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Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Titel: Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinstorff-Verlag
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ich damals ziemlich klein war, ich weiß noch ganz genau, wie du die Typen aus der Regierung genannt hast: den Ministerpräsidenten hast du als einen hochgespülten Tierarzt bezeichnet und die Kultusministerin eine runterzuspülende Pfäffin. Weil sie das Institut kaputtgemacht haben, von dem sie doch überhaupt keine Ahnung hatten. Da habe ich bei Cordan auch einen Spruch gefunden, aus der Nachkriegszeit 1945, der auf die Wende zutrifft wie die Faust aufs Auge: »Als man sie alle wiederfand, da waren sie beim Widerstand.« Cool, was? Echt zum Lollen.
    Dir ist längst klar, dass ich angefangen habe, Romanistik zu studieren, Spanisch auf Lehramt und Italienisch gleich mit – das brauche ich ja, um das Buch lesen zu können, du weißt schon, welches! Und irgendwie mag ich das Spanische ja, trotz subjuntivo :-)
    Diese Briefe sind auch so was wie ein Tagebuch für mich. Doch heute will ich die Beschreibung meines Zimmers fortsetzen. Wenn man von meinem Schreibtisch, der da steht, wo früher der Kinderschreibtisch war (kannst du es dir noch vorstellen?), also wenn man da nach links guckt, sieht man eine Pinnwand. Ins Zentrum habe ich ein großes Farbfoto gepinnt von Schädelschreinen auf den Salomonen (Skulls Island), daneben hängt das Plakat der Ausstellung Schädelkult in den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim; noch eins hängt draußen an der Tür!
    Schädelkult ist nicht mehr nur dein Thema! Und ich habe da sogar gearbeitet, als Praktikant. Auf das Museum bin ich aber wegen der Mumien gekommen, Mumie M3, Kind mit losem Kopf aus Peru, mein kleiner Liebling.
    Ich schreib dir später mehr dazu.
    Bild und Plakat habe ich garniert mit Zeitungsartikeln. Zwei sind von 1997. Da geht es um eine Immobilientussi aus Berlin, die ermordet wurde, und man hat die Leiche gefunden in einem Bewässerungskanal der Lewitzer Wiesen. Ohne Kopf! Man weiß bis heute nicht, wer der Mörder ist. Und der Kopf ist auch nicht aufgetaucht. LMAO! Du weißt doch, was das heißt? Laughing my ass off!
    Dann noch Artikel über eine kopflose Frauenleiche aus dem Tollensesee bei Neubrandenburg. Ich will nicht sagen, die gleiche Geschichte, aber so ähnlich. Frau umgebracht und Kopf ab! Das war aber erst im Januar 2012.
    Die Alte wird verrückt, wenn sie vor der Pinnwand steht. Sie fragt mich immer, was das soll. Ich tippe dann auf deinen Aufsatz, dann sagt sie nichts mehr.
    Von der Bücherwand habe ich schon geschrieben. Rechts davon stehen zwei Glasschränke, von Oma geerbt. Weißt du, diese Glasschränke, die früher bei ihr im Wohnzimmer standen? In dem einen hatte sie ihre Bücher, in dem anderen Sammeltassen.
    Ich bewahre da jetzt meine Präparate auf. Du warst schon weg, da hab ich mit dem Präparieren angefangen. Inzwischen habe ich 31 Tierschädel von Fröschen, Katzen, Hunden, Ratten und Mäusen, auch ein Kaninchen, das mal dem Nachbarn gehörte: LMAO!
    Querido papá, ¡hasta la próxima carta!
    Dein Sohn Tzitzimitl
    PS: Tezcatlipoca, der böse Bruder, wetzt die Messer und das Blutopfer steht bevor.

III Windmühlen
    Uplegger musste die Scheibenwischer auf volle Kraft stellen, nicht nur wegen des Regens, sondern auch, weil der Laster vor ihm Spritzwasser hochwarf; auf der St.-Petersburger Straße standen tiefe Pfützen. Barbara, die es sich auf dem Beifahrersitz bequem gemacht hatte, telefonierte. Auch wenn Uplegger nur ihre Fragen und Bemerkungen zu hören bekam, wusste er, dass sie mit einem Revierkriminalisten sprach und dass es um die Personen ging, die Frau Höhne gesehen haben wollte. Zwei Namen fielen: Christen und Gruschinski. Letzterer war neu für ihn. Aber Barbara setzte ihn prompt in Kenntnis: »Frau Christen, Vorname Ulrike, arbeitet tatsächlich Schicht. Im Briefzentrum Roggentin. Ein Kollege ist unterwegs zu ihr. Das Ehepaar, das die Hönig im fraglichen Zeitraum gesehen hat, sind Peter und Marion Gruschinski. Er ist Kieferchirurg … ich habe als Kind immer gedacht, es heiße Kiefernchir-urg, bis mir mal jemand erklärte, ein Zahnklempner würde doch keine Bäume behandeln! Wie dem auch sei, seine Praxis ist in Toitenwinkel, und sie arbeitet in Dummersdorf in der Tierzuchtforschung. Sie waren im Theater, haben ein Abonnement, wie es sich für Zahnarztens gehört. Von Lena Schultz haben sie noch nie gehört, auch nicht von Morbacher, Güntzel, Besenbinder oder Nerdich. Charlie Münz hatte den Eindruck, dass sie die Nase ziemlich hoch tragen und sich selbst genügen.«
    »Bauen Zahnärzte nicht Einfamilienhäuser?«
    »In deren

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