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Moerder Im Gespensterwald

Moerder Im Gespensterwald

Titel: Moerder Im Gespensterwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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Lederschürze.
    Barbara studierte die Tafel. Wenig überraschend verkauften die Jähnickes Fisch in allen erdenklichen Formen, geräuchert, gebacken, gebraten, eingelegt als Matjes, auf Brötchen, mit Kartoffelsalat, mit oder ohne Zugabe. Backfisch mit Bratkartoffeln: Barbaras Magen drehte sich. Allerdings vollzog er nur eine Vierteldrehung, denn als sie einen Blick unter die Persenning warf, sah sie einen weiteren Mann mit Lederschürze, ebenso stiernackig, aber etwas älter als der Raucher. Angeblich sollte der Fisch frisch sein, aber was er dort in die Pfanne warf, ähnelte den eingefrorenen panierten Filetblöcken aus dem Supermarkt.
    »Na, schöne Frau, wie wär’s mit einem Räucheraalbrötchen?« Der Raucher blies Kringel in die Luft. Barbara zog die Brauen hoch. Mit ihren am Körper klebenden Klamotten fühlte sie sich nicht gerade wie die Prinzessin auf der Erbse, sondern eher wie eine aus dem Wasser gefischte üppige Meerjungfrau.
    »Ist Ihr Vater da?«
    »Wieso?« Er warf die Kippe zu Boden und trampelte auf ihr herum.
    »Kripo Rostock.«
    »Wie Kripo sehen Sie aber nicht aus.«
    Wie oft hatte sie das schon zu hören bekommen? Überwiegend ranke und schlanke Polizisten gab es nur in den TV-Serien, aber dort rannten sie auch ständig hinter jemandem her, sprangen über Autodächer oder standen mit gezückten Pistolen vor Wohnungstüren. Barbara hatte das alles nicht nötig, denn für das Rennen, Springen und Stehen gab es Spezialisten. Sie saß und teilte wie viele andere Ordnungshüter die weit verbreiteten Volkskrankheiten: Hämorrhoiden, Zucker und Kummerspeck.
    »Wie läuft das Geschäft?«
    »Bei dem ständigen Gepladder? Mau. Also, was wollen Sie?«
    »Können Sie sich das nicht denken?«
    »Nö.«
    »Keine Leichen im Keller?«
    Er lachte, aber nur mit den Lippen, die Augen waren unbeteiligt: »Das werde ich Ihnen nicht auf die Nase binden.«
    »Und wenn ich Ihnen sage, dass ich von der Mordkommission komme? Fällt dann der Groschen?«
    »Pling, pling«, machte er. »Es geht um diese scheußliche Sache im Gespensterwald.«
    »Bingo!«
    »Vier Tote?«
    »Inzwischen fünf.«
    »Das ist ja entsetzlich«, rief er, aber die Bestürzung klang nicht echt. »Na, dann kommen Sie man an Bord.«
     
    Lars »Ali« Albrecht schien sich pudelwohl zu fühlen und die Aufmerksamkeit der Polizei zu genießen. Seine Mutter ignorierte er völlig. Uplegger wollte ihm das Gefühl von Überlegenheit erst allmählich nehmen, also begann er sanft: »Woher kennst du die anderen Jungen von der Hütte?«
    »Na, aus Nienhägen.«
    »Nienhägen?«
    »Jo. So sagen wir das. Auf Englisch.« Lars zwinkerte vertraulich.
    »Wir haben darauf geachtet, dass er früh Fremdsprachen lernt«, erklärte die Mama. Ihr Sohn verzog das Gesicht. »Er hat bereits eine bilinguale Kita besucht. Privat geführt. Die Sunshine Kinder in Warnemünde.«
    Uplegger nickte und verschwieg, was er sowohl von bilingualen Kitas als auch von der Vermischung der Sprachen hielt.
    »Und in der Schule?«
    »Englisch ab Klasse 1. Später soll er auch noch Französisch lernen. Ohne Sprachen kommt man heute nicht weit.«
    Das sollte man den Hoteliers und Gastronomen von MV ins Stammbuch schreiben, dachte Uplegger, der irgendwo gelesen hatte, dass es mit deren Sprachkenntnissen nicht weit her war.
    »Ich darf Ali sagen?«, fragte er den Jungen. Der nickte. »Ich habe gehört, dass ihr manchmal Piraten spielt?«
    »Ja, aber eher die Kleinen. Ich find’s nicht so cool.«
    »Einer hat mir erzählt, dass ihr auch mal Karina und Ulli aufgelauert habt. Du weißt, von wem ich spreche?«
    »Logisch.« Ali ließ nicht erkennen, dass ihn die Erwähnung von Karina beeindruckte, aber der Teint seiner Mutter hellte sich auf. »Karina wurde abgestochen.«
    »Ali!«, kreischte Frau Albrecht. »Wie redest du?«
    »Wurde sie doch?« Die Augen des Jungen glänzten kalt.
    »Dazu darf ich nichts sagen. Ihr habt die beiden Mädchen gefesselt?«
    »Nur so’n bisschen. Die hätten sich ganz leicht befreien können.«
    »Aber sie mussten euch Lösegeld zahlen?«
    »Nicht richtig. Wir sind paar Runden mit Karinas Fahrrad gefahren … Das ist so’n geiles Teil … Und Ulli hat uns eine alte Münze gegeben.«
    »Wer hat die jetzt?«
    »Ich.«
    »Und wo?«
    »Hier.« Er fuhr mit der rechten Hand in den Ausschnitt seines T-Shirts und förderte ein Lederband zutage, an dem das Geldstück befestigt worden war. »Das Loch hat mein Opa reingebohrt.«
    »Aber das ist doch Diebstahl«, hauchte Frau

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