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Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Titel: Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinstorff-Verlag
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für Kriminalisten und doch ein Ausdruck von vorgeschriebener Vernunft, denn sie gehörte zum Fluchtweg für Notfälle, falls der Haupteingang unzugänglich sein sollte. Daher war sie von außen zwar versperrt, konnte jedoch von innen jederzeit geöffnet werden. Ein Mensch mit unlauteren Absichten, ob er nun stehlen, Kinderwagen anzünden oder einen anderen Menschen töten wollte, konnte das Haus durch sie unbemerkt verlassen.
    »Mist!«, sagte Barbara durch die geschlossenen Zähne. »Wenn ich jetzt noch bedenke, dass Wachschützer gerade abends und nachts auch nicht immer die Zuverlässigsten sind …«
    »Sie meinen, dass Mörder trotz Wache und Schließanlage quasi ein- und ausgehen können?«
    Barbara nickte. »Am einfachsten hat’s natürlich nach wie vor ein Hausbewohner. Geht der Fahrstuhl wieder?« Uplegger bejahte. »Dann gucken wir noch mal.«
    Der Flur im sechsten Stock war nicht mehr gesperrt, und in der Wohnung von Lena Schultz hielt sich nur noch Manfred Pentzien auf, der es gern hatte, für einige Zeit allein mit dem Tatort zu sein und ihn auf sich wirken zu lassen. Er stand vor der Badezimmertür und war in die Betrachtung der Blutflecke und Blutlachen versunken, als Barbara den Kopf durch die Wohnungstür steckte.
    »Tja«, brummte er nur.
    »Wir suchen einen bestimmten Brief«, sagte Barbara.
    »Alle Papiere sind im Präsidium. So wie fast alles, was nicht niet- und nagelfest war. Vielleicht findet ihr aber schon in ihren Aufzeichnungen die entscheidende Antwort. Für mich sieht das nach einer Beziehungstat aus. Nach grenzenlosem Hass. Vielleicht war sogar die Zerstückelung intentional.«
    »Zumindest gibt’s keine Spuren eines gewaltsamen Eindringens«, meinte Uplegger.
    »Vermutlich haben Sie Recht. Der Kurzfilm suggeriert ja, dass sie dem Mann mit dem Machete selbst geöffnet hat. Ach, ja …«
    »Dem Machete?«, fragte Uplegger.
    »Ja, ich hab da so einen neunmalklugen Krümelkacker, der mir ein Ohr abgekaut hat: Machete ist männlich, es heißt el machete . Wahrscheinlich ist das Wort Macho von diesem Frauenzerhackgerät abgeleitet!«
    »Ganz sicher.« Barbara schmunzelte. Dass machete männlich war, hatte sie früher einmal gewusst. Ob es auch ein Verb dazu gab? Vielleicht machetear ? Für Frauen zerstückeln ?
    »El machete, los machetes.« Pentzien schüttelte den Kopf. »Manche Leute haben Sorgen! Aber der Kollege ist einfach Spitze in der Kunde von allem, was man als Waffe benutzen kann. Er hat sich das Filmchen angeguckt, wieder und wieder, und dann …« Er streifte die blutigen Handschuhe ab und tauchte die rechte Hand in seinen Metallkoffer, zog einen Zettel heraus und reichte ihn Barbara. Der Zettel war kariert und wohl aus einem Notizbuch gerissen. Auf ihm stand in Pentziens exakter Handschrift:
    Gerber Machete Gator
    Schwere Machete mit brünierter Klinge
    Technische Daten: Gewicht 645 g / Grifflänge 19,0 cm / Klingenlänge 46,0 cm / Länge geöffnet 65,0 cm
    Barbara schaute auf: »Das ist die mutmaßliche Waffe der mutmaßlichen Tat?«
    »Si.«
    »Und wo kauft man so etwas?«, wollte Uplegger wissen.
    »Das habe ich auch gefragt. Bei Versandfirmen oder schlicht bei eBay .«
    »Klingt legal.«
    »Absolut«, bestätigte Pentzien. »Besonders faszinierend finde ich, dass man mit dem Klingenrücken Sägearbeiten ausführen kann. Töten und zersägen, das ist perfekt!«
    »Jetzt brauchen wir nur noch die Leiche oder ihre Teile«, meinte Uplegger.
    »Im Boden ist sie nicht eingegossen, selbst das haben wir geprüft.«
    Barbara schaute noch einmal auf den Zettel, bevor sie ihn einsteckte: »Du hast einen Fehler gemacht.«
    »Ich mache niemals Fehler.«
    »Doch. Auf dem Zettel steht Schwere Machete«, sagte sie, das letzte Wort habend, und ging hinaus.
    7-Ort, 12.19.19.14.12 1 Eb 15 Yax
    Lieber Papa,
    ich komme gerade aus der Vorlesung »Fonología y fonética española« im Hörsaal Anatomie; die Uni platzt aus allen Nähten! Das Institut für Romanistik befindet sich aber in dem Stasihochhaus in der August-Bebel-Straße, wo sich auch das Instituto Latinoamericano befand, bevor es die Provinzregierung in dem Dorf Schwerin abgewickelt hat.
    Wie hast du es nur ausgehalten, in diesem Haus zu arbeiten? Dort, wo vielleicht die Leute gesessen haben, die dir so viel Ärger gemacht haben wegen dem einen Buch. Aber wie habe ich gerade in Wolfgang Cordans Autobiografie Die Matte gelesen? »Nichts reizt einen tumben Rüpel mehr als geistige Überlegenheit. Er wird rabiat.«
    Du, Papa, auch wenn

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