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Mönchsgesang

Mönchsgesang

Titel: Mönchsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter Krieger
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spöttischen Grinsen. Doch er hütete sich, weitere Spitzfindigkeiten von sich zu geben und somit Konrads Gattin zur Weißglut zu treiben. Er wusste, der Markgraf würde in einem Beschwerdefall der Elisabeth Recht geben, denn die Angelegenheiten der Adeligen besaßen immer Priorität. Innerklösterliche Angelegenheiten dagegen interessierten den Markgrafen nur wenig, vor allem wenn es sich um ein Kloster handelte, von dessen Einnahmen er keinen Pfennig sah. Sosehr es ihn wurmte, Mathäus musste gute Miene zum bösen Spiel machen. »Ich hoffe, dass ich Euch nicht enttäusche«, sagte er mit gequältem Lächeln.
    »Das hoffe ich auch«, krächzte Konrad. Mit einer unwirschen Handbewegung verscheuchte er die Zofe, deren fortwährende Pflegebemühungen ihm inzwischen offenbar zu viel waren.
    Mathäus verneigte sich, sah Konrads Gattin ein letztes Mal in die Augen und schickte sich an, den Raum zu verlassen.
    »Ihr dürft jetzt gehen!«, rief Elisabeth spitz, als der Dorfherr fast schon draußen war.
    »Dumme Zicke«, flüsterte Mathäus auf dem Korridor. Der wachhabende Diener, der die Bemerkung wohl gehört hatte, sah ihn mit offenem Mund an.
    »Was ist?«, fauchte Mathäus schlecht gelaunt.
    »Nichts, Herr.«
    »Na also.«
    Als er den Burghof betrat, ließ er sogleich nach Dietrich schicken. Eine anhängliche Katze, die sich an seinem Bein reiben wollte, stieß er unsanft von sich. Ein paar üble Flüche murmelnd suchte er Friedrich in seiner Laube auf.
    »Dicke Luft, was?«, sagte der Kastellan mit schraubender Handbewegung.
    Mathäus ließ sich auf einen Hocker plumpsen. »Der Teufel soll sie holen.«
    »Pssst!« Friedrich presste ängstlich einen Finger auf den Mund. Dann kratzte er nachdenklich seine Bartstoppeln. »Glaubt Ihr wirklich, dass man Herrn Konrad umbringen wollte?«
    »Blödsinn! Wenn ihn jemand hätte töten wollen, dann hätte sich derjenige was anderes einfallen lassen, als ihm eins über die Birne zu ziehen.«
    »Aber wer war es?«
    »Was weiß ich? Einer, der ihm einen Denkzettel verpassen wollte.«
    »Einen Denkzettel? Wofür?«
    »Was fragt Ihr so dämlich? Ihr wisst doch auch, dass Konrad kein Engel ist. Es gibt weiß Gott genügend Menschen in der Herrschaft, die ihm gerne eins überziehen würden.«
    »Ja, ja, aber …« Er machte eine beschwörende Geste. »Bitte, sprecht doch etwas leiser.«
    Jemand klopfte an der Tür der Laube. Dietrich streckte seinen Kopf herein. »Ihr habt mich rufen lassen, Herr?«
    »Ja, Dietrich.« Mathäus studierte das Gesicht des jungen Dieners, der seinen Blick nach wie vor zu meiden schien. »Du musst mir einen großen Gefallen erweisen.«
    »Natürlich, Herr.«
    »Du musst meinen Freund Heinrich für mich suchen!«
    Dietrich machte ein überraschtes Gesicht. »Wo ist denn Euer Freund?«
    »Als er mich vergangene Woche verließ, sagte er, er wolle nach Köln. Du musst ihn finden, Dietrich. Sag ihm, dass ich dringend seine Hilfe brauche.«
    »Nach Köln?« Friedrich runzelte die Stirn. »In Köln wütet der Schwarze Tod«, erklärte er finster. »Täglich sterben dort an die hundert Menschen.«
    Mathäus war bleich geworden. »Wirklich?«, hauchte er.
    Der Kastellan nickte ernst. »Man hat sogar das ganze Judenpack aus der Stadt gejagt. Genützt hat es indessen nichts: Das Sterben ging weiter!«
    Mathäus schluckte schwer. »Unter diesen Umständen, lieber Dietrich, brauchst du natürlich nicht nach Köln zu reiten.«
    »Doch, Herr!«
    »Wie?«
    »Ich werde reiten! Und ich werde Euren Freund für Euch finden!«
    »Du bleibst hier, verdammt! Oder willst du etwa dein Leben riskieren?«
    »Bitte, Herr: Lasst mich für Euch reiten!«
    »Nein, zum Teufel.«
    Friedrich versuchte den Disput zu schlichten. »Vielleicht hat Euer Freund Heinrich ja die pestverseuchte Stadt gemieden.«
    Mathäus schüttelte mit einem schmalen Lächeln den Kopf. »Bestimmt nicht!« Er verzichtete auf eine Begründung seiner Überzeugung. Was ging es den Kastellan an, dass Heinrich den Aufenthalt im pestverseuchten Köln sicherlich als willkommene Buße betrachten würde.
    »Dann lasst mich reiten, Herr«, bat Dietrich fast flehentlich.
    Mathäus seufzte leise. »Warum willst du das für mich tun, Dietrich?« Er wurde nicht ganz schlau aus dem Verhalten des Dieners. Einerseits wirkte er scheu und verschlossen, andererseits schien er beflissener als jemals zuvor.
    »Weil ich Euch dienen möchte!« Seine Miene verriet eiserne Entschlossenheit.
    »Also gut«, sagte Mathäus schweren Herzens.

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