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Moerder Im Gespensterwald

Moerder Im Gespensterwald

Titel: Moerder Im Gespensterwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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Albrecht, für die gerade eine kleine Welt zusammenbrach: Trotz bilingualen Kindergartens und Englisch ab der ersten Klasse hatte ihr Sohn geklaut! Ali streifte das Band über den Kopf und reichte es Uplegger. Der warf einen Blick auf die Münze und war enttäuscht: Es handelte sich um eine D-Mark von 1972. Er hatte, aber hier war vor allem der Wunsch Vater des Gedankens, mit etwas Älterem gerechnet, am besten aus der Schwedenzeit …
    Uplegger gab das Geldstück am Band zurück. Die entscheidende Frage schob er noch auf.
    »Ich habe gehört, dass Timothy Dustin ein paar Bretter zu eurer Hütte beigesteuert hat. Ist auch etwas von dir dabei?«
    »Hm. Der Teppich.«
    »Welcher Teppich?« Als die Spusi die Hütte untersucht hatte, war keiner vorhanden gewesen.
    »Das würde ich auch gern wissen«, sagte Frau Albrecht.
    »Den ollen aus der Werkstatt. Hat Papa mir gegeben. Der war doch schon total … bäh!«
    »Wie sah der Teppich denn aus?«, wollte Uplegger wissen.
    »Ach, der war nichts Besonderes«, erklärte die Mutter. »Stammte noch aus der DDR. Irgendwas Synthetisches. Mit Rautenmuster.«
    Uplegger wechselte einen Blick mit Lutze: Das musste der Teppich sein, in den man Karinas Leichnam eingeschlagen und zum Mercedes der Wetterstroms transportiert hatte. Die Mörder hatten ihn nicht zum Tatort mitgebracht, was auch ungewöhnlich gewesen wäre. Sie hatten ihn dort vorgefunden, was bedeutete, dass sie sich bei der Hütte aufgehalten hatten – und vielleicht hatten sie dort auch geraucht.
    »Wann war es ungefähr, als dein Papa dir den Teppich geschenkt hat?«
    »Schon eine Weile her. Letztes Jahr oder so.«
    »Dann hat er also mehrere Monate bei Wind und Wetter in der Bude gelegen?«
    »Ja.«
    Uplegger betrachtete schweigend seine Aufzeichnungen, ein Moment der inneren Sammlung vor dem Überraschungsangriff: »Wie spielt man Massenmord?«
    »Was?« Frau Albrecht starrte ihn verwirrt an. »Was soll das für ein Spiel sein?«
    »Das möchte ich gern von Ali wissen.«
    »Pff«, machte der Junge nur. Überrascht war er keineswegs. »Nix Besonderes. Aber besser als Pirat und Wikinger und so’n Kinderkram.«
    »Also?«
    »Man muss sich tarnen. Dieser Norweger hat das nicht gemacht, aber is besser …«
    Die Mutter rang die Hände: »Welcher Norweger denn?«
    »Der da so viele Leute abgeknallt hat. Auf der Insel.«
    »So etwas spielt ihr?« Sie kannte ihren Sohn nicht mehr, hatte ihn noch nie gekannt. Aber wusste Uplegger, was in Marvin vorging? Nein. Wusste er es von Barbara? Wieder nein. Von sich selbst?
    »Also wir machen das immer mit Erde vom Feld und Wasser aus dem Tümpel.« Ali war in seinem Element und beachtete den Einwurf der Mutter nicht. »Da machen wir so ’ne Pampe und schmieren uns die ins Gesicht. Die Kleineren setzen sich dann noch Zweige auf den Kopf, das finden die irgendwie indianermäßig.« Er grinste dieses infantilen Verhaltens wegen. »Wir nehmen unsere Knarren …«
    »Was für Knarren sind das?«
    »Manche nehmen bloß Stöcke. Ich hab aber zum Beispiel ein AK-47, Morten und Chris haben etwas Ähnliches.«
    »Was ist ein AK-47?«, wollte Frau Albrecht wissen.
    »Kalaschnikow«, sagte Lutze.
    Sie wandte sich zu ihrem Sohn: »Und woher hast du das?«
    »Von Opa. Ist aber nicht echt.«
    Uplegger lächelte knapp. »Wie geht es weiter?«
    »Wir ziehen zur Steilküste und schwärmen aus. Da unten liegen immer Urlauber. Ist aber nicht der richtige Strand, ist also nicht so voll. Da sind oft Liebespaare. Die ballern wir alle ab. Von oben … tack, tack, tack, tack!« Er machte es mit ausgestrecktem Arm vor.
    »Ihr habt es also auf Liebespaare abgesehen?«
    »Nicht nur. Wenn nicht viel los ist, ficken die manchmal.« Der Junge grinste wieder. Seine Mutter sank zusammen. »Das überleben die nicht.«
     
    Ulf Jähnicke hielt sich in der winzigen Kajüte hinter dem Steuerhaus auf, wo er gerade einen Pott Kaffee trank. Er war ebenso breit wie seine Söhne, hatte Hände wie Schaufeln und ein rundliches Gesicht mit kleinen Augen. Für Barbara gehörte er auf Anhieb zu der Sorte von Männern, denen sie nicht im Dunkeln begegnen mochte. Zweifellos war er stark, und er wirkte auch brutal.
    »Vaddern, die Kripo«, sagte sein Sohn, der Joachim hieß. Barbara zwängte sich zwischen Tisch und Bank, auf der sie unaufgefordert Platz nahm. Joachim schloss die Tür, Jähnicke musterte sie mit unverhohlener Aversion.
    »Ich habe keine Zeit.«
    »Ich brauche nicht lange. Nur, bis Sie den Kaffee ausgetrunken

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