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Möhrchenprinz - Roman

Möhrchenprinz - Roman

Titel: Möhrchenprinz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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dann fiel mir etwas ein. Ich drehte mich noch einmal zu Thomas um.
    »Erinnerst du dich an unsere Wette, die dir eine Portion Nudeln einbringen kann?«
    Thomas musste nicht eine Sekunde überlegen. Er nickte breit grinsend.
    »Ist das hier ein Fall, um deine Fähigkeiten zu testen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht nötig. Du bist nicht in der Schusslinie.«
    Daniel blickte von Thomas zu mir und zurück. »Du konspirierst mit meiner Schwester?«, fragte er entgeistert.
    »Yep.« Thomas zeigte keinerlei Reue.
    »Du bist ein Doppelagent!«
    »Mit der Lizenz zum Flöten«, sagte Thomas und pfiff fürchterlich schräg, aber gerade noch erkennbar, die Erkennungsmelodie der Bond-Filme.
    »Ich verlasse mich auf dich«, sagte ich mit mühsam unterdrücktem Lachen.
    »Wie blöd, dass ich so ehrlich bin«, seufzte Thomas und schlug sich die Hand vor den Kopf. »Hätte ich doch gesagt, Daniel würde die endgültige Bloßstellung deines Arbeitgebers planen und ich ihn jetzt heldenhaft davon abhalten, dann stündest du auf ewig in meiner Schuld. Aber so gibt es wieder keine Nudeln und auch sonst keinerlei Beweis deiner grenzenlosen Dankbarkeit …« Thomas zwinkerte mir zu. Seine grünen Augen strahlten.
    »Ich fasse es nicht«, stöhnte Daniel. »Auf keinen Menschen ist mehr Verlass.«
    »Doch«, sagte Thomas. »Auf Leonie. Bei ihr weißt du, dass sie gegen dich ist.«
    Ich tippte mir mit dem Finger an die Stirn und trat den Rückzug an, stieß aber in der Tür mit Mike zusammen.
    »Hey, Conny, du wolltest Kaffee holen und jetzt warte ich seit Stunden auf dich.«
    Er trug wieder nur eine Jeans – und wieder starrte meine Mutter ihn an. Aber nicht etwa verächtlich, wie ich letztens noch geglaubt hatte, sondern interessiert.
    »Ich mache bei Daniels Aktion mit«, nuschelte Conny.Mir war es vollkommen unbegreiflich, wie ein Mensch ohne jegliche Muskelspannung lebensfähig war, aber sie bewies immer wieder, dass es funktionierte.
    » O no! That’s kindergarden revolution «, ätzte Mike.
    »Wir machen keine Revolution, wir wollen die Leute wachrütteln. Das ist ein Unterschied«, erklärte Thomas freundlich. »Revolutionen gehen meist mit ziemlich viel Gewalt einher, das möchten wir gern vermeiden.«
    »Siehst du«, murmelte Conny.
    »Du kannst auch mitmachen«, sagte Daniel. »Aber du darfst Leo nicht verraten, was wir planen.«
    »Ihr seid alle doof«, erklärte ich.
    »Kommen Sie, Mike, ich mache uns einen Kaffee«, sagte meine Mutter.
    Während Mama nach der Kaffeekanne griff, Daniel alle Zettel an sich raffte und Thomas mich spitzbübisch anlächelte, kam ich mir mal wieder wie der absolute Idiot vor. Das musste bald ein Ende haben. Ich ging in mein Zimmer, klappte mein Laptop auf und ging im Netz auf Wohnungssuche.
    Ich schloss mich den restlichen Samstagnachmittag in meinem Zimmer ein, ging abends ins Kino und verbrachte den Sonntag erst bei einer Wohnungsbesichtigung, genau genommen ein Fall für das Betrugsdezernat der Kriminalpolizei, und dann am Rhein. Mit einem guten Buch und einer Auswahl an Brot, Käse und Obst vom Markt auf dem Carlsplatz genoss ich das Treiben auf den Wiesen vor Oberkassel und las den Reiseführer für Namibia von vorn bis hinten durch. Nur noch sechs Tage trennten mich von der gemeinsamen Reise mit PS und meine Aufregung wuchs minütlich.
    Ich hörte kein Radio, sah kein Fernsehen, surfte nicht im Internet und fand die Wohnung bei der Heimkehr leerund verlassen vor. Deshalb erfuhr ich auch erst am Montagnachmittag, dass mein Bruder Daniel zum Fernsehstar geworden war. Und zwar erfuhr ich es von Tin-Tin.
    »Ich habe ein Küken«, sagte Tin-Tin.
    Sie war in mein Büro gekommen, während ich telefonierte, hatte sich auf den Stuhl neben der Tür gesetzt und still gewartet, bis ich den Hörer auflegte.
    »Es heißt Pipilotta. Und Jenny hat eins, das heißt Prusseliese. Und die beiden hocken immer zusammen.«
    Die Augen der Kleinen leuchteten, sie trug keine Kopfhörer und hielt den Kopf hoch und den Rücken gerade. So gut gelaunt hatte ich sie lange nicht gesehen.
    »Wie kommst du zu dem Küken und wer ist Jenny?«, fragte ich.
    »Das Küken habe ich gestern geschenkt bekommen und Jenny ist meine Tischnachbarin in der Schule. Eigentlich ist sie ziemlich doof, aber sie wollte auch ein Küken und hat sich gemeldet, als Frau Grimm fragte, wer von uns helfen wollte.«
    Frau Grimm war Tin-Tins Lehrerin, das wusste ich bereits aus früheren Gesprächen. Trotzdem musste ich noch viele Fragen stellen, bis

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