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Mönchsgesang

Mönchsgesang

Titel: Mönchsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter Krieger
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betretenes Gesicht zu machen. »Oh! Hatte Herr Konrad einen Unfall?«
    »Unfall?« Elisabeth lachte höhnisch auf. »Von wegen, ein Unfall.«
    »Also kein Unfall«, nickte Mathäus. »Sondern?« Er warf der Frau einen Blick zu, der seine Ungeduld offenbaren sollte. Man hatte nach ihm geschickt, und er hatte auf Schwarzenbroich, wo ein Mörder sein Unwesen trieb, alles stehen und liegen lassen. Nun hatte er wenig Lust auf ein Rätselraten.
    Elisabeth von Grafschaft rümpfte die Nase. »Jemand hat versucht, ihn umzubringen«, fauchte sie.
    Mathäus unterdrückte einen Seufzer. »Wer?«
    »Um das herauszufinden, habe ich Euch rufen lassen, Herr Mathäus.«
    Konrad, dem offenbar kein Wort entging, hob seinen lädierten Kopf. »Findet diesen Halunken, damit ich ihn aufknüpfen kann«, wisperte er.
    »Ich werde mein Bestes geben, Herr. Aber zunächst einmal muss ich wissen, was überhaupt geschehen ist.«
    »Das ist schnell erzählt«, meinte Elisabeth. »Heute Morgen besuchten mein Gatte, die Kinder und ich die Frühmesse in der Burgkapelle, so wie jeden Morgen. Nach Beendigung der Messe verließen wir die Kapelle; ich schritt mit den Kindern voran die Treppe zum Burghof hinab. Plötzlich hörten wir hinter uns einen Aufschrei. Es war zweifellos die Stimme meines Gatten. Hastig eilte ich zurück und fand Herrn Konrad halb bewusstlos im Vorraum der Kapelle liegend. Sein Kopf blutete wie der aufgeschlitzte Bauch eines geschlachteten Schweins; jemand hatte von hinten mit einem harten Gegenstand zugeschlagen.«
    »War zu diesem Zeitpunkt noch jemand in der Kapelle?«
    Elisabeths Mundwinkel zuckten. »Ja!«, erwiderte sie laut. Offensichtlich erwartete sie mit boshafter Vorfreude die nächste Frage des Dorfherrn. Mathäus tat ihr den Gefallen.
    »Wer?«
    »Natürlich der Kaplan, ein Messdiener, Rikalt und …« In ihren Augen begann es zu lodern. »Und Paulus samt Konsorten.«
    Mathäus zwang sich zur Geduld. »Bitte sagt mir, wen Ihr mit Konsorten meint, Frau Elisabeth.«
    »Paulus hat seinen Vetter zu Besuch, einen versoffenen Kerl aus Mausbach.«
    »Ich weiß. Sein Name ist Harper.«
    »Und auch sein Weibsbild hat dieser Harper mitgebracht.«
    »Beatrix!« Mathäus merkte, wie unfreiwillig sanft er den Namen der Frau aussprach. Er senkte sogleich den Kopf, weil er befürchtete, seine Wangen könnten rot anlaufen.
    »Ein unzüchtiges Gewächs, dieses Luder«, zischte Elisabeth. »Läuft ohne Haube über den Burghof, als wäre sie ein Flittchen. Niederster Adel, sage ich Euch.«
    »Um uns umständliches Gerede zu ersparen, liebe Frau Elisabeth: Habt Ihr einen konkreten Verdacht?«
    »Ja.« Sie wandte sich ab und warf einen verbitterten Blick aus dem Fenster. »Entweder war es dieser Saufbold, Harper, oder Paulus hat es im Auftrag seines Vetters getan.«
    Mathäus stülpte die Unterlippe nach vorne. »Und worauf gründet sich Euer Verdacht?«
    »Eine alte Familiengeschichte«, sagte Elisabeth belanglos, »ein Vorfahr meines Gatten, der selige Johann Scheiffart, verweigerte einem von Harpers Vorfahren wohl den Ritterschlag. Jedenfalls sind die Mausbacher bis heute darüber wütend.«
    »Und Ihr glaubt tatsächlich, dass wegen dieser alten Geschichte ein Anschlag auf Euren Gatten verübt wurde?«
    »Ich würde unseren Anteil der Herrschaft darauf verwetten. Es zu beweisen ist Eure ehrenvolle Aufgabe, Dorfherr.«
    »Was nicht einfach sein dürfte«, seufzte Mathäus.
    »Lasst Eurer Genialität nur freien Lauf«, ächzte Konrad von seinem Lager her. Trotz seines Unwohlseins war er noch zu Ironie fähig.
    »Nun …« Mathäus spreizte die Arme. »Leider beschäftigen mich derzeit auch noch andere Rätsel. Auf Kloster Schwarzenbroich sind mysteriöse Morde geschehen, und …«
    »Schwarzenbroich interessiert mich nicht!«, blaffte Elisabeth. »Schwarzenbroich ist eine Gründung der Wernerslinie.«
    »Ich diene den Werners ebenso wie den Scheiffarts!«, erwiderte Mathäus ruhig, aber bestimmt.
    Elisabeth trat einen Schritt auf ihn zu. Ihre Kiefer zitterten. Drohend hob sie einen Finger. »Ich gebe Euch einen guten Rat, Herr Mathäus: Vergesst das Kloster, bis Ihr den Attentäter ausfindig gemacht habt. Es geht hier um das Leben des Herren von Merode.«
    »Mit Verlaub: von einem der beiden Herrn von Merode«, korrigierte sie Mathäus, was jedoch wenig geeignet war, ihre Wut zu dämpfen.
    »Wie auch immer: Findet den Halunken! Oder wollt Ihr, dass ich mich beim Markgrafen über Euch beschwere?«
    Mathäus verzog den Mund zu einem

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