hockte mit Thomas und Conny in der Küche, als wir nach Hause kamen. Auf dem Küchentisch standen Kaffee und ökologisch korrekte Dinkelcracker, dazwischen lagen zerknüllte Zettel. War meine Wohnung jetzt offiziell zur Kommandozentrale von Hot Spott geworden?
    »Wir kommen ins Fernsehen«, rief Daniel mir schon von Weitem zu. »Ist das cool?«
    Thomas grinste mich an. »Hallo, Leonie. Dein Bruder entschwebt gerade in höhere Sphären, vielleicht kannst du ihn wieder auf die Erde zurückholen?«
    »Er darf gern entschweben – hier unten macht er mir das Leben unnötig schwer.«
    Thomas trug wieder sein Che-Guevara-T-Shirt und hatte einen Notizblock vor sich liegen. Einige unleserliche Notizen befanden sich darauf, aber als ich mich näherte, nahm Daniel den Block an sich und schüttelte den Kopf.
    »Du bist der Feind, du darfst das nicht lesen.«
    »Zum Putzen und Waschen bin ich gut genug, ansonsten bin ich der Feind. Danke, Brüderchen.«
    Ich wollte in mein Zimmer abhauen, aber

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