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Möhrchenprinz - Roman

Möhrchenprinz - Roman

Titel: Möhrchenprinz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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ich zurück.
    PS zuckte mit den Schultern. »Ich dachte, dass du dich damit auskennst.«
    Nein, ich hatte noch nie in einem afrikanischen Land frischen Ananassaft getrunken, da ich noch nie aus Europa herausgekommen war, aber ich sagte nichts. Selbst schuld, dachte ich. Ab sofort würde ich von neuen kulinarischen Genüssen jeweils nur homöopathische Mengen zu mir nehmen, um das Risiko physischer Komplikationen auf das absolute Minimum zu reduzieren.

21
    Das Land war heiß, staubig und trocken, jedenfalls war das mein Eindruck, als wir das Flughafengelände verließen. Die Straßen waren lang und gerade und außer Sand, Straße und wenigen eher unspektakulären Gebäuden war nichts Aufregendes zu sehen. Ich war enttäuscht, schalt mich aber selbst gleich dafür. Es war wohl kaum zu erwarten gewesen, dass der internationale Flughafen mitten in einem Nationalpark lag.
    Erst als wir uns der Stadt näherten, ließ das Reißbrettgefühl ein wenig nach.
    Unser erster Geschäftstermin war ein Exporteur in Windhoek. Wir stiegen aus dem Auto, das uns für die Zeit, die wir in Windhoek verbrachten, zur Verfügung stand, und betraten das moderne Gebäude aus Stahl und Glas – und mit einem bewaffneten Wachposten vor der Tür.
    »Ist es hier so gefährlich?«, flüsterte ich.
    PS lachte. »Tagsüber nicht. Sieht aber wichtig aus, oder?«
    Ich kam mir zwar mit meinen knöchelhohen Expeditionsschuhen zum Hosenanzug immer noch ein bisschen blöd vor, wurde aber sehr freundlich empfangen. Kein Wunder,der Exporteur war ein Holländer (ein echter aus Edam, wie er betonte, also kein afrikanischer Bure), der ebenso rote Haare und ebenso viele Sommersprossen hatte wie ich. Damit allerdings endeten die Gemeinsamkeiten, denn er wog geschätzte zweihundert Kilo. Er wollte mich vom Fleck weg adoptieren.
    »Sorry, Henk, aber sie bleibt bei mir«, sagte PS lächelnd, während er dem Berg von einem Mann die Hand schüttelte. »Sie ist meine PR-Managerin und sie ist verdammt gut in diesem Job.«
    Der Holländer riss die Augen auf. »Diese kleine Frau ist deine PR-Managerin? Du bist ein Schlitzohr, Philipus. Ein Schlitzohr. Eine so niedliche Person macht sich gut im Marketing.«
    Die niedliche Person fand die Unterhaltung etwas unangemessen, lächelte aber weiter, wenn auch inzwischen leicht verkniffen. Vor allem Henk schien mich als eine Art Maskottchen zu betrachten, das man der Optik wegen der Presse präsentierte, um gemeine Fragen zu verhindern. PS hatte mich zwar korrekt vorgestellt, korrigierte Henks Einschätzung dann aber nicht mehr. Nun, da dieser Mann nicht mit der PR-Abteilung von Siebendt zu tun hatte, sondern mit dem Einkauf, war das wohl auch nicht nötig.
    PS und Henk redeten über Fleischqualitäten, Mengen und Preise und schienen mich völlig zu vergessen. Das war mir ganz recht, denn inzwischen hatte ich richtig schlimmes Bauchgrimmen. Ich konnte mich kaum auf das Gespräch konzentrieren. Als die Männer sich erhoben und zu einer großen Wandkarte gingen, hatte ich Mühe, Philips Aufforderung zu folgen und mich hinter sie zu stellen.
    »Hier«, Henk zeigte mit seinem dicken Zeigefinger auf eine Stelle auf der Karte, »werdet ihr Antilopen finden. Jede Menge. Momentan sind die Herden sehr groß, es gibt vielWasser. Hier und hier«, er zeigte auf andere Stellen, »gibt es Impalas, hier Blessböcke.«
    Jetzt hatte ich Krämpfe und unterdrückte nur mit Mühe ein Keuchen, während ich leicht in der Mitte einknickte.
    »Was hat die Kleine denn?«, fragte Henk. Er betrachtete mich interessiert, vielleicht so, wie man eine zappelnde Maus beobachten würde, deren Schwanz in einer Falle feststeckte.
    »Zu viel Fruchtsaft getrunken«, sagte PS, während er mir einen Arm um die Taille legte und mich mit der anderen Hand am Oberarm stützte.
    Henk ging zu seinem Schreibtisch, patschte mit seiner riesigen Hand auf eine Telefonanlage und bellte etwas in einer seltsamen Sprache hinein. Die Tür öffnete sich, eine kleine Asiatin betrat den Raum, kam zielstrebig auf mich zu, packte mich mit einem eisernen Griff und führte mich hinaus. Ich wandte den Kopf zu PS, der mir reglos nachstarrte, dann spürte ich nur noch die Krämpfe in meinem Bauch und die Hände der Frau, die meine Arme wie Schraubstöcke umfassten. Selbst wenn ich jetzt auf der Stelle in Ohnmacht gefallen wäre, hätte sie mich aufrecht gehalten, dessen war ich mir ganz sicher. Sie schleifte mich den Flur entlang, um eine Ecke, noch einige Meter weiter und stieß dann eine

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