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Mönchsgesang

Mönchsgesang

Titel: Mönchsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter Krieger
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ja ebenfalls in der vergangenen Woche bei einem Brand ums Leben. Was war er für ein Mensch?«
    Erst nach mehrfachem Nachhaken erfuhr er das, was Norbert und Anselm bereits angedeutet hatten. Die Laienbrüder wichen seinem Blick verschämt aus, so dass er darauf verzichtete, nach potenziellen Geliebten des Toten zu forschen. Dies fiel dem Dorfherrn allerdings nicht schwer, denn er wusste, dass die Kirche solche Menschen mit schwersten Strafen belegte, die nach seinem Empfinden maßlos überzogen waren. Er bezweifelte, dass Gott das Tun zweier Menschen verdammen konnte, die keinem anderen damit schadeten. Er wusste aber auch, dass man solche Gedanken am besten für sich behielt.
    Mathäus überlegte. Vielleicht hatten ja Bruder Theodor und Odo tatsächlich ein Verhältnis gehabt! Und nun waren beide tot. Dies jedoch konnte schwerlich die Lösung des Rätsels sein.
    »Habt Ihr noch weitere Fragen, Herr Mathäus?«, wollte der Prior wissen, der mit bleichem Gesicht neben ihm saß.
    »Ja! War Odo ein Trinker?«
    Ein allgemeines müdes Grienen war die Antwort. »Odo ein Trinker?«, lachte Ludger. »Er hat nie auch nur einen Tropfen angerührt. Allein der Anblick eines Bechers voller Wein hätte ihn besoffen gemacht.«
    »Könnt Ihr Euch dann erklären, wieso ihm dieses Unglück widerfuhr?«
    Niemand wusste eine Antwort. Aus den Augenwinkeln nahm der Dorfherr wahr, wie der Prior nervös mit seinen Fingern fuchtelte.
    »Noch eine Sache!«
    Alle sahen ihn an.
    »Wer von euch ist Ekkehard?«
    Die Blicke richteten sich auf ein altes, dürres Männlein, in dessen Mund große schwarze Zahnlücken klafften. Seine Augen blitzten wie die eines gehetzten Tieres.
    »Ich!«, antwortete er ängstlich.
    »Ihr seid für die Küche zuständig, Ekkehard?«
    »Ja.«
    »Und Ihr habt auch die Pilze für das gestrige Abendmahl gesammelt?«
    Der Alte schrak zusammen. »Ja«, sagte er zögerlich.
    »Wer hat Euch dabei geholfen?«
    Die Laienbrüder wechselten verwirrte Blicke.
    »N-niemand. Ich war alleine im Wald.«
    Mathäus machte eine besänftigende Geste, um dem Alten die Angst zu nehmen. »Und Ihr habt das Pilzgericht selbst zubereitet?«
    »Ja.«
    »Niemand, der in die Küche kam, um Euch dabei zu helfen?«
    »N-nein, n-niemand. Aber w-warum?«
    Mathäus sah in die Runde. »Wer hat gestern Abend von euch Pilze gegessen?«
    Die meisten hoben eine Hand.
    »Und es geht euch allen gut?«
    Die Männer nickten schulterzuckend.
    »Ich weiß, w-welche Pilze gut sind«, wimmerte Ekkehard verzweifelt, »Ihr könnt mich nicht …«
    »Ekkehard!« Der Dorfherr schüttelte den Kopf. »Niemand will Euch etwas Böses. Und von Euren Kochkünsten bin ich überzeugt.« Er lehnte sich stirnrunzelnd zurück und sah die Männer der Reihe nach an. »Ich möchte, dass ihr Schwarzenbroich für ein paar Tage verlasst. Alle!«
    Ein allgemeines Murren wurde laut.
    »Warum?«, fragte Ludger unwillig.
    »Zu eurer eigenen Sicherheit. Ich werde ein Schreiben für den Kastellan der Meroder Burg aufsetzen. Bei ihm meldet euch. Nach Tagesanbruch möchte ich keinen mehr von euch hier sehen.«
    »Ihr wollt sie alle fortschicken?«, flüsterte der Prior ungläubig.
    »Ja, Pater.«
    »Auch Ekkehard?«
    Mathäus lächelte schwach. »Auch Ekkehard. Oder glaubt Ihr, dass dieser alte Mann ein Mörder ist?«
    Der Prior verneinte. Er vergrub sein verzweifeltes Gesicht. Wie sollte das Klosterleben bloß weitergehen ohne die Mithilfe der Laienbrüder?
    »Es muss sein, Pater«, erklärte Mathäus. »Ich bin sicher, dass der Mörder ein paar potenzielle Informanten ausschalten wollte. Wer sagt uns, dass er es nicht wieder probieren wird? Die Männer müssen in Sicherheit gebracht werden.« Er wandte sich an die immer noch murrenden Laienbrüder. »Geht und packt eure Sachen zusammen.«
    »Welche Sachen?«, fragte Ludger hämisch. »Alles, was wir besaßen, ist verbrannt.«
    »Wendet euch an Bruder Engelbert und Bruder Notker«, befahl Anselm aus seiner Lethargie heraus, »sie werden euch geben, was ihr braucht. Und jetzt geht!«
    Murmelnd erhoben sich die Männer. Erst jetzt sah Mathäus, dass Ludger ein Bein nachzog. »Habt Ihr Euch beim Brand verletzt?«, wollte er wissen.
    »Nicht beim Brand«, erwiderte Ludger zähneknirschend, »Euer verfluchter Gaul hat mir in den Hintern gebissen!« Ohne einen Blick zurück verließ er – seine Gefährten im Gefolge – den Kapitelsaal.
    »Dieses verdammte Pferd. Kann es einfach nicht lassen«, murmelte der Dorfherr vor sich

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