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Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Titel: Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinstorff-Verlag
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daher wollte sie rasch ins Trockene. »Wie war der Brief geschrieben?«
    »Technisch gesehen mit einem PC-Drucker. Zum Stil konnte sich Frau Nerdich nicht äußern. Ich bin froh, dass dieser Fett … ein Sanitäter mit großem Bauch und kleinem Hirn, wissen Sie. Ich bin wirklich froh, dass er mich überhaupt mit ihr sprechen ließ.«
    »Natürlich. Wir kennen diese Typen ja. Gezwungenermaßen.« Barbara stieß die Tür auf. Aus der Bäckerei roch es nach Brot und Desinfektionsmitteln. Eine neue Geschmacksrichtung? Angesichts der Auslage hätte es sie nicht überrascht. Besonders ekelhaft fand Barbara den vanillecremegefüllten Bienenstich, der einem überall hinterhergeworfen wurde. Nicht einmal der Obstplunder, den man als Glücksbringer über die Tür nageln konnte, wo er 100 Jahre hielt, konnte dieses Machwerk überbieten.
    Ein Lichtblick zu sein schien ein Baguette, das, gebettet auf dem üblichen schlaffen Salatblatt, Boulettenscheiben enthielt. Das sah nach einer soliden Mahlzeit aus. Sie deutete darauf und fragte die Verkäuferin, die praktisch nur aus Frisur bestand: »Machen Sie die Bouletten selbst?«
    »Sind hausgemacht«, bestätigte die Tresenkraft.
    »Hm. Dann sind es wohl die mit Sägemehl gestreckten?«
    »Bitte?«
    »Na, die mit Sägemehl …«
    »Sie meinen wohl Semmelmehl?«
    »Nein, Sä-ge-mehl! Ich nehme vier Eibrötchen. Und Sie, Uplegger?«
    »Ja, mir genügt …« Mit einer Mischung aus Faszination und Widerwillen betrachtete nun auch er die Auslage. »Ach, ein Käsebrötchen wäre nett.«
    »Zwei«, befahl Barbara. »Und zwei Kaffee. Pötte!«
    Sie setzten sich an einen Tisch beim Fenster, von wo sie auf den Boulevard schauen konnten, der an diesem trüben Vormittag auch nichts Besseres war, als ein pfützenbedeckter breiter Gehsteig. Menschen mit Schirmen und Menschen ohne Schirme, aber in Regenjacken, und Menschen, die sich sowohl mit Regenjacken als auch mit Schirmen gegen die Unbilden des Wetters schützten, gingen oder eilten vorbei. Entgegen dem stadtplanerischen Ideal wollte hier heute niemand flanieren.
    Barbara fragte: »Wieso wurde ausgerechnet Lena Schultz bedroht? Nur weil sie bei der Waterkant arbeitet?«
    »So nehme ich an.«
    »In der Anonymität eines Hochhauses können das nicht allzu viele wissen, oder?«
    Uplegger zuckte mit den Schultern. Die Bedienkraft stellte die Teller mit den Brötchen und die beiden Kaffeepötte auf die Theke, was Barbara mit einem Stirnrunzeln, aber ohne Worte quittierte. Der Laden sah wie ein Café aus, aber er war keines, denn es wurde nicht bedient. Da Barbara bezahlt hatte, holte Uplegger die Ware. Er musste zweimal gehen.
    In Nullkommanichts verdrückte die Dampframme ein Ei-brötchen, verdrehte die Augen und sagte dann: »Lassen Sie uns planen. Wir müssen … Ach, ja, was Sie noch nicht wissen, der Lorbass hat beim Ostseegymnasium angerufen. Die frühere Klassenleiterin von Lena heißt Lindner. Deutsch und Geografie. Mit ihr müssen wir sprechen. Sie können doch einen Stadtplan auf Ihr Smartphone laden?«
    »Klar.« Er tat es, während er einen Schluck von dem gefärbten Wasser nahm, das hier als Kaffee verkauft wurde. »Also?«
    »WBG Waterkant?«
    »Sitzen in der Kopernikusstraße 55.«
    »Ah, in der Nähe des Neubaus der Bundespolizeiinspektion?« Auch Barbara probierte den Kaffee. Ihr Kommentar war ein Achselzucken. »Die Eltern wohnen in Dierkow, Fontaneweg. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zum letzten Mal in Dierkow gewesen bin – das ganze östliche Warnowufer kommt mir so weit weg vor wie New York. Irgendwann in der Kindheit vielleicht … Gott, vor 30 Jahren? Oder mehr? Na, egal. Mein Vorschlag wäre: Schule, WBG, Eltern. Was denken Sie?«
    Uplegger stimmte zu, ohne dass er die Karte konsultieren musste, denn auch ihm erschien dieser Weg unter topografischen Gesichtspunkten der logischste.
    »Zuvor zeige ich Ihnen aber die Tür«, sagte er.
    Draußen bewies Barbaras Knirps als Erster, dass es einen kapitalen Unterschied zwischen preiswert und billig gab: Als sie ihn wieder öffnete, musste sie feststellen, dass sich die Bespannung gleich an zwei Stellen von den Speichen gelöst hatte. Die Streben ragten nackt in die Luft, wodurch der Regenschutz erheblich reduziert war.
    Immerhin konnte sie noch Kopf und linke Schulter trocken halten.
    Die Tür, die Uplegger ihr unbedingt zeigen wollte, obwohl Barbara von ihrer Existenz bereits wusste, befand sich an der zum Boulevard gerichteten Seite des Hochhauses. Sie war ein Alptraum

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