Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mörder im Zug

Mörder im Zug

Titel: Mörder im Zug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
Vom Netzwerk:
klarte wieder auf.
    »Nehmen das nicht auch die Franzosen für sich in Anspruch?«
    Er nickte eifrig und lächelte. »Und Chinesen. Aber französische Küche ist zu fett. Stopfleber, kennen Sie? Ist reines Gift!«
    Barbara gestattete sich ein kleines Lächeln, denn Stopfleber war selbst ihr zu schwer.
    »Sie haben es dann wohl zum Küchenchef gebracht?«
    »Erst als ich war mein eigener Herr. In Napoli. Ich habe in Firenze Mann aus Salerno kennengelernt. Das ist im Süden, ich weiß nicht, hundert Kilometer von Napoli? Er wollte machen Restaurant mit Frau und mich gefragt: Willst du in Küche arbeiten? Ja, ich wollen. Wollte. War kleines Ristorante in der Nähe von Piazza Garibaldi. Cucina salernitana. Schöne Zeit, auch weil Familie kam.«
    »Aber?«
    »Wie meinen Sie: Aber?«
    »Sie haben Neapel und Italien wieder verlassen.«
    Medanauskas nickte und schaute sich zur Theke um. »Ich muss erst Gast was bringen«, sagte er und stand bereits. Barbara folgte ihm mit dem Blick, doch verrieten seine Bewegungen nicht die geringste Unsicherheit. Nach nicht einmal zwei Minuten war er wieder zurück.
    »Zuerst lief alles gut. Die Kinder waren geworden kleine Italiener«, er lächelte, »auch Geschäft ging. Aber dann … Wie sagt man in Deutschland? Ein Wurm war drin.« Das Lächeln war Traurigkeit gewichen. »Wenn mein Partner hatte Dienst, es fehlte Geld in Kasse. Er machen Geschäft kaputt!« Medanauskas seufzte. »Da habe ich mir gesagt: Ich mache Restaurant nur noch allein. Und nicht mehr in Italia. War auch Heimweh da nach Baltisches Meer … Wir haben gesagt, meine Frau und ich: Gehen wir doch nach Ostdeutschland und machen da italienisches Ristorante.«
    »Sie haben Italien also aus Enttäuschung verlassen?«
    Er nickte.
    »Woher hatten Sie das Geld, um in Rostock neu anzufangen?«
    »Haben gespart. Jede Lira. Haben uns nichts geleistet. Und Napoli nicht so teuer.«
    Barbara überlegte kurz, ob sie die Mafialegende aufgreifen sollte oder nicht, und entschloss sich, es getrost zu versuchen. Also fragte sie: »Waren Sie in Neapel mit dem organisierten Verbrechen konfrontiert?«
    Medanauskas blickte sie verwirrt an. »Mit was?
    »Mit der Camorra?«
    »Wieso fragen Sie?«
    »Nennen wir es allgemeines polizeiliches Interesse.«
    Perviltas massierte sich die Schläfen.
    »Wir wussten natürlich, wer von Gästen dazugehört. Oder auch von Leuten aus unserer Straße. Das ist dort normal. Manchmal habe ich auch unterhalten und gedacht, das ist vielleicht ein Killer. Ich habe aber meistens in Küche gearbeitet.«
    »Haben Sie Erfahrungen mit Schutzgelderpressung gemacht?«
    »Nein.« Er schüttelte so vehement den Kopf, dass Barbara an seinen Worten zweifelte. »Nie.«
    »Okay. Haben Sie noch Kontakte nach Italien?«
    »Nur zu Weinbauern. Die habe ich aber nie gesehen. Macht alles Riccardo, mit Fax und Internet. Ich glaube, wir haben beste italienische Wein in Rostock.«
    »Und Ihre Kinder? Wie alt waren die, als Sie Neapel verließen?«
    »Muss ich rechnen … Manfredas vierzehn, Celina zwölf, Andriejus neun und Riccardo … vier? Ja, vier. Noch klein.«
    »Vielleicht haben sie noch Kontakte? Zu Freunden von damals?«
    »Hatten nicht viel Freunde. Nur Kinder von Partner. Von ihm haben wir nie wieder gehört.«
    »Wie hieß der Partner?«
    »Ich verstehe nicht. Warum Sie wollen das wissen?«
    »Beantworten Sie bitte meine Frage.«
    »Esposito. Gianluca Esposito.«
    »Danke.« Barbara deutete auf ihr leeres Glas. »Eins nehme ich noch. Als Schlummertrunk.«
    »Aber Sie dürfen nicht fahren Auto«, sagte Medanauskas und ging zum Tresen. Der Gast war still geworden und ließ den Kopf hängen. Perviltas tippte ihm an die Schulter, doch er rührte sich nicht.
    Das letzte Bier wollte Barbara in Ruhe trinken, aber dann fiel ihr doch noch eine Frage ein, die sie Medanauskas stellen wollte, bevor sie ihn von ihrer Anwesenheit erlöste. Als er die Rechnung brachte, die sie vorsorglich erbeten hatte, war die Gelegenheit da.
    »Ich habe noch etwas Heikles mit Ihnen zu besprechen«, begann sie behutsam. »Sagen Sie bitte, Herr Medanauskas, hat Andriejus Drogen konsumiert?«
    Perviltas fuhr zurück und riss die Augen auf.
    »Andrea? Drogen? Sie meinen … Kokain?«
    »Kokain?« In Barbaras Gehirn begannen sich die Zahnräder schneller zu drehen. »Warum ausgerechnet Kokain?«
    »Ich dachte nur …«
    »Es gibt auch andere Drogen. Cannabis, Marihuana …«
    »Niemals«, sagte Medanauskas überzeugt. »Nicht Andrea.«
    Es war bereits kurz

Weitere Kostenlose Bücher