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Möhrchenprinz - Roman

Möhrchenprinz - Roman

Titel: Möhrchenprinz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Flughafen steuerte PS den Eingang für die Privatflieger an, aber da ich nicht ohne Sonnenbrille starten konnte, musste er mich erst in die Halle begleiten und nach einem Schutz für meine empfindlichen Augen suchen. Ich kramte bei den preiswerten Brillen herum, während er die unglaublich schöne, große, schlanke Frau an der Theke der Parfumerieabteilung des Duty-Free-Shops ansprach.
    Offenbar wurden die beiden sich schnell einig, denn als ich ein Modell ausgewählt hatte, das ich für passabel hielt, lagen bereits drei Modelle vor PS auf der Lederunterlage.
    »Die hier gefällt mir am besten«, sagte er und reichte mir die Brille.
    Ich zögerte kurz, aber dann setzte ich sie auf. Sie saß zu locker, überhaupt war das ganze Gestell zu groß für meinen Kopf, was die grazile Bedienung zum Glück bestätigte. Das zweite Modell passte und gefiel PS, das dritte passte und gefiel mir.
    PS kaufte das zweite. Er zückte seine Kreditkarte und zahlte einen Betrag, für den ich ungefähr dreißig Brillen der von mir gewählten Preiskategorie hätte kaufen können.Dann setzte er mir die Brille auf, nahm meine Hand und zog mich zum Rollfeld.
    Der Flieger stellte sich als kleine Propellermaschine heraus, deren Innenausstattung allerdings nichts zu wünschen übrig ließ. Weiche Ledersitze, Wurzelholzverkleidungen, elektronische Rundumversorgung von Audio- über Video- bis zur Telefonausstattung. Ein GPS-Gerät war mit mehreren Displays verbunden, sodass man entweder auf der Konsole in der Armlehne oder an der Kabinenwand die jeweilige Position ablesen konnte. Die Klimaanlage lief bereits, als wir das Flugzeug bestiegen, der Kühlschrank enthielt mehrere Flaschen eisgekühltes Wasser und Bier und Säfte. Beim Blick auf Letztere zog sich mein Magen gleich wieder zusammen, deshalb griff ich nach einem Wasser, das ich erst anwärmen wollte, bevor ich meinen Magen damit belastete. Dann ging es auch schon los.
    Wir flogen nach Nordosten, wie ich dem Display des GPS-Gerätes entnehmen konnte, das die Flugroute zeigte. Ich hatte natürlich Reiseführer gelesen, und als wir die Staatsgrenze nach Botswana überflogen, hatte ich eine Idee, wohin es ging.
    »Victoria Falls«, sagte ich laut. »Richtig?«
    PS, der es sich ebenfalls an einem Fenster bequem gemacht hatte, applaudierte grinsend.
    »Ich habe mir schon gedacht, dass du nicht unvorbereitet bist. Wenn man von der Sonnenbrille mal absieht.«
    Ich zog eine Grimasse und schaute wieder aus dem Fenster. Nun, da ich wusste, wohin die erste Etappe ging, war ich deutlich entspannter, denn Überraschungen konnte ich gar nicht leiden. Jedenfalls nicht von meinem Boss, den ich auf dieser Reise mehr als nur ein bisschen beeindrucken wollte. Das war allerdings schwierig, wenn man unvorbereitetin ungewohnte Situationen geworfen wurde – wie die Sache mit dem Fruchtsaft ja schon deutlich gezeigt hatte.
    Unter uns waren einzelne gerade Straßen zu sehen, auf denen wenig Autos fuhren. Diese allerdings zogen lange Staubwolken hinter sich her. Die Weite der Landschaft beeindruckte mich mehr, als ich erwartet hatte. Zwar war Namibia nur doppelt so groß wie Deutschland, aber mit einer Bevölkerung von zwei Komma zwei Millionen Menschen mehrheitlich leer, wie mir von hier oben drastisch klar wurde.
    Dafür gab es jede Menge Tiere. Und von denen waren die meisten entweder groß und gefährlich oder klein und gefährlich. Ich schluckte. Worauf hatte ich mich hier bloß eingelassen?
    Wir sahen die Wasserfälle zuerst aus der Luft. Der Pilot drehte eine Runde über der mehr als eineinhalb Kilometer langen Abbruchkante, an der das Wasser einhundertzehn Meter in die Tiefe stürzte. Die Gischt, die dabei aufgewirbelt wurde, brach das Sonnenlicht millionenfach, sodass man meinte, durch ein Feld fliegender Diamanten zu gleiten. Regenbogen überspannten das intensive Grün des Regenwaldes, der nach den Stunden über grauem, gelbem oder rotem Sand vollkommen unwirklich erschien. Ich hatte Fotos gesehen, die aber nicht im Entferntesten an die Wirklichkeit heranreichen. Ich starrte mit offenem Mund aus dem Fenster. So grandios hatte ich mir das Schauspiel nicht vorgestellt.
    »Mir scheint, es gefällt dir«, sagte PS, der mich grinsend beobachtet hatte.
    Mist, was er wohl dachte? Da kommt die Landpomeranze endlich mal aus ihrer kleinen Welt heraus? Sollte ich jetzt ganz kosmopolitisch tun und lässig die Schulter zucken? Nein, das war mir definitiv zu doof.
    Ich zeigte mit dem Finger auf den Mund und machte

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