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Moerder Im Gespensterwald

Moerder Im Gespensterwald

Titel: Moerder Im Gespensterwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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Tim heute Mittag gewünscht hatten, würde hoffentlich nicht stattfinden.
    ***
    Als Barbara bei der Ruine parkte, hatte sich auf dem Platz vor dem Wald Einiges verändert: Die Krankenwagen waren fort, auch einige Streifenwagen hatten den Ort verlassen. Die beiden Busse der Bereitschaftspolizei waren noch da. Die Hecktüren des Kastenwagens von der Gerichtsmedizin standen offen, auf der Ladefläche konnte man zwei Leichensäcke ausmachen. Direkt daneben hatte sich Ann-Kathrin Hölzel zu Dr. Geldschläger gesellt, einem Arzt, der keine Leiden linderte oder heilte. Als sie Kuddel sah, kam sie sofort herbei. Geldschläger wandte sich zu der rot-weißen Schranke, von wo zwei Gehilfen auf einer Trage einen dritten Leichensack transportierten. Offensichtlich war dieser Sack nicht schwer.
    Uplegger stieg aus. Barbara ordnete vor dem Rückspiegel rasch ihr Haar, das infolge des Regens in noch größerer Unordnung war als üblich, dann folgte sie. Ann-Kathrin sah ziemlich niedergeschlagen aus.
    Auch wenn sich Barbara nicht durch Philantropie auszeichnete, diese Kollegin hatte sie ins Herz geschlossen, obwohl sie keine unglückliche Frau war; wobei, von wem konnte man das schon mit Bestimmtheit sagen? Ann-Kathrin war mit einem gut verdienenden Radiologen verheiratet, hatte zwei nach allgemeinem Verständnis gut geratene Töchter, gut in der Schule, gut im Freizeitsport, eigentlich gut in allem, in dem man gut sein konnte – so viel Gutes war Barbara prinzipiell suspekt. Man hatte vor einigen Jahren gebaut, ein Haus in Kessin, vielleicht sogar ein intaktes. Sie machten viele Reisen, waren in Griechenland gewesen, in Spanien, Tunesien und unlängst in Schottland – eine sogenannte normale Familie, etwas das Barbara hasste wie die Pest. Bei Ann-Kathrin war es anders. Ihr imponierte, dass sie dem Chef Paroli bot, wenn der wieder einmal wie selbstverständlich Überstunden erwartete. Auch Uplegger litt darunter, wenn er seinen Sohn vernachlässigen musste, aber er litt still. Ann-Kathrin ging für ihre Kinder auf die Barrikaden. Sie war eine Mutter, wie Barbara sie schmerzlich vermisst hatte.
    »Bella«, sagte sie, eine Anspielung auf Upleggers Italienleidenschaft, die zwischen ihnen zum Ritual geworden war. »Sprich! Was brennt dir auf den Nägeln?«
    »Karina. Ich habe mit der Mutter gesprochen. Sie hat mich in ihr Schlafzimmer gebeten …«
    »Sie hat ein eigenes?«
    Ann-Kathrin nickte. »Das Ehepaar Dünnfelder schläft getrennt. Angeblich weil der Mann so schnarcht. Ich glaube, die Ehe ist im Eimer. Alles in allem war es höchst unerquicklich. Ständig kam der Mann rein und störte. Ich musste ihn in seinem eigenen Haus des Zimmers verweisen … Puh, war das alles ekelhaft!«
    »Ich hätte das gar nicht ausgehalten«, sagte Uplegger.
    »Nein, Sie wären vor Mitleid zerflossen«, erwiderte Barbara. »Was für einen Eindruck hast du von der Frau?«
    »Schwer einzuschätzen.« Ann-Kathrin hob die Schultern. »Ich meine, sie hat ziemlich schwere Geschütze aufgefahren. Einmal, so sagte sie, habe ihr Mann mit Karina gebadet, und sie sei zufällig dazugekommen, weil sie etwas aus dem Bad brauchte. Dabei habe sie gesehen, dass er … nun ja, in der Scheide des Mädchens herumfummelte. Karina war drei.«
    Uplegger schlug eine Hand vor den Mund und gab ein ersticktes Geräusch von sich, Barbara war nicht so leicht zu erschüttern. Ihr war sofort ein logischer Fehler aufgefallen: »Wenn die Frau etwas aus dem Bad brauchte, hat sie es nicht zufällig betreten.«
    »Tja … Jedenfalls, meint sie, hat ihr Mann in der Folgezeit öfter … Sie will manchmal nachts hören, wie er ins Kinderzimmer schleicht. Nun glaubt sie, dass er die Tochter entführt oder sogar umgebracht hat.«
    »Was glaubt sie?« Nun war auch Barbara erschrocken. »Wie kommt sie darauf?«
    »Eine Viertelstunde, nachdem sich Karina auf den Weg zu ihrer Freundin gemacht hat, hat auch er das Haus verlassen.«
    »Hast du ihn damit konfrontiert?«
    »Natürlich. Er streitet ab und will die ganze Zeit im Arbeitszimmer gewesen sein.«
    »Bei sexuellem Missbrauch hätte Dünnfelder ein Motiv.« Barbara massierte nachdenklich ihre Nasenflügel. »Hast du Klinkenputzer losgeschickt?«
    »Ich habe selber geputzt. Zwei Nachbarn haben die Kleine auf ihrem Fahrrad in der Strandstraße Richtung See fahren gesehen, etwa um 11:25. Von dort ist sie in die Uferstraße gebogen. Dort wohnen Bachs, die Eltern ihrer Freundin Ulrike. Nach Angabe des Vaters, eines ausgemachten Widerlings

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