Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moerder Im Gespensterwald

Moerder Im Gespensterwald

Titel: Moerder Im Gespensterwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
Vom Netzwerk:
Leben werde ich Historiker. Oder besser noch: Archäologe.«
    »Ach?« Uplegger nahm ihn scharf ins Visier. »Jemand, der im Boden wühlt?«
    »Wenn Sie es so ausdrücken wollen. Aber Sie sind sicher nicht gekommen, um ein Gespräch über Herodot zu führen.«
    »Nein, Herr Dünnfelder.« Uplegger betrachtete ausgiebig die Titel in der Kunstabteilung der Büchersammlung. Der Hausherr hatte sie sowohl nach Themen als auch nach der Größe geordnet. Der Polizist entdeckte zwar einen Fehler in der Ordnung, einen kleinen Katalog des Museums Heraklion zwischen zwei üppigen Bänden über die Vasenmalerei Apuliens, Kalabriens und der Basilicata, aber er fand keinen Titel über Münzen. Schließlich wandte er sich um, schaute den anderen aber nicht direkt an. »Wir haben Karina gefunden. Leider ist sie … nicht mehr am Leben.«
    Martin Dünnfelder reagierte nicht sofort. Er saß da, den Rücken gegen die Lehne gepresst, und wirkte wie erstarrt. Erst nach einer Weile begann er, die Finger in das Leder zu krallen, und sein Oberkörper ging vor und zurück. Seine Lippen vibrierten, er setzte zum Sprechen an, doch kein Ton kam heraus.
    »Möchten Sie … ein Glas Wasser?«
    Keine Antwort. Der Blick des Mannes war in den Raum gerichtet, auf die Regale, vielleicht sah er durch sie hindurch. Tränen quollen aus den Augenwinkeln, rannen über die Wangen. Draußen kreischten Möwen.
    »Meine Kleine«, flüsterte er endlich. »Mein kleines Mädchen …« Dann schoss er hoch, lief zur Fenstertür, riss sie auf und stürzte auf die Terrasse, nahm einen Korbstuhl, hob ihn weit über den Kopf und schleuderte ihn laut schreiend in den Garten. Bevor er sich den nächsten Stuhl vornehmen konnte, war Uplegger bei ihm und fiel ihm in den Arm.
    »Es tut mir leid.«
    Dünnfelder wurde unvermittelt gefährlich ruhig. »Mein Herz ist seit Jahren leer … und kalt, nur Karina konnte es noch erwärmen.« Er klopfte sich auf die Brust. »Kann es nicht endlich aufhören mit diesem dämlichen Blubb-blubb?«
    »Herr Dünnfelder, soll ich ein …?«
    »Nein.« Er machte eine beinahe unwirsche Handbewegung. »Wir haben genug Beruhigungsmittel im Haus.« Er lachte schrill auf. »Wenn wir so viel Geld hätten wie Pillen, ginge es der Firma bestens. Oh, nein!« Er bäumte sich auf, richtete das Gesicht zum Himmel. »Nein!«, schrie er und meinte vielleicht Gott. »Ich schlag sie tot!«
    »Wen?«
    »Meine Frau. Sie ist schuld.«
    »Doch nicht am Tod Ihrer Tochter?«
    »An allem, Herr … An allem!«
    Schließlich ließ sich Dünnfelder doch überreden, ein Glas Wasser zu trinken. Uplegger holte es aus der Küche und fragte sich, wo die Frau sein mochte.
    Dünnfelder saß wieder auf der Couch und trank mit geschlossenen Augen. Uplegger lehnte sich mit verschränkten Armen an ein Regal und beobachtete den Mann. Dessen Züge waren entgleist, sie hingen quasi und machten ihn um Jahre älter. Sein Schock schien echt zu sein.
    Ein paar Minuten verstrichen, dann hörte man ein Auto auf das Grundstück fahren. Dünnfelder öffnete die Augen, sein Körper spannte sich, doch er blieb sitzen. Die Haustür wurde geöffnet, hohe Absätze klackten über die Fliesen im Vestibül.
    »Martin?«, rief Frau Dünnfelder, und es klang fröhlich. »Bin wieder da! Ich habe mir ein paar Sachen gekauft!« Die Tür zum Arbeitszimmer stand eine Handbreit offen, sie musste sie nur aufschieben, dann trat sie ein. Uplegger riss die Augen auf, als er sie sah. Sie hatte ihre Einkäufe offenbar gleich anbehalten: ein enganliegendes schwarzes Kostüm, einen schwarzen Hut, schwarze Strümpfe und schwarze Pumps. Sie trug Trauerkleider – und lächelte zufrieden.
    »Frau Dünnfelder, wissen Sie es schon?«, fragte er konsterniert.
    »Was weiß ich schon?« Das Lächeln erstarb. Obwohl sie gewohnt zu sein schien, auf hohen Absätzen zu laufen, knickte ihr rechter Fuß um.
    »Sie haben sich schwarze Kleidung gekauft …«
    »Es steht mir. Ich … was ist passiert?«
    »Nein, du lügst!« Martin Dünnfelder sprang auf und ließ das Glas einfach fallen. »Diese Klamotten … diese Farbe …« Die Worte überschlugen sich, er hechelte geradezu. »Strafe … eine Anklage … ewiger Vorwurf … schwarz …«
    »O Gott!« Frau Dünnfelder begriff. Oder spielte sie das nur? Sie streifte die Schuhe ab, drehte sich um, ging auf Strümpfen hinaus. Uplegger wollte ihr folgen, Dünnfelder winkte ab. Eine Tür fiel zu.
    »Was wird sie denn jetzt tun?«
    »Was schon?« Dünnfelder betrachtete die Scherben

Weitere Kostenlose Bücher