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Moerder Im Gespensterwald

Moerder Im Gespensterwald

Titel: Moerder Im Gespensterwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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…«
    »Golddukat ist eine Tautologie.«
    »Ja, so?«
    »Hm. Der Dukat ist eine Goldmünze und stammt ursprünglich aus Venedig, wo man 1284 begann, eine Goldwährung zu prägen. In der Folgezeit breitete er sich auch nördlich der Alpen aus und verdrängte den Gulden. Nomen est omen, der bestand auch aus Gold. Um auf Ihre Frage zurückzukommen …«
    »Ich habe keine gestellt!«
    »Aber ich habe eine gehört.« Hübner hustete, vielleicht war es auch ein trockenes Lachen. »Sie wundern sich, warum sich Wismarer und Rostocker Münzen im selben Schatz befinden. Nun, damals zirkulierten viele verschiedene Währungen im Hanseraum – auch wenn die Hanse nach dem Dreißigjährigen Krieg praktisch bedeutungslos war. Es gab damals nicht so viele Währungsreformen; ich hingegen habe in meinem Leben mehrere erlebt. Wer auch immer die Münzen vergraben hat, er könnte es auch wegen der Materialwertes getan haben. Meines Erachtens besteht der gesamte Fund aus Edelmetall.«
    »Wenn es überhaupt ein Fund ist. Ich könnte mir ebenso vorstellen, dass die Münzen gestohlen wurden.«
    »Das müssten Sie doch herausfinden können. Sie sitzen an der Quelle.«
    »Natürlich!« Barbara tippte sich an die Stirn. »Als Diebesgut wären sie zur Sachfahndung ausgeschrieben. Es sei denn, auch der Bestohlene hätte sie schon unredlich erworben. Sie haben das Foto vor sich: Wie viele Stücke sind es ungefähr?«
    »Die Zahl lässt sich bestimmen. Es sind 43.«
    »Und der heutige Wert?«
    »Kann ich nicht sagen.«
    »Ich danke Ihnen. Sollte ich Sie noch einmal aufsuchen, was wahrscheinlich ist, kaufe ich ein paar Bücher.«
    »Was interessiert Sie denn?«
    »Diese seltsame Broschüre. Wie war das noch? Die Wirksamkeit einer oligopolen Diät bei verhaltensgestörten Kindern?«
    »Ach, die!« Nun lachte Hübner wirklich. »Sie stammt aus dem Nachlass einer Dame, die beim Jugendamt gearbeitet hat. Ich schenke sie Ihnen.«
    »Kann ich nicht annehmen. Sie ist viel zu kostbar.«
    »Ganz bestimmt. Also dann, tschüßing!«
    »Ja, tschüß!«
    Barbara starrte noch eine Weile auf den Bericht, der vor ihr auf dem Tisch lag, ohne auch nur ein Wort aufzunehmen. 43 Münzen, überlegte sie. Wie mochte sich der Anonymus die Schatz-und Geldübergabe vorgestellt haben? Und wo? Vor allem aber: Wie wollte er direkten Kontakt aufnehmen? Durch einen Anruf im Museum? Denn irgendwie musste er in Erfahrung bringen, ob man sich im Historischen Museum überhaupt für die Münzen interessierte.
    Je länger sie darüber nachdachte, desto dilettantischer kam ihr dieser ganze Handel vor.
     
    Mareike Dünnfelder hatte sich im Bad eingeschlossen. Nach draußen drangen verschiedene Geräusche – das Schlagen von Schranktüren, Geklapper von metallischen Gegenständen. Ihr Mann blieb demgegenüber teilnahmslos. Wie Uplegger feststellte, waren Klinke und Türblech so locker befestigt, dass sie sich rasch lösen ließen.
    Mit tränennassem Gesicht saß sie auf einer blauen Matte vor der Wanne, den linken Arm entblößt, mit einer spitzen Schere in der rechten Hand. Der Kommissar sah die Narben auf der Innenseite des Unterarms und zückte sofort sein Telefon, doch der Ehemann meinte müde, dass ein Arzt völlig unnötig wäre. Ohne große Worte hob er seine Frau auf, stützte sie und brachte sie die Treppe hinauf, was sie widerstandslos duldete.
    Danach saßen die Männer wieder im Arbeitszimmer, beide auf ihre Art verstört. Auf Dünnfelders Stirn hatten sich Schweißperlen gebildet. Er blies über einen heißen Pott Kaffee. »Dass Sie das selbst heute wagt«, sagte er leise mit gesenktem Blick. »Immer, wenn sie das Gefühl hat, nicht genügend Aufmerksamkeit zu bekommen, oder wenn sie etwas durchsetzen will, inszeniert sie diese Nummer. Sie ist so unverschämt egoistisch …«
    »Ihre Frau ist krank, Herr Dünnfelder!«
    »Was Sie nicht sagen! Ich weiß es, Sie wissen es … Sie will es nicht einsehen.«
    »Wenn sie krankgeschrieben ist, muss sie doch untersucht worden sein.«
    »Ja, beim Hausarzt. Dort erhält sie eine Krankschreibung schon fast automatisch, und die Rezepte für all die Schlaf-und Beruhigungsmittel druckt die Schwester auf Blankoformularen aus. Manchmal denke ich, neben all ihren sonstigen Macken ist sie mittlerweile auch tablettensüchtig. Ich habe ja mit dem Arzt gesprochen. Er tippt auf Stress oder Burn-out. Das glaube ich aber nicht. Es ist etwas anderes, etwas, das aus ihrem Inneren kommt. Mein Gott, ich habe Bücher gewälzt, um irgendwie …«

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