Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)
und Auto.«
Drei Minuten später hatten sie die Parkbuchten vor dem Polizeirevier erreicht. Barbara dachte schon gar nicht mehr an Pferd, Wagen und Automobil, ihre Gedanken waren zu den Eidgenossen gesprungen: »Jonas, wussten Sie, dass es in der Schweiz keine Kommissare mehr gibt? Oder Kommissäre? Dafür aber eine Piratenpartei?«
»Was hat das eine mit dem anderen zu tun?«
»Nichts.«
»Warten Sie!« Uplegger stieß seine Tür auf. Barbara rekelte sich noch ein wenig, weil es ihr immer so schwer fiel, Autos wieder zu verlassen, abgesehen von Bullis mit Schiebetür. »Da gibt’s doch diese Erzählung von Dürrenmatt …«
»Kurzroman.«
»Ja, egal. Da gibt es aber einen Kommissär, oder? Ich meine natürlich Der Richter und sein Henker .« Uplegger zückte sein Smartphone.
»Kommissär Bärlach. Kommissäre wurden abgeschafft, außer bei der Stadtpolizei Basel. Wie mögen sie das bloß abkürzen? Stapo?«
»Sie haben schon wieder Assoziationen!« Upleggers rechter Klavierspieler-Zeigefinger tippte auf das winzige Display; für Barbara und ihre Wurstfinger wäre es zu klein gewesen. Vielleicht hatte die Dampframme auch deshalb noch kein Smartphone. »Dacht ich mir’s doch! Die Piratenpartei Schweiz ist nicht unbedingt die größte Partei der Welt, aber der Name existiert in vier Sprachen. Wird aber immer gleich abgekürzt, nämlich PPS. Also französisch: Parti Pirate Suisse . Italienisch: Partito Pirata Svizzero . Und schließlich noch Partida da Pirats Svizra , das ist natürlich …«
»Rätoromanisch.«
»Holla, die Bildungsfee!«, rief Uplegger, was lustig sein sollte, aber derartige Versuche kamen bei seiner Kollegin immer schlecht an.
»Das kommt doch auch dauernd im Kreuzworträtsel vor: Sprache in der Schweiz.«
Uplegger war perplex: »Sie machen Kreuzworträtsel?«
»Nein.«
»Aber woher …?«
»Ich mache keine Kreuzworträtsel, ich löse sie! Und auch nur die Preisrätsel aus der Apotheken Umschau . Angeblich kann man bis zu 1000 Euro gewinnen. Inzwischen glaube ich aber, dass es nur eine Abzocke ist, man muss dort nämlich anrufen, und das kostet! Ich habe noch nie gewonnen!« Sie zog eine Flunsch.
»Sie lesen die Apotheken Umschau ?«
»Ich lese bekanntlich alles Bedruckte.«
»Daher Ihr medizinisches Halbwissen …«
»Halbwissen? Uplegger!«
Der war wieder mit seinem Smartphone beschäftigt und sagte: »Sie hatten recht, die Abkürzung ist Stapo.«
»Haben Sie auch Stapo-Leitstellen?«, fragte Barbara. Uplegger hielt es nicht für nötig, darauf einzugehen.
Auf dem Revier gab es tatsächlich einen Kaffee, der Tote wecken konnte. Er diente dazu, die Nachtschicht wach zu halten und die Frühschicht wach zu bekommen, so sagte jedenfalls der Chef der Revierkripo, Karl-Heinz »Charlie« Münz. Dieser Kriminalhauptkommissar gehörte zu den ganz alten Hasen der Rostocker Polizei, war quasi schon ein Hasengreis, wenn auch nur in Bezug auf die Dienstjahre. Natürlich wurde er zu der Besprechung hinzugezogen.
»Eines verstehe ich nicht«, sagte er, nachdem er Kaffee verteilt hatte. »Wieso konzentriert ihr euch auf 22 bis 24 Uhr? Dieser Schweizer hat die Tat doch circa 22 Uhr beobachtet, oder nicht? Ich würde mich auch für Leute interessieren, die früher das Haus betreten und verlassen haben. Und auch nach Mitternacht, denke ich.«
»Das ist richtig.« Barbara nahm gleich einen Schluck und verbrannte sich die Lippen. »Oi, heiß! Können das Ihre Leute machen? Sich darum kümmern?«
»Natürlich. Wie erweitern den Zeitrahmen vielleicht auf die gesamte Dienstzeit der Hönig. Oder, was meint ihr?«
Alle nickten. Sie mussten diese Arbeit ja auch nicht machen.
»Wir versuchen herauszubekommen, wer das namenlose Ehepaar und wer die Jugendlichen sind, die vielleicht zur Disko wollten«, schlug Uplegger vor.
»Disko im WarnowPark ist vorläufig nur an den Wochenenden«, sagte Münz. »Das heißt natürlich nicht, dass sie nicht woanders tanzen gewesen sein können. Aber in Lütten Klein wohl eher nicht, da sieht’s wochentags für junge Leute ziemlich trübe aus.«
»Die gutfrisierte Frau Nerdich, wäre das nichts für Sie, Kollege Uplegger?«, wollte Barbara wissen.
Jonas wurde schon wieder rot.
»Ich spreche mit ihr, ja, aber warum sollte ausgerechnet sie etwas für mich sein? Ich gehe nicht auf Freiersfüßen und bin vor allem kein Erbschleicher …«
»Aber bei gutfrisiert muss ich an Sie denken … Alles, was gut frisiert ist und manikürte bzw. pedikürte Nägel hat, passt
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