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Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Titel: Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinstorff-Verlag
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, lag obenauf.
    »Sie scheint sich selbstkritisch mit ihren Defiziten auseinandergesetzt zu haben«, sagte Barbara nicht ohne Ironie und deutete auf den Titel. Das von einem gewissen Bernd Binder verfasste Werk hieß Warum wir nicht erwachsen werden (wollen). Die Peter- und Petra-Panisierung Westeuropas.
    »Sie war Ihrer Ansicht nach infantil?«, fragte Jonas.
    »Sieht doch aus, als hätte sie teilweise in einer Märchenwelt gelebt, oder wofür sprechen die Kuscheltiere und Puppen und Kinderbücher? Und ihre Träume von Starruhm kann ich nicht als erwachsen empfinden. Vielleicht hat sie dissoziiert …«
    »Was, bitte?«, wollte Herr Flegel wissen. Barbara winkte abermals ab.
    Natürlich musste ein Protokoll aufgesetzt werden, woran vor allem Flegel erinnerte, der nun anscheinend so rasch wie möglich zurück in sein warmes Büro wollte. Während Barbara die Spusi rief, stellte Uplegger fest: »Hier gibt es wohl kein Telefon.«
    Es gab doch eins, in dem Kuscheltierzimmer. Am dortigen Schreibtisch füllte Barbara einige Formblätter aus, und um Platz zu schaffen, hatte sie, nachdem Uplegger Aufnahmen mit seinem Smartphone gemacht hatte, ein paar der Tiere zur Seite geschoben. Der unter ihnen verborgene Apparat wäre dabei fast zu Boden gegangen.
    Als das Protokoll vollendet war, unterschrieben es sowohl Barbara als auch Flegel, der selbstverständlich eine Durchschrift erhielt, damit auch er etwas abzuheften hatte. Uplegger begleitete ihn hinunter, um die Einmalhandschuhe aus dem Wagen zu holen; Barbara war für ein paar Minuten allein in der Wohnung. Sie lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück und lauschte auf die Geister. Leider vernahm sie nur das Geräusch, das der stärker gewordene Regen verursachte – die Geister der Wohnung schwiegen.
    Ein für asexuell gehaltenes Mauerblümchen mit schrecklicher Stimme als Domina, das war wirklich eine Überraschung, wobei ihr die tiefe Stimme vielleicht von Nutzen gewesen war. Dass Lena die aktive Position eingenommen hatte, war wohl sicher. Vermutlich waren die Zweifel an den Männerbekanntschaften, die sie in ihren Tagebücher so ausführlich dargelegt hatte, doch nicht angebracht.
    Barbara grub in ihrer Tasche und stieß dabei auf eine Schirmhülle – wo war der dazugehörige Schirm? Vielleicht im Wagen … Mit der Hülle als Fingerschutz öffnete sie eine Schreibtischlade. Außer einer Gelbe-Seiten-CD enthielt sie nur einen Briefumschlag ohne Fenster im Format DIN lang. Es half nichts, wenn sie einen Blick hineinwerfen wollte, musste sie die blanken Finger benutzen, wenigstens die Fingerspitzen. Papier war Spurenträger, aber man würde ihre Abdrücke schnell von anderen scheiden können.
    In dem Umschlag befanden sich Banknoten. Barbara zog sie behutsam heraus und zählte: 950 Euro. Das Geld, das Lena auf das Tagesgeldkonto der Royal Scottish überwiesen hatte, stammte vielleicht aus dieser Quelle. Für eine junge Frau, die gerade ausgelernt hatte, waren 12000 ja nicht wenig.
    Barbara schob die Scheine zurück, legte den Umschlag in die Lade, verschloss diese und zog die nächste auf. Drei Notizbücher mit marmoriertem Umschlag kamen zum Vorschein. Die Tagebücher der Domina Sarah stand auf dem Beschreibfeld. Die Tagebücher waren mit römischen Ziffern beschriftet, und Barbara hatte allein schon wegen des Titels das Gefühl, sie seien für eine Veröffentlichung bestimmt gewesen. Außerdem machte sie stutzig, dass dieses Wort schon einmal gefallen war: Was wusste Morbacher? Hatte er mit seiner Bemerkung, Lenas Stimme habe sich für eine Diseuse oder eine Domina geeignet, einen Hinweis geben wollen? Und hatte er das auch zu Lena selbst gesagt? Er konnte auch ihr Zuhälter sein, wenn sie einen gehabt hatte. Aber dann hätte er wohl keine versteckten Hinweise gegeben.
    Da Barbara nicht zu viele Spuren hinterlassen wollte, schickte sie sich an, die Tagebücher zurückzulegen. Sie musste dazu den Kopf etwas beugen und entdeckte ganz hinten in der Schublade weitere Briefe, die ein Gummi zusammenhielt. Vorsichtig zog sie den Stapel heraus und betrachtete nur den Stempel auf dem obersten Umschlag: Der Absender war Baltic Sea International Campus in der Kieler Straße von Eckernförde.
    Uplegger war zurück und nahm kommentarlos zur Kenntnis, wie Babara wieder einmal mit den Vorschriften umsprang. Nun jedenfalls streifte sie sich Handschuhe über ihre Wurstfinger, und er tat es ebenfalls, allerdings waren seine Finger lang und schlank.
    Sie zog den Brief aus dem

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